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Meinbrenner Meinbrenner
zweige. So erricbtete er in Mährisch»
Neustadt eine Wollzeugfabrik und in
St. Polten eine Zitz- und Kattunfabrik,
welck letztere er später seinen Großneffen
Anton und Franz Fader und Joseph
Edlen von Weit tenhi l ler (dieser
trat aber bald wieder aus) überließ. Von
180l bis ungefähr l804 arbeitete auf
Anregung W e i n b r e n n e r's Alois
Sene fe l de r I M . XXIV, S. 102),
der Erfinder der Lithographie, in der
St. Pöltener Fabrik, wo dieser seine
epockemachende Erfindung auf den
Buntdruck von Kattunstücken anwen
dete. Wiederholt trat Weinbrenner
mit VorsckläZen zur Hebung des Han
dels in den Erblanden direct an die
Kaiserin Mar ia Theresia und später
an Baiser Joseph I I . heran. Diese
Eingaben, welche durch die Liebe zu
seinem Vaterlande und den Eifer, dem-
selben zu dienen, manche Wahrheit mit
großer und mannlicker Kühnheit vor die
Stufen des Thrones brachten, bilden
ein charakteristisches Merkmal der edlen,
hingebungsvollen und zielbewußten Thä-
tigkeit Wein brenne r's, der bei aller
schuldigen Ehrfurcht vor der hohen Re-
gierung keine Schranken kannte, wo es
sich um den Nutzen und den Vortheil
seines Vaterlandes handelte. So schrieb
er in einem „allerunterthänigsten Hof-
anbringen" an den Kaiser (Joseph II.1
wörtlich: .. .„Den Wiener Kaufleuten
fehlen zu einer stärkeren Ausfuhr die
nöthigen Kennwisse und Verbindungen,
dann aber auch die hiezu nothwendigen
Fonds. Von Seiten der Regierung da-
gegen geschieht noch immer zu wenig
für die Verbesserung der Strassen, ver>
nünfftige Zolltarife und die Erleichterung
der Manipulation bei den Zoll- und
Mauth-Aemtern, weilen man den Wohl'
stand des Staates nicht in dem Wohl- > stand der Bürger, sondern in der Echo-
hung des Staatskredites sucht, wodurch
die Kapitalien nicht wie in anderen Lan-
dern der Industrie, sondern den Staats-
kassen zufließen...." Ader trotz dieser
freien und kühnen Sprache, oder viel»
leicht eben deshalb, stand Weinbren-
ner bei seiner großen Kaiserin und deren
unsterblichem Sohne in hoher Gnade,
welche dieselben durch vielfache Beweise
bethätigten. So wurde er mittels Di-
plomes ääo. Wien 7. Juli 1768 von
der Kaiserin Mar ia Theresia in den
erbländischen Adelstand mit dem Ehren-
worte „Edler von" erhoben; 1771 er-
hielt er den Titel eines k. k. Commer-
zienrathes und am 27. Juli 1766 den
eines wirklichen k. k. niederösterrei
chischen Regierungsrathes. Von Kaiser
Franz I I . ward er ääo. Wien 30. März
179!) in den „Reichspanier- und Frei-
herrenstand" erhoben, nachdem er bereits
ääo. München 8. Juli 1792 vom Kur-
fürsten Kar l Theodor von Bayern
den Reichsvicariats-Freiherrenstand er<
halten hatte. Aber nicht nur Würden
und Titel erntete er für seine rastlose
Thätigkeit und seinen regen Unter-
nehmungsgeist, sondern auch einen für
seine Zeit seltenen Wohlstand, über
welchen Näheres S. 25 die Quellen be-
richten. Aber dieser Wohlstand machte
ihn nicht blind gegen unverdiente
und wahre Armut und Nothdurft
des Volkes. Vielfache Belege sind
noch heute aufzuweisen, welche Zeugniß
geben von dem Wohlthätigkeitssinne,
den er in stets unauffälliger und rück»
sichtsvoller Weise übte. Ebenso ließen
ihm seine vielfachen und ausgedehnten
Geschäfte noch Zeit, um auch auf dem
Gebiete der Volkserziehung Nützliches zu
leisten. Eine zielbewußte und gediegene
Schule als die Grundlage des Volks-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon