Seite - 53 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weil-Weninger, Band 54
Bild der Seite - 53 -
Text der Seite - 53 -
Weinmeifter 83 Weinmeister
Indem er sich die Erfahrungen und Ver-
besserungen der Neuzeit zu Nutze machte,
führte er die technischen Fortschritte, die
bei anderen ueuen Anlagen sich bewährt
hatten, auck in seinem Gewerk ein, dabei
versuchte er die damals noch verpönte
mineralische Kohle zum Fabriksbetriebe
zu verwerthen, führte ihren Gebrauch
allenthalben ein und gelangte zu ganz
befriedigenden Resultaten. Als er seine
Gewerkschaft auf die doppelte Leistungs-
fähigkeit gehoben hatte, um diese Zeit,
1831, begannen die internationalen
Ausstellungen in Paris, London. Er er-
zielte auf denselben mit seinen Fabri»
katen, welche die Aufmerksamkeit der
Fachleute erregten, erste Preise. So legte
er auf der Pariser Weltausstellung 4833
nebst einem Sortimente ausgezeichnet
schön gearbeiteter Sensen auch eine Reihe
von Materialien und halb fertigen
Waaren vor, um den stufenweisen
Gang der Erzeugung der steirischen
Sensen darzustellen, welche vom Zain»
brocke an bis zum Härten und Blau»
anlassen 72mal durch die Hände des
Arbeiters gehen. Weinmeister beschäf»
tigte damals gegen 30 Arbeiter und
hatte die jährliche Erzeugung seines Vor-
gängers von 36.000 auf 160.000 Stück
gehoben. Auf der Pariser Ausstellung
erhielt er, der einzige in dieser (43.1 blasse,
die goldene Ehrenmedaille. Die sämmt-
lichen Ausstellungsgegenstände seiner
Firma aber wuröen nach dem Schlüsse
der Ausstellung den Sammlungen des
kaiserlichen Oons^i-vatoirs äss g,rts et
niötinrs in Paris einverleibt. Auf der
internationalen Ausstellung zu London
1862 wurden seine Verdienste um die
Sensenfabrikation in Oesterreich von
Seite der Jury durch Zuerkennung der
Medaille, von Seiner Majestät durch
Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone gewürdigt. Auf der
Wiener Weltausstellung 1873 wies die
Firma wieder einen weiteren Fortschritt
nach, da die jährliche Erzeugung der
Sensen sich auf 200.000 Stück, die
Zahl der Arbeiter auf 80 gehoben und
als Specialität der Gerbstahl vorgewiesen
wurde. Aber auch nach anderer Seite
zeigte sich Weinmei ste r als Man'i der
That, indem er die Interessen seines
Industriezweiges mannhaft verfocht. So
war er der erste und eifrigste unter den
Männern, welche für die Einführung
eines FabriksMarkenschutzes ein-
standen, diese Angelegenheit immer
wieder anregten und Regierung und
Presse so lange bearbeiteten, bis es
ihren unablässigen und vereinten An-
strengungen gelang, das lang ersehnte
Gesetz für den Schutz der Fabrikszeichen
sanctionirt zu sehen. Dieser Erfolg war
besonders von Wichtigkeit für die Sensen-
industrie, welche sehr unter der Nach»
ahmung renommirter Fabrikszeichen
durch unfähige und gewissenlose aus-
ländische Fabrikanten litt. Die Familie
Wein meist er ist in der Sensenfabri-
kation eine hervorragende: so beschickten
die Pariser Weltausstellung 4833 neben
Christoph Weinmeifter noch drei
dieses Namens, nämlich F ranz und
Gott l ieb, beide Gewerke zu Spital
am Pyhrn, und Joseph, Gewerk'zu
Leonstein bei Steyer, mit Sensenfabri»
katen, und wurden erstere Zwei mit der
Medaille erster Classe, der Dritte mit
jener zweiter Claffe ausgezeichnet. Letz-
terer stellte dann auch zugleich mit Chri-
stoph zu London 1862 aus. Auf der
Weltausstellung zu Wien 1873 waren
aber die Weinme ister durch nicht
weniger als sechs Firmen vertreten:
Christoph Weinmeister zu Wasser-
leith bei Knittelfeld - C. H. Wein-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon