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Werner, Joseph Freiherr 6 l Werner, Joseph Freiherr
Sonderbundsfrage und die schon er»
wähnte holländisch-belgische Streitsache.
Der durch die Märzrevolution des Jahres
4848 hereingebrochene Umsturz der Dinge
bestimmte Werner, sich von den Ge»
schuften zurückzuziehen. Doch nicht lange
dauerte für ihn diese Zeit der Ruhe, denn
schon am 3. Juni nahm ihn Minister
Freiherr von Wessen berg mit nach
Innsbruck und behielt ihn auch nach der
Rückkehr nach Wien bei sich, bis der
6. October Minister und Hofrath zu-
gleich aus Wien vertrieb. Nach Wieder»
Herstellung der Ordnung berief der neue
Ministerpräsident Fürst Felix Schwär»
zenberg den Freiherrn in der Eigen,
schaft eines Unterstaatssecretärs in sein
Cabinet, und in der That erfolgte am
1. Jänner 4849 dessen Ernennung zu
dieser unter den damaligen Verhältnissen
schwierigen Stelle. Fürst Schwarzen-
berg war nämlich bei Antritt seines
Amtes von der Ueberzeugung geleitet,
daß das von ihm übernommene Ministe-
rium des Aeußern in Personal- und Ge-
schäftsführung in tiefem Verfalle und
daher höchst reformbedürftig sei. Er be«
traute den neu ernannten Unterftaats-
secietär mit der heiklen Aufgabe, die be^
stehenden Mängel ohne alle Schonung
abzustellen. Wenn nun Werner auch
die Meinung des Fürsten über den
inneren Verfall der Staatskanzlei bis zu
einem gewissen Grade theilte, so waren
doch die unläugbar vorhandenen Miß»
brauche tief eingewurzelt und vielfach
mit der Natur von Persönlichkeiten ver>
wachsen, die ihrer sonstigen ehrenwerthen
Eigenschaften halber geschont werden
mußten. Werner schritt mit ebenso viel
Tact und Umsicht als doch wieder mit
der nöthigen Energie an die Lösung
dieser Aufgabe, und wurde ihm die Zu-
friedenheit seiner Chefs, des Fürsten Schwarzenberg und des Grafen
Buo l , wiederholt und auch aus dem
Munde Seiner Majestät des Kaisers die
Anerkennung zutheil. Während seiner
Stellung als Unterstaatssecretär erfolgte
am 30. Jänner 4830 seine Ernennung
zum wirklichen geheimen Rathe. Als
dann am 12. Mai 1839 an Stelle des
Grafen Buol Graf Rech berg trat,
waren die Beziehungen zwischen Wer-
ner und dem neuen Chef nicht der Art,
um ein gedeihliches Zusammenwirken in
dem engen Verhältnisse zwischen Minister
und Stellvertreter voraussehen zu lassen,
und so wurde Werner mit ah. Ent«
schliehung vom 14. November 1839 zum
Gesandten in Dresden und bei den
Höfen der ernestinischen Linie ernannt.
Vor Antritt seines neuen Postens hatte
er noch in Begleitung des Erzherzogs
Albrecht, der zur Begrüßung des
Kaisers Alexander nach Warschau ge-
sendet wurde, sich dahin zu verfügen
und daselbst mit dem russischen Reichs»
kanzler, Fürsten Gortschakow, Ver«
Handlung zu pflegen. Am 6. December
1839 übergab er sein Creditiv dem
Könige von Sachsen, und in den ersten
darauf folgenden Monaten that er das«
selbe in Weimar, Altenburg, Meiningen
und Gotha. Mit ah. Handschreiben vom
1. April 1867 wurde Freiherr von
Werner zum lebenslänglichen Mitgliede
des Herrenhauses im österreichischen
Reichsrathe ernannt. Am 26. Juli 1369
bat er um seinen Uebertritt in den Ruhe«
stand, und am 28. October dieses Jahres
erhielt er denselben bewilligt. Z8 Jahre
hatte er unter drei Monarchen in wechsel»
voller und bewegter Zeit dem Staate
mit solcher Auszeichnung gedient, daß
ihn dieselben mit allen Auszeichnungen -
schmückten, die für im Staatsdienste
erworbene Verdienste zur Verfügung ste-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon