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Wenzel v«n Alottau 22 Wenzel von Arumau
machuna dieser Bulle, welche der Erzbischof
erst 1640 drucken ließ. Der Kaiser, darüber
aufgebracht, erklärte d'e Bulle für ungiltig
und verbot dem Erzbischof. daß derselbe von
der in dieser ertheilten Erlaubniß, Promo«
tionen vorzunehmen, Gebrauch mache. Der
Kirchenfürst aber leistete diesem Verbote
Widerstand, wendete sich neuerdings an den
Papst und erhob ob der ihm entzogenen
Rechte Proceß gegen den Kaiser. Bei dem
großen Aufsehen, welches die Angelegenheit er<
regte, beschloß Letzterer, dieselbe gütlich beizu«
legen. Er ernannte also eine Commission, in
welcher neben Friedrich von Talmberg,
Prorector der Carolinischen Universität, und
Bernhard Grafen von Martinitz auch
Paul Wenzl von Bochov. und zwar als
Rechtsgelehrter berufen ward, der einen Aus»
gleich, so weit als der Erzbischof nachgab, zu
schaffen suchte. Für die dem Staate geleisteten
Dienste wurde er zuqleich mit seinem Bruder
Gregor, der bei der böhmischen Kammer
bedienstet war, schon im Jahre 1642 in den
Adelstand erhoben. 1631 erfolgte seine Erbe»
bung in den Rilterstand, worauf er vom Sitz
derDoctoren beim Prager Appellationsgerichte
in den der Ritter übertrat. sTomek (Wenz.
Wladiwoj). Geschichte der Vrager Univer»
sität (Prag 1849. Haase's Söhne, 8°,)
S. 269.) — 10. Wenzel von Ig lau . Der»
selbe war Stadtschreiber früher in Olmütz
später in Brünn, zuletzt in Iglau und lebte
in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahr«
Hunderts. Seine wichtigen geschichtlichen Be»
richte (1416 — 1437) wurden seinerzeit von
Boczek aufgefunden. Einige seiner Manu«
scripte. und zwar „Nonus Oato«, mit der
Jahreszahl 1422 zu Ende. „äxeouwin gtui-
toi-um", „llistoriu, «luadrixartita," und „Oc-
cnltns", alle vier in einem Bande (4».)
werden in der Olmützer Universitätsbibliothek
aufbewahrt. Noch hat er eine Sammlung
Rechtssprüche im Jahre 1446 vollendet, welche
einer 1490 gedruckt erschienenen zu Grunde
gelegt ist. Und im Archiv der Stadt Brünn
befindet sich ein mit schönen Miniaturen ver«
sehener rechtsgeschichtlicher Pergamentcoder,
über den d'Elv ert in der unten angeführten
Quelle berichtet. ^d'E l v ert (Christian). Histo«
rische Literaturgeschichte von Mähren und
Oesterreichisch »Schlesien (Brünn 1830. Roh»
llr's Witwe. 8") S. 23. ^!1. 370, 487) —
11. Wenzel von K la t tau, berühmter
böhmischer Glockengießer, der in der zweiten
Hälfte des fünfzehnten und zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts lebend, mit dem
Magister Andreas Ptaczek zu Königgrätz
gemeinschaftlich arbeitete. Von seinen Glocken
sind bekannt: „Die Glocke für die Peters«
kirche zu Königgrätz". gegossen 1488; „Die
Glocke für die Heiligengeistkirche", daselbst
1483. eine dritte Glocke. „Worel" genannt,
ebenda 1496; auch goß er den zinnernen
Taufbrunnen in der Stadtkirche zu Laun
1318. sDlabacz (Gottfr. Ioh,). Allgemeines
historisches Künstler'Lerikon für Böhmen und
zum Theil für Mähren und Schlesien lPrag
1813. Haase. 4".) Bd. I I I , Sp. 331.) —
12. Wenzel von Krumau (Wences»
laus de Crumlow, gest. am 13. December
1460). Aus Krumau in Mähren gebürtig,
bildete er sich an der hohen Schule zu Paris
für den geistlichen Stand aus und wurde
dort Ooctor äsoi-storuni. Nach seiner Nück»
kehr in die Heimat 1433 zum Dechanten an
der Präger Domkirche ernannt, leitete er als
solcher mit Würde und Nutzen die geistliche
und weltliche Verwaltung des Erzbisthums.
In den damaligen kirchlichen Wirren trat
er mit Entschiedenheit und großem Muth für
die katholische Kirche und das Papstthum-
ein und reiste 1438 nach Nom. wo er persön«
lich dem Papste Pius I I . die- Drangsale
vortrug, welche die katholische Kirche in Böt>
men durch die Hussitrn zu erdulden hatte.
Der Papst, die Tüchtigkeit und den Opfer»
muth des Priesters erkennend, ernannte ihn
zum Administrator des Prager Erzbisthums
und zugleich zum ^uäiwi- oau8u,i-um 8. I>a,-
lätil avO5w1ioi (3. laus sept. 1438). In
dieser Stellung vertheidigte Wenzel die
Rechte der katholischen Kirche in Böhmen
energisch gegenüber dem Könige Georg
P o d i e b r a d . der in den kirchlichen An»
gelegenheiten eine zweideutige Nolle spielte.
Als er dann am 13. December 1460 plötzlich
aus dem Leben schied, behaupteten dir geist»
lichen Alntsbücher, daß eine Vergiftung statt»
gefunden, veranlaß 1 durch die über seinen
kirchlichen Eifer und Muth erbitterten Gegner,
unter denen in erster Linie Johannes No»
kyczana stand. Von Wenzel sind Hand»
schriftlich vorhanden: ^irao^Nlä äu «i^ni«
^oannülu kokisauuin tsinport: re^is ^Vln-
äislki", in der Krumauer Kirchen- und in
der Prager Capitelbibliothek: — ^OlosäQo
iu kexulas ^uri5^, in der Prager Capitel«
b.bliothek; — „^olnmontHi'juZ kistorieuä
äu robnL 8U,o lemvork ^^LtiL"; — „Oon-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon