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Messelönyi, Nicolaus (Sohn) Messel,-nyi, Nicoles (Tohnj
gewann, aber das Volk verlor". In den
folgenden Jahren beschäftigte er sich mit
Einrichtung der durch dcis verschwende-
rische Gebaren des Vaters stark verschul»
deten Güter und wurde auf den Adels-
zusammenkünften das Ideal der unga»
rischen Heun658o äoree. Unter solchen
Umständen kam das Jahr 1823 heran,
in welchem die in Oberungarn entstan-
denen Bewegungen bis an die Grenzen
Siebenbürgens schlugen. Da richtete
denn auch Wesselönyi wieder sein
Augenmerk auf die vaterländischen Oe>
setze und nahm einen zu jener Zeit in An»
sehen stehenden Juristen zu sich nach
Zsib6 mit, er besprach mit ihm und den
einflußreichen Männern der Nachbarschaft
die vaterländischen Angelegenheiten, und
es wechselten in seiner Burg Zsibo
mit den gesellschaftlichen Vergnügungen,
denen man sich auch hingab, ernste Be»
rathungen. Bei diesen Versammlungen
lernte er einen reichen Officier von ange-
sehener Familie kennen, der überdies
besser jagte als er, auf gleich schönen
Pferden ritt und in den verschiedenen
Künsten der Gymnastik mit ihm wett»
eiferte. Dieser Officier trug Orden auf
, der Brust, hatte an den Feldzügen theil-
genommen; seine Gestalt prangte auf
den von Kraft 's Künstlerhand gemalten
Tableaur der Weltschlachten. Dieser Ossi'
cier war von der Huld der Höfe über»
schüttet, hatte Europa, einen Theil des
Orients bereist, dieser Officier, ein Mis<
anthrop, mehr noch ein Malcontent, war
Stephan Szöch6ny iM.X^I ,S. 23 l).
Dieser, der mehr Kenntnisse besaß und
mehr Erfahrungett als Wesse lönyi ge-
macht, bemerkte bei seinem jüngeren
Freunde neben glänzenden Talenten ge-
ringe Weltkenntniß und machte dem-
selben den Antrag, mit ihm England und
Frankreich zu bereisen, und schaffte, als, Nessel ^nyi's Finanzen eine solche
Reise noch nicht gestatteten, auch die er-
forderlichen Geldmittel. Wesselönyi
fand sich nun in seinem Elemente, denn,
bemerkt Csengery zutreffend, in seinem
Freunde fand er einen Gefährten, der
gleich ihm zu phantastischen Unterneh-
mungen bereit war und mit gleicher
Bereitwilligkeit das Leben eines Heloten
! oder Negersclaven führte, wie den Aus-
schreitungen eines Heliogabal, eines Sar-
danapal sich hingab. Beide reisten nun
zu Fuß, täglich große Entfernungen
zurücklegend. Sie durften nur Milch und
Brod essen, beides in einer bestimmten
Quantität. Denn es war ihr Zweck, sich
gegenseitig in Erduldung der Mühselig»
keiten und des Hungers zu besiegen.
Das Ergebniß war: Sz^chenyi konnte
anhaltender zu Fuße gehen, Wesse«
lsnyi langer hungern. Dieses Wett»
eifern in wechselseitiger Abhärtung, dem
auf dem Felde der Wissenschaften und
Kenntnisse gleiche Kämpfe folgten, nährte
! die gegenseitige Freundschaft. Dabei
lernte Wessel6nyi von seinem oama»
ligen Freunde sehr viel, denn später ent»
zweiten sie sich, aber auch als sie schon
längst sich getrennt hatten, nannte er
sich Sz 6
ch
6 nyi gegenüber immer dessen
„Schüler" und ihn seinen „Meister".
Ueber die Ursache ihrer Entzweiung ist
man nie recht klar geworden, doch scheint
dieselbe überwiegend auf Sz6chänyi
zu fallen, der sich in Wesselsnyi seine
politische Puppe zu erziehen gedachte, die
ihre Bewegungen nach dem Drahte, den
er zog, machen sollte, während er die
alleinige Leitung der politischen Pläne
sich vorbehielt, wozu sich aber jener,
nachdem er seine Macht und seinen Ein»
stuß kmnen gelernt, nicht hergeben
mochte. SzSchönyi selbst hat sich, als
seine Entzweiung mit Wesselönyi offen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon