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Meiß. Bernhard 93 Weiß. David
Mühle und Schanze vor, sprengte das
geschlossene Thor der ersteren und ob-
wohl die zwischen Mühle und Schanze
aufgestellte Schildwache das Bataillon
Grenadiere der alten Garde, welches
beide besetzt hielt, allarmirte, ließ er sich
doch nicht aushalten, sondern stürmte
mit seinen kampflustigen Grenadieren
unter stetem Zuruf: ,,mir nach!" durch
das Mühlthor; nun entspann sich ein
heftiger Kampf, in welchem aber die
Garde ungeachtet der erbittertsten Gegen-
wehr geworfen, Viele getödtet und
mehrere Ofsiciere und Soldaten zu Ge-
fangenen gemacht wurden. Gin gleiches
blutiges Schauspiel bot sich in der
Schanze dar, mit gleichem Ausgange,
und nachdem Hauptmann Weiß die
Franzosen aus allen ihren Stellungen
gedrängt hatte, behauptete er die im blu»
tigsten Kampfe errungene Stellung in
Mühle und Schanze. Kaum Meister
dieses Postens, gin'g er auch sogleich an
die Besetzung desselben, da er bei der
Wichtigkeit des Platzes einen erneuerten
feindlichen Angriff erwartete, dem er aber
bis auf den letzten Mann Widerstand zu
leisten entschlossen war. Und er hatte
sich nicht getäuscht, kaum war er mit
der Aufstellung seiner Truppe fertig, als
ihn schon die Franzosen mit überlegener
Macht angriffen. Aber er wies die An»
greiser mit der größten Entschlossenheit
zurück. Viermal noch in derselben Nacht,
und immer wieder mit frischen Truppen,
ja unterstützt von Kanonen und Hau»
bitzen, erneuerten die Franzosen mit aller
Heftigkeit den Angriff, aber Weiß mit
seinen Grenadieren schlug denselben
immer wieder zurück, er schien in diesem
hartnäckigen Kampfe sich gleichsam zu
vervielfältigen, bald auf diesem, bald auf
jenem Punkte feuerte er seine Leute zur
Ausdauer an, überall, wo die Gefahr am drohendsten war, zeigte er sich in
Person, um die nöthigen Maßregeln zu
treffen und den erbitterten Kampf zu
leiten, und nur durch seine heidenmäßige
Aufopferung ward es möglich, diesen
wichtigen Posten zu behaupten. Am
nächsten Tage, am 31. October, erhielt
er von dem Commandirenden Befehl,
sich an sein Bataillon anzuschließen', nun
erstürmte er Nachmittags mit seiner Com-
pagnie an der Töte der Angriffscolonne
das Steinheimer Thor, und nach Ein-
nahme der Stadt und des Frankfurter
Thors eroberte er die von den Franzosen
wieder gewonnene Mühle und Schanze
neuerdings und sicherte so durch Wieder-
besetzung dieses wichtigen Postens die
neue Aufstellung unseres Heeres. Erst in
der Folge, im Nachtragscapitel des
Jahres 1813, wurde dem Hauptmann
Weiß die verdiente Auszeichnung, das
Ritterkreuz des Maria Theresien»Ordens,
verliehen. Auffallender Weise hat das'
selbe auf eine Beschleunigung seines
Avancements keinen Einfluß üben kön»
nen, denn er starb, 6l) Jahre alt, als k. k.
Hauptmann in Brunn.
Thürhoim (Andreas Graf). Gedenkblättrl.-
aus der Kriegsgeschichte der r'. k, österreichi'
schen Armee (Nien und Teschen 1880, H. Pro»
chaöka. gr. k°.) Vand I, Teite 34 und 36.
Jahr 18 l:;.
Weiß, David (Kupferstecher, geb.
zu Str igno im Rouereder Kreise Süd-
tirols am 13. Jänner 1773, gest. in
Wien 1846). Er zeigte bereits in
Kinderjahren große Anlagen und Liebe
zum Zeichnen. Seiner Neigung zu folgen,
ward ihm aber nicht leicht gemacht,
endlich nach Besiegung aller Hindernisse,
die sich seinem Vorhaben entgegenstellten,
betrat er die künstlerische Laufbahn. Mit
Empfehlungsbriefen, die ihm von be»
freunderer Seite mitgegeben wurden,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Band 54
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weil-Weninger
- Band
- 54
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 346
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon