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Merner. Zacharias 89 Merner, Zacharias
rühmte oder wenn man so sagen will, berüch»
tigte Brief Werner's ääo. Königsberg den
23. März l804. in welchem der Dichter eine
Beichte über sein bisheriges Leben mit
schonungsloser Offenheit niederlegt).)
VI . Werner's Testament. Mit einer Genauig»
krit im Detail, welche weder mit der Zer»
fahrenheit und dem unsteten Wesen des
Jünglings und Poeten, noch mit des nach«
maligen Katholiken und Priesters Neltver»
achtung und Gleichgültigkeit gegen alles welt«
liche Out zusammenstimmt, hat Werner
seinen letzten Willen zu Papier gebracht. Die
Theilnahme, die man dem berühmten Dom«
prediaer in Oesterreich und vornehmlich in
Wien entgegenbrachte, war so groß, daß nach
seinem Tode sein Testament in einer beson»
deren Broschüre gedruckt und veröffentlicht
wurde. Dasselbe, aus 22 Paragraphen beste»
hend, von denen der zweite 3 und der zwan»
zigste 8 Unterabtheclungrn enthalten, ist in,
Gnzersdorf bei Wien den ?4. Juli l822 ge»
schrieben und mit des Dichters ganzem Na»
men und Charakter: Friedrich Ludwig
Zacharias Werner. Priester und Re»
demptorist unterzeichnet. Der Nachtrag dazu
trägt das Datum: Enzersdorf den 27. Jul i !
i822 und das Codicill das Datum: Wien!
am l«. Jänner i823. Daran schließt sich!
eine testamentarische Zuschrift ääo. Floren,; ^
24,. September 1812 mit einem Motto, !
Symbolum und Trostspruch im Tode. Zum !
Erben seines Vermögens, das sich ohne die ^
Prätiosen und sonstigen Werthsachen auf
etwa 20.W0 si. in Silber belief, setzte er
den Prior der Liguorianer ein. Da sich
aber damals von seinen drei Frauen eine
noch am Leben befand, so dürften, hieb es
zu jener Zeit, die Gerichte der letzteren das
Erbe zusprechen. In orn Mittheilungen über
sein Leben erscheint Werner als Liguoria«
ner angeführt, er selbst schrieb sich im Testa»
ment Ned em pt ori st. was ein und das»
selbe ist. Er war thatsächlich in den Orden
eingetreten, hat aber denselben wieder aus nie
recht klar gewordenen Motiven verlassen. Die
Armen bedachte er in seiner letztwilligen
Verfügung nicht eben zu günstig, dagegen
vermachte er zwei weiblichen Orden in Wien
je 300 ft., den Capucinern in Wien ioo ft.
den barmherzigen Brüdern daselbst 300 ft.
und dem Priesteckrankenhause t<)0 ft. Seine
Manuscripte. bestehend aus Predigten und
geistlichen Uebungen, erhielt sein Wiener Verleger Wal l isba usser. Das Legat für
die Maria.Zeller Wallfahrtskirche erwähnen
wir S. 92 8) unter der Rubrik „Werner's
goldene Feder" noch besonders. Das ganze
Schriftstück ist seiner Einzelheiten wegen nicht
uninteressant. ^Friedrich Ludwig Zacharias
Werner's letzte LebenLtage und Te«
stament. Nebst einem hierher gehörigen, im
Jahre l8l2 zu Florenz begonnenen Aufsatze
des Verblichenen (Wien i823. I . A. Wallis»
hausser. 8°.).)
VII . Iacharias Werner's Gral, und Vrabschrift.
Drr Dichter ordnete in seinem letzten Willen
an, daß rr auf dem Friedhofe zu Maria»
Enzersdorf bei Wien, an der Seite seines
Freundes Clemens Maria Hoffbauer, ehe»
maligen Oeneralvicars des Neoemptoristen«
ordens ^Bd. IX, S. 434), beerdigt werde.
Das Oelgemäloe seiner seligen Mutter Luise
Henriette sollte nebst den drei Schatten,
rissen feines Vaters, seiner Mutter und seiner
Cousine mit in den Sarg gelegt werden. Auf
dem Grabe wünschte er einen einfachen
Stein mit folgender Inschrift: (das Zeichen
des Kreuzes), dann: Friedrich Ludwig Zacha»
rias Werner, l Priester aus der Versammlung
zum allerheiligsten Erlöser, j geboren zu
Königsberg in Preußen deli l8. November
t?68. ! Zu Nom zum allein wahren all«
armeinen Vaterglauben zurückgekehrt den.
N). April 18il. gest. zu Wien den l7. Iän«
ncr 482ü, l Gott sei dem armen Sünder
gnädig'. ', Wanderer', bitte gütigst für seine
arme Seele', l Lukas. (5. 7. V. 47?! —
(Unten eine zerbrochene Leyer). Das F-rage<
zeichen der Inschrift deutet anf die Stelle in
Lukas hin. welche den Wunsch auZsvricht,
daß der liebevollen Seele die Fülle der gött-
lichen Verheißungen zutheil werden solle.
VII I . Einige wenig oder gar nicht bekannte
„geflügelte Worte" von Zacharias Wcrner
nach seinem Nebertritt ^nm Katholicismus.
Oott'prüft gewöhnlich durch Leiden, durch
Schmerzen: Er prüft aoer auch manchmal
durch Freuden, durch Lust. — Der Weg der
Vernunft, der Weg der Demuth und der
Weg der demmhsvollen Entsagung führen
zur Klarheit und die Klarheit führt zur Hei»
ligkeit. — Den Sürideufall der ersten Men«
schen haben wir alle wiederholt, ein Jeder
und eine Jede. ^- Der Tod des Gerechten
ist ja eigentlich kein Tod; eö ist nur ein
Hinüberschlummetn in die ewige Wonne. —
Nach dem Himmel gibt es nichts Schöneres
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon