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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
Seite - 80 -
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Werner, Zachariaß 80 Werner, Zacharias Dämmerung leuchtet, aus dieser Dunkel- heit des Seins durch stufenweise Auf- hellung heraufstrebt; endlich, daß er ge- wohnt war, seine dramatischen Gestalten plötzlich an irgend eine willkürliche Idee zu verrathen, die ihn übermeisterte, und sie von dem vollen Leben, in dem sie wandelte, hinabzustürzen zu den Schatten» gestalten leerer Traumgebilde. Dagegen muß schon das allein für Werner eine günstige Idee erwecken, daß er zu der- selben Zeit, wo Schiller das Theater beherrschte, nicht allein der Erwägung, sondern der Liebe werth gefunden wurde. Er hatte in der ersten Auflage der „Söhne des Thales" so viel historischen Sinn im Drama gezeigt, von großartiger Charakteristik und einer glänzenden, zwar eigentlich Schil ler nachgebildeten Sprache unterstützt, daß man das my- stische Ende gern übersah, um sich an dem, was die Natur an dem Dichter ge- leistet, zu erfreuen. Spater hat er, in seltener Mißkennung seines poetischen Be» rufes, die Poesie nicht mehr in der Wahr« heit des Lebens, sondern in gewissen Ideen von Liebe und Einklang der Seele suchen wollen, die, durchaus in keinem großen Sinne aufgefaßt, auf Folgesätzen beruhten, welche aus einer nur einsei tigen, daher mangelhaften Betrachtung des Verhältnisses der im Irdischen ve» fangenen Menschenwelt zu einer höheren geistigeren hervorgingen. Er selbst hat sich späterhin auf das heftigste gegen seine eigene Arbeiten erklärt und sich durch die Last der über sie mit Erbitte» rung gewalzten Vorwürfe tiefer herab» gewürdigt, als es Freund oder Feind thun mochte. Die nach dieser Nichtig- keitserklärung erschienenen Arbeiten sind aber. was den Charakter der Kunst an- belangt, in demselben Geiste wie die frü' heren verschmähten geblieben. Wie sehr, auch einen anders Gesinnten die falsche Mystik der Werner-Tragödien feindselig berühren mag, so ist dennoch in ihm die Grundlage eines wahrhaft großen dra» matischen Dichters nicht zu verkennen, und wenn er es zur Zeit über sich ge- wann, die Natur, wie sie ist, als eine unendliche Offenbarung des Höchsten zu ehren und ihr nicht die eigene Ansicht unterzuschieben, so lieferte er Bruchstücke einer so erhabenen Art, daß jedes dich« terische Gemüth durch sie angeregt werden muß. Er ist auch in seinen Fehlern eine bedeutende Erscheinung der Zeit gewor- den und mit Heinrich von Kleist in der Hinsicht verwandt, daß Beide gern den einfachen Sinn der Handlung, der eben immer auch der tiefste ist, verschmähen, um ihr eine schlechterdings willkürliche Deutung aufzuzwingen." —Werner 's Nebertr i t t zum Kathol ic ismus wurde von Seite der Protestanten nicht nur auf daä heftigste angegriffen, sondern man hat diesen Schritt auch denützt zur Erfindung von Lügen, zur Aus» streuung von Verleumdungen und Alles dazu gethan, infolge dessen Werner's verdienten Dichterruhm zu schmälern. Einer seiner Freunde, wenn wir nicht irren, der nachmalige Criminalrath und als Schriftsteller vielgenannte Hitzig, hat versucht, auch über diesen Punkt das Publicum aufzuklären. Werner, meint er, war, wie aus dessen Briefen, die sein geheimstes Innere schonungslos auf> decken, zu schließen, ursprünglich mit so gesundem religiösen Sinne begabt, als es der für das Leben und die Kunst in ihm war. Daß er die natürliche Straße verschmähte und die verschiedensten Wege einschlug, um einem Ziele nachzustreben, das ihm nie klar vor der Seele schwebte, und wie er darum in verschiedenen Lebensperioden und Lagen chamäleontisch
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Weninger-Wied, Band 55
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Weninger-Wied
Band
55
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1887
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
340
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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