Seite - 137 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
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i, Nicolmls (Vattr) 1Z7 Wesseli-uyi, Nicolaus (Vatcrj
rieth er, um sich zu zerstreuen und im
Bewußtsein, dem ungarischen Magnaten-
söhne sei Alles erlaubt, auf den Gedan-
ken, den dortigen Kreishauptmann, der
in der Jugend Friseur gewesen sein soll,
in dieser Eigenschaft für sich zu verwen-
den und sich von ihm die Haare in dem in Hermannstadt befindlichen Frauen-
kloster eine Novize zu entführen, mit der
er sicb auch bald darauf ganz ordnungä»
mäßig trauen ließ. (5 s war Helene von
Cserey, dieser Schutzengel, den die
Vorsehung an des wilden, von den
Leidenschaften hin und her gerüttelten
Locken legen nnd einpudern ;u lassen. ^ Wessel«'-nyi Seite gestellt hatte. Bei
Da sich der Kreishauptmann zu dieser! der Gastfreundschaft, welche derselbe in
Blasphemie seiner Wurde nicbt gutwillig ! alter, dem Magyaren eigener ritterlicher
hergeben wollte, griff Nesselenyi zu ! Weise übte, herrschte ein gar wüstes
solchen Mitteln, welche das fernere Ver Treiben in Zsibö, und es gab Scenen
bleiben des übermüthigen Rittmeisters in
der kaiserlichen Armee unmöglich machten
und ihn — dank der Milde der Kai»
serin — nöthigten, vom Soldatenleben
Abschied zu nehmen. Gewiß war es auch
nicht der erste Streich des jungen Frei-
Herrn, der, eine excentrische Natur über»
Haupt, es verstand, die Bewohner des
Ortes, wo ihn überflüssige Langeweile
allerlei Huszarenstückchen ersinnen ließ,
in Allarm zu versehen. Denn mit un»
leugbar glänzenden Vorzügen des Geistes zwischen den Gasten und dem Hausherrn
und der immer wieder vermittelnden
Gattin, Scenen, denen ein Hogarth
kaum immer hätte eine heitere Seite ab»
gewinnen können', da aber war He»
lene. die Gattin, dieses, wie es Csen«
gery schreibt, poetische Bild der weib»
lichen Treue, diese Beute der aufopfern»
den Liebe und der verheimlichten Sorgen,
welche immer mit fröhlichem und ruhigem
Antlitze unter diesen stürmischen Auf«
tiitten einherschritt, eine Blume, ge»
und des Herzens verband er eine halb» i pflanzt auf das Grab des gestorbenen
wilde Natur in seinem äußeren Gebaren, ! Glückes, ein geheiligtes Kreuz auf der
die ihn, wenn er seiner erweckten Leiden- ! Spitze des Vulcans, das in den Stunden
schaft die Zügel schießen ließ, in feinen
Handlungen geradezu unberechenbar
machte und auch das Unhell verschuldete,
in das er spater wirklich gerieth. Es
ließen sich Blätter füllen, wollte man
alle die Huszarenstückchen W e sse löny i's
erzählen, aber so toll er es trieb, zum
Schlüsse überwog immer das edle Herz
und jener dem Magyaren eigene Hochsinn,
den sich der ungarische Aristokrat so gut
zu bewahren wußte wie die Nnantast' der Gefahr die Vorsehung und die offenen
Augen des Himmels in Erinnerung
bringt, ein Altarbild am Kreuzwege der
Leidenschaften, das die Hand des Kunst«
lers aus dem Grunde zu Stande brachte,
um mit der Götterkraft der tiefruhigen
Züge die wilden Leidenschaften zurück-
zuscheuchen, oder wenn sie schon aus-
brachen, in Thränen auflösen zu können.
Und dieser wilde Freiherr betete seine
Gattin an, er fürchtete sie, er beugte sich
barkeit der Verfassung, deren Verletzung ^ vor ihrem Geiste, folgte aber doch wieder
immer wieder auf den Verleher zurück«
siel. Nach Quittirung des Dienstes begab
er sich heim auf seine Burg Zsibo in
Siebenbürgen, unternahm aber noch auf
dem Wege dahin das Wagestück, aus die Märtyrerin seines Lebens war. Es ist
seiner zügellosen Natur, und von den
A-usbrüchen seiner blinden Leidenschaft»
lichkeit blieb auch die Gattin nicht immer
verschont, so daß sie ebenso der Gott wie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon