Seite - 44 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
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Merneck, Franz Merneck, Franz (Quellen)
Wälder angriff. An der Spitze der drei
Grenadier-Bataillone Paulus, Ghene»
degg und Kraysern drang er mit ge-
fälltem Bajonnete, ohne einen Schuß zu
verlieren, mit klingendem Spiele und
unter dem feindlichen Kartätschenfeuer in
geordneten Reihen mit solcher Entschlaf'
senheit vor, daß der Feind von allen
Seiten wich und der Sieg der Unsern
glänzend entschieden ward. I n der
44. Promotion vom 18. September
1796 wurde ihm für diese herrliche
Waffenthat das Commandeurkreuz des
Maria TherefiewOrdens zuerkannt. Nun
erhielt er am 22. September das Com-
mando eines Armeecorps in der Stärke
von 33.000 Mann am Niederrhein. Im
Anfang operirte er mit Umsicht und
glücklichem Erfolg, als aber 1797 Hoche
vordrang, verlor er, durch seine Leiden-
schaft am Spieltisch festgehalten, mit
einem Schlage alle die Vortheile, welche
seine Tapferkeit verbunden mit seinem
Genie bisher erfochten hatte. Den ihm
unterstehenden Generalen es überlassend,
die Front seiner Linie zu vertheidigen,
erschien er im Augenblicke, als Ho che
eben den Rhein überschritt, auf dem
^Kriegsschauplätze, nicht mehr um dem
französischen General diesen Uebergang
zu wehren, sondern um Augenzeuge zu
sein der furchtbarsten Niederlage, welche
bisher ein österreichisches Armeecorps er-
litten hatte. Man ging noch sehr glimpf-
lich mit ihm um, als man ihn — statt
ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen —
mit halbem Gehalt pensionirte. Und
nichtsdestoweniger fand er im Feldzuge
1803 bei der Armee in Deutschland
wieder eine Anstellung. Vor der unglück»
lichen Katastrophe bei Mm suchte er mit
seinen sehr herabgekommenen Corps
Böhmen zu erreichen, gelangte auch,
unter steten Gefechten von Murat ver- folgt, am 16. October bis Herbrechtingen,
am 17. nach Neresheim, an beiden Tagen
dem drängenden Feinde noch herzhaften
Widerstand entgegenstellend. I n letz»
terem Orte mußte er seinen erschöpften
Truppen einige Stunden Rast gönnen,
aber schon um 4 Uhr Früh war ihm
Murat bereits auf dem Halse. Wer-
neck warf demselben acht schwache Schwa-
dronen entgegen, sehte unter deren
Schutze mit seiner kaum sechzehnhundert
Mann starken Infanterie den Marsch
fort und erreichte Trachtelfingen nm
Mitternacht. Von da aus dirigirte er die
Reiterei sofort nachOettingen und wollte
mit dem Fußvolke am Morgen des 18.
nachfolgen, um sich mit dem Erzherzog
Ferdinand zu vereinigen. Die Truppe
aber war durch die Strapazen der Eil-
märsche und die beständigen Gefechte,
welche sie mit ihren Verfolgern zu be-
stehen hatte, in ihrem physischen Zu-
stande so herabgekommen, daß er sich ge>
nöthigt sah, mit dem Gegner eine wenig
ehrenvolle Capitulation einzugehen, wel>
cher zufolge der Nest seines Corps kriegs»
gefangen wurde. Nach abgeschlossenem
Frieden sollte er für diese Handlung vor
ein Kriegsgericht gestellt werden. Alle
diese Vorgänge aber hatten den General,
der sich nicht so schuldig fühlte, als im
Allgemeinen angenommen ward, so an-
gegriffen, daß er einem Schlaganfalle,
der ihn iraf, erlag, wodurch er vielleicht
der kriegsrechtlichen Verurtheilung ent-
ging. Ueber die oben erwähnten Vor»
gange im Feldzuge des Jahres 1797 soll
er sich selbst in einer Schrift, welche in
den Quellen angegeben ist, gerechtfertigt
haben.
Vaur (Samuel). Allgemeines historisch-bio-
graphisch - literarisches Handwörterbuch aller
merkwürdigen Personen, die in dem ersten
Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon