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Weinrich, Kai! Meinrich. Daniel Karl
sondern suchte auch im Wege der Schrift
für seine Sache fördernd zu wirken, und
so erschien in den neuen Schriften der
k. k. patriotisch'ökonomischen Gesellschaft
(Bd. IV, Heft 2) seine „Anne Anleitung
jnm Anbaue der AunKrlrübe für die inl'ündi3ihen
Zuckerfabriken, Mll'Höt inr den b'öhmi5ll)en
Nllndmünn".'welche auch besonders (Prag
1833, 8".) abgedruckt und vielfach ver-
breitet wurde, und bald darauf: „Nie
mueZten in den biilMiüchen Zuckerfabriken rin-
grlührten Verbe25ernngen" (ebd. 1833), in
welcher Schrift alle Erfahrungen nieder-
gelegt waren, welche Weinrich in seiner
mehrjährigen praktischen Leitung von
Zuckerfabriken gesammelt hatte; ein paar
Jahre später veröffentlichte er noch:
„Ueber die Vereitnng5urt des Zuckers aus
Runkelrüben, welche Nnrtur Zier ülL seine Or-
iindnng angegeben und uerknntt Hut" (ebd.
1837, 8".). Als der Mangel an durch-
gebildeten tüchtigen Fabriksleitern bei
dem raschen Aufschwünge dieses Indu»
striezweiges
sich
besonders fühlbar machte,
gründete We in r i ch 1836 dicht bei
Prag in einem Gebäude des Herrn
Hal la eine kleine Lehrfabrik, in welcher
wahrend des zweijährigen Bestandes der-
selben mehrere Leute zur Leitung von
Zuckerfabriken herangebildet wurden.
Auch machte er in dieser Lehrfabrik die
ersten Versuche mit der Maceration und
führte dieselbe in einer Fabrik zu Sadska,
welche er 1838 für eigene Rechnung er»
baut hatte, ein. Da aber die Ergebnisse
den Erwartungen nicht entsprachen, gab
er 1843 dieses Verfahren wieder auf.
Auch die folgenden Jahre weisen neue
und erfolgreiche Unternehmungen Wein«
rich's auf, die bedeutendste das Jahr
1848, in welchem er die Rübenzucker»
fabrik zu Peöek bei Podiebrad gründete,
welche jährlich 100.000 Centner Rüben
verarbeitete. Diese Fabrik war Wein» rich's erster Grundbesitz in Böhmen, und
brachte er daselbst alljährlich einen Theil
des Winters zu, denn sein eigentlicher
Aufenthalt war zu Gutleuthof, einem
großen Gute dicht bei Frankfurt a. M.,
welches er 1849 gepachtet und auf
welchem er ein leerstehendes Gebäude zu
einer Zuckerfabrik eingerichtet hatte. I n
Böhmen selbst errichtete er noch eine an»
sehnliche Zuckerfabrik in Syrowatka.
Ueber die praktisch aufgegebene Macera-
tion machte er fortwährend theoretische
Studien und Versuche. Seine nicht allzu
feste Gesundheit erlitt 1833 den ersten
Stoß; wohl überstand er die gefährliche
Krankheit, aber einem Magenleiden, das
ihn seit langer Zeit schon quälte, erlag er
im Alter von 60 Jahren. Mit Wein-
rich schied der uneigennützige Begründer,
der böhmischen Rübenzuckerfabrication
aus dem Leben, denn wenn auch vor
seinem Erscheinen Rübenzuckerfabrica'
tionen in Böhmen bereits bestanden, z.B.
die des Grafen Ezernin bei Chudenicz
und die des Ritters von Strah lendorf
in Bezdskau bei Klattau, die aber nach
kurzer Dauer wieder eingingen, so ist
doch Weinrich derjenige, welcher der
Erste den rationellen Betrieb einführte
und denselben zu einer Großartigkeit
steigerte, daß Böhmen in der Rüben«
zuckerfabrication in erster Reihe dastand.
— Ein Daniel Karl Weinrich, Be>
sitzer des Gutes Dobrzenitz in Böhmen,
wurde 1873/74 von Seite des böhmi«
schen Großgrundbesitzes in das Abgeord«
netenhaus des österreichischen Reichs-
rathes gewählt, in welchem er sich dem
Centrumclub anschloß. Seine Wieder-
wähl im Jahre 1879 erfolgte nicht.
Adressen« und Jahrbuch der Rübenzucker»
fabriken und Raffinerien Oesterreich-Ungarns
von A. Ach leitner (Wien 4872) 3. 29
u. f. — Centra lb l l l t i für die gesummte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon