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Weirotter 70 Meirotter
ners aus der Kohlstatt, einer Vorstadt
Innsbrucks, zeigte er in früher Jugend
Talent für die Kunst und kam auch bald
nacb Wien, wo er die Anfangsgründe
derselben erlernte und so glänzende
Fortschritte machte, daß ihn Kurfürst
Johann Friedrich von Mainz, aus
dem Hause Ostein, ein großer Freund
und Beschützer der Künste, unter seinen
besonderen Schutz nahm und ihn zu sich
berief. Mit Unterstützung des Fürsten,
für den er ausschließlich arbeitete, begab
er sich nach Paris, um
sich daselbst unter
dem berühmten Wi l le weiter auszu
bilden. Unter diesem großen Meister des
Grabstichels studirte er einige Jahre und
führte mehrere Folgen von Ansichten aus
der Umgebung von Paris und von den
Ufern der Seine aus. Aus der Weltstadt
zog er zur weitern Vervollkommnung
nach Italien, wo er viele malerische
Punkte nach der Natur zeichnete, und
bald offenbarte sich in seinen Arbeiten
eine steigende Veredlung seines Kunst-
geschmackes. Nachdem er etliche Jahre in
Italien künstlerisch thatig gewesen, kehrte
cr mit gefüllten Studienmavven nach
Paris zurück. Daselbst erreichte ihn 176?
die Berufung als Professor des Land-
schaftszeichnens an der Wiener k. k. Aka«
demie der bildenden Künste, und mit
schwerem Herzen schied er von Paris, wo
chm der Aufenthalt im Kreise gleich ihm
strebender Künstler und Kunstfreunde
sehr lieb geworden. Zugleich mit der
Professur erhielt er auch die Würde eines
akademischen Rathes. Leider war es ihm
nicht gegönnt, lange an dieser Anstalt zu
wirken, da ihn bereits nach wenigen
Jahren der Tod dahinraffte. Und nun
wiederholte sich die schon so oft da-
gewesene Geschichte: sein künstlerischer
Nachlaß fand in Wien keine Abnehmer;
die ganze Sammlung der von ihm gero- chenen Kupferplatten wanderte nach
Paris, und nun mußten Freunde und
Kenner seiner Blätter die daselbst aus-
geführten A bd rü cke allein sehr theuer be-
zahlen. Die Zahl seiner Blätter läßt sich
nicht mit Bestimmtheit angeben', nach ge-
wöhnlichen Angaben sind es etwa 173'
Staf f ler berichtet aber, daß die Samin-
lung der Gebrüder Basan in Paris
487 von ihm radirte Stücke enthalte,
gewiß aber noch nicht vollständig sei,
was mit Nagler's Angabe, daß sie auä
214 Radirungen bestehe, übereinstimmen
würde. Eine vollständige Sammlung
von Abdrücken bezahlte man vor Jahren
mit 30 st., heute würde wohl die drei-
fache Summe nicht reichen. Wei rotter
hinterließ auch eine Menge Handzeich-
nungen, Bartsch gibt 230 Blätter an.
Gleich vorzüglich wie seine Zeichnungen
und Radirungen sind auch seine in Oel
gemalten Landschaftsbilder, die sich durch
einen besonders warmen Farbenton aus»
zeichnen; aber sie gehören zu den gesuch»
testen Seltenheiten, und die Gemälde»
sammlung im Tiroler Landesmuseum
(Ferdinandeum) zu Innsbruck besitzt von
ihm nur zwei kleine auf Holz gemalte
Oellandschaften: die eine im Vorder-
grunde rechts eine Ruine zeigend, die
zweite mit einer steinernen Brücke. Die
historische Ausstellung, welche anläßlich
der Eröffnung des neuen Kunstakademie'
gebaudos zu Wien 1877 stattfand, konnte
von dem einstigen Professor und Rath
der Akademie auch nur zwei Nothstiftzeich'
nungen: „B.iumstlidien", und achtzehn
Blatt Landschaften und Ansichcen von
Ruinen aus den verschiedenen Folgen
seiner Radirungen, aber kein Oelbild des'
selben vorlegen, und auch in der kaiser-
lichen Gemäldesammlung im Belvedere
ist Wei rotter durch kein Werk seines
Pinsels vertreten. Als R a d i r e r zählt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon