Seite - 158 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
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WesseU'Nyi, Nicoluuö (Sohn) Messcl<myi) Nicolaus (Lohn)
aus den Zluthen rettete und sich durch
seinen Muth, seine Aufopferung und
Rücksichtslosigkeit gegen sein eigenes
Leben zur Rettung des Lebens Anderer
zum „guten Genius" der Hauptstadt er«
hob, in dem Augenblicke als seine Person
dem .'Kerkermeister übergeben wurde. Aber
mit seinem Namen waren nun nicht nur
das Nettungswerk, geübt an vielen
Armen und Verlassenen, sondern auch
drei wichtige, das politische Leben betref.
fende Fragen, die Oeffentlichkeit, die
Redefreiheit und die erbliche Ablösung
so enge verknüpft, daß man es für räthlich
hielt, den volksthümlichen Gefangenen
nach kurzer Kerkerhaft zu benachrichtigen,
es sei ihm gestattet, den Rest seiner Ge-
fangenschaft seiner schweren Krankheit
wegen, die ihn indessen befallen hatte, in
Grafenberg zuzubringen. 2ie Cur in
diesem Bade, wo sich auch jenes merk-
würdige Liebesverhältnis mit der kleinen
Weberin, anfänglich dem Freiherrn selbst
unbewußt, entspann, das dann mit einer
Heirat in Zsib«'» endete, hatte sein Leiden
wohl gemildert, aber nicht geheilt. Er
verbrachte dann ein paar Jahre im Aus-
lande, bis ihm die auf dem 1839er Land«
tage erlassene Amnestie die Rückkehr nach
Siebenbürgen gestattete. Nun aber befiel
ihn eine infolge heftigen Blutandranges
gegen das Gehirn eingetretene Blind-
heit, die wohl für einige Zeit gehoben
wurde, aber infolge einer bei seinem Na- z
turell leicht hervorgerufenen und furcht-
baren Aufregung neuerdings und dann
bleibend eintrat. Auch war von da ab
der Freiherr immer mehr oder weniger
leidend; wohl nahm er am öffentlichen
Leben, soweit fein Zustand es erlaubte,
. noch immer Antheil, aber die Bewegung
der Geister war bereits über ihn hinaus»
gegangen, sein Name galt noch hoch im
Lande, seine Rathschläge jedoch, als nicht immer zeitgemäß, fanden keine Beach»
tung. Auch durch die Presse suchte Wes.
i zu wirken, und es erschien:
(Leipzig 1843), wovon auch
im folgenden Jahre eine deutsche Ueber»
setzung unter dem Titel: „Eine Stimme
über die ungarische und slavische Natio«
nalität" (Leipzig 1844 »Pesth, Emich^,
gr. 8".) ausgegeben wurde, in welcher er
die Grundlinien seiner Politik aufstellte,
deren Befolgung im März 1848 für die
Gesammtmonarchie von Nutzen gewesen
sein und viel Blutvergießen erspart haben
würde; aber der Verbannte von Grafen-
berg, der blinde Wesselenyi war nicht
mehr der Held des Tages, Andere führten
das große Wort, und man zuckte über
den philanthropischen Träumer nur mit«
leidig die Achseln. Wie sich indeß Wes.
selönyi's ungestümes Wesen im Laufe
der Jahre, durch die Wirkung derselben
wie durch sein Leiden und in der damit
verbundenen Einsamkeit abgeklärt hatte,
das ist eben aus dieser Schrift ^8x6^at"
ersichtlich, von welcher Cäengery in
seinem Werke „Ungarische Redner und
Staatsmanner" (Bd. I, S. 181—191)
einen übersichtlichen Auszug gibt. Auch
in den nächstfolgenden Jahren bis kurz
vor Ausbruch der Revolution, während
welcher der Freiherr auf seinem Schlosse
Zsib<i lebte, war er immer thätig und
beschäftigte seinen Secretär unablässig
vom Morgen bis zum Abend damit,
freundschaftliche Briefe, Aufrufe, Zei-
tungsartikel, für Privathände bestimmte
Abhandlungen und Parteimemoranden
abzufassen; aber dies Alles hatte wieder
auf die politischen Verhältnisse keine
Wirkung, er selbst jedoch blieb trotz dieser
deutlichen Zurücksetzung noch immer
eines der eifrigsten Mitglieder der Oppo»
sition. War er schon bis dahin nur
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon