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Weiß, Adolf G. Weiß, Adolf G.
am Hofe Xiönig Ottos mit größter Aus-
^eichnlllig aufgenommen, im Verkehre mit
den Svitzen der griechischen Gesellschaft:
Baron T e
st
a, Ranga b^ , Heldrei ch,
Schmidt und Anderen schwelgten die
Reisenden im Genusse der herrlichen
Alterthümer, und schloß Weiß jene
dauernde Freundschaft mit Theodor von
Heldreick, die spater dem botanischen
Garten in Lemberg so reiches Pflanzen»
Material zuführte. Von den Diatoma'
ceen-Aufsammlungen, die er in Arkadien,
im Haine der Eumeniden :c. gemacht
hatte, wurden durch Grunow in den
Rabenhorst'schen „Dekaden" Präparate
veröffentlicht, während die Ausbeute an
Meeresalgen Verwerthung für die Flora
der ionischen Inseln und Griechenlands
fand. Im August 1862 als Assistent an
das k. k. Hofmineraliencabinet in Wien
berufen, ging er gerade daran, die reiche
S.innnlung fossiler .Hölzer dieses Inst!«
Ulroä zu bearbeiten, als er den Ruf als
ordentlicher Professor der Botanik und
Direcior des botanischen Gartens in
Lemberg erhielt. Bevor er diese Stellung
antrat, uniernahm er eine mehrmonat»
liche Reise durch Italien, die Schweiz,
Frankreich- und Deutschland, um sich
genau übör den Stand und die Einrich-
tungen in den botanischen Garten dieser
Länder zu unterrichten und zugleich
dauernde Verbindungen mit dem Lem-
derger Institute anzubahnen. Nach seiner
Rückkehr ging er sofort mit seltener
Energie daran, die verwahrlosten Ver-
hältnisse seiner Lehrkanzel und des bota-
nischen Gartens zu ordnen. Obgleich
durch Böswilligkeit und Trägheit ihm die
mannigfachsten Hindernisse bereitet wur»
den, konnte er doch bereits ein Jahr nach
seiner Berufung den ersten Samenkatalog
des botanischen Gartens drucken lassen
und trat in regen wissenschaftlichen Ver- kehr mit den bedeutendsten botanischen
Instituten Europas. Was er für den ihm
anvertrauten Garten geleistet, besonders
dadurch, daß er die wichtigsten der sel-
tenen Repräsentanten der Lemberger
und der Karpathenflora in demselben
zog, ist in wissenschaftlichen Kreisen be-
kannt, und der Lemberger Garten war
bald einer der umworbensten Oesterreichs.
Zugleich suchte er durch die ausgiebigste
Förderung in Rath und That junge
Kräfte heranzuziehen und zunächst eine
Anzahl tüchtiger Gymnafialprosessoren
zu bilden. So wurden unter zahlreichen
anderen auch die Professoren Tangl
und Iunowics durch ihn in die Wissen-
schaft eingeführt und zu ihren ersten Ar-
beiten angeregt. In die Zeit seines Lem-
berger Wirkens fallen, außer vielen klei>
neren Abhandlungen, seine umfassenden
Untersuchungen über die Zahlen- und
Größenverhältnisse der Spaltöffnungen,
über die Entwicklung des Farbstoffes in
Pslanzenzellen, und die nach sechzehn
Jahren noch heute bedeutendste Schrift
über Trichome, deren Entwicklung er
zuerst genauer kennen lehrte. Eine Fülle
neuer Thatsachen und anregender Ge°
danken ist in diesen Arbeiten niedergelegt,
und die seltene Meisterschaft in der Hand-
habung von Pinsel und Feder macht die
Abbildungen zu seinen Abhandlungen
mit zu den auch künstlerisch vollendetsten,
die wir besitzen. Auch für die Kenntniß
der Flora seines Gebietes war er thätig,
und manche von ihm gesammelte Pflanze
war für das ganze Florengebiet von Ga-
lizien neu. Eine .^.Fave ^acciuirnana,
die 1864 in Lemberg zur Blüte gelangte,
benutzte er nicht nur zur Aufstellung einer
ausführlichen Diagnose der Pflanze, son>
dern auch zu eingehenden Untersuchungen
über das Wachsthum ihres Blüten-
schaftes, deren Ergebnisse er veröffent-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon