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Weyprecht 199 Meyprecht
österreichische Flotte erhielt, welche den
Kampf mit der italienischen aufnehmen
sollte, stellte er hinter Lussin und Lissa
ein paar Schiffe auf, um das Heran-
nahen des Feindes beobachten zu lassen.
Auf einem derselben befehligte Wey-
precht. Da zeigten sich am Horizonte
die langhin abfliegenden Rauchfahnen
der italienischen Dampfer, denn nur
diese und sonst keine anderen konnten es
sein. Sie segelten wohl daher in der Ab«
sicht, die Ausschiffung eines Flankencorps
zu versuchen. Da lichteten unsere Theer»
jacken unter Hurrahs und Zivios d>':
Anker und dampften den Grünweiß-
rothen entgegen. Hier war es, wo unser
Seemann so kühn und in energischem
Plane gegen den „Rö d'Italia" ope»
rirte, daß derselbe den Breitseiten der
Weyprecht'schen Fregatte schonungs»
los preisgegeben war und die glühenden
Bomben unserer Schiffsartillerie krachend
und prasselnd den feindlichen Bord in
Splitter rissen. Es erfolgten dann die
furchtbaren Explosionen, und wieder war
es Weyprecht, der das eigene Schiff
durch ein energisches Manoeuvre davor
bewahrte, mit in den tosenden Strudel
gerissen zu werden, welchen das Unter«
. sinken des feindlichen Ungethüms wir-
belnd und schaumend aufriß. Nun nahm
Tegetthoff , nachdem er die Cha°
raktertüchtigkeit und Befähigung seines
Günstlings erprobt hatte, ihn als Linien»
schiffsfähnrich in seinen Stab auf, und
Weyprecht begleitete den Admiral, als
derselbe 1867 mit dev „Novara" nach
Mexiko fuhr, um die Leiche des unglück-
lichen Kaisers Maximi l ian von dort
zu holen. Nachher unternahm er noch
manche andere Fahrt nach Asien und
Amerika, kreuzte wiederholt in der Le»
vante und machte in zwei Jahren
Küftenaufnahmen von Dalmatien, sich dabei immer als besonders tüchtiger prak-
tischer Seeofficier erweisend. I n den
Vordergrund aber trat er erst, als der
Gedanke einer österreichischen Nordpol-
expedition verwirklicht werden sollte und
er sich zur Theilnahme an derselben an-
bot. Er hatte nämlich schon 187< mit
dem „Isbjörn" eine Vorexpedition nach
Spitzbergen und Nowaja Semlja unter-
nommen, so daß er doch nicht völlig un»
vorbereitet an das große und gefahrvolle
Unternehmen herantrat und man ohne
Bedenken dem damals 34jährigen er»
probten Seeofficier die Leitung der
schwierigen Expedition anvertrauen
durfte. Weyprecht hat dieselbe unt^l.
den ungünstigsten Verhältnissen, Ge»
fahren besiegend, deren Bewältigung
kaum vorauszusehen war, ausgeführt.
Er fuhr im Sommer j872 von Bremer
Hafen ab und befand sich nach kaum
neun Wochen, am 2l. August, mit seinem
Schisse „Tegetthoff" bereits von Eis-
massen eingeschlossen, von denen er sich
nicht mehr befreien konnte. Zwei Jahre
hielt er mit den Seinen' auf dem von
Eispressungen bedrohten Fahrzeuge aus.
Oberlieutenant P a y e r M . XXII ,
S. 133^ unternahm während dieser Zeit
vom Bord weg die Schlittenfahrt nach
Norden, welche ihn zur Entdeckung dcs
Franz Ioseph-Landes führte. Endlich im
Hochsommer 4874 entschloß sich die Be-
mannung, das Schiff zu verlassen und
die Rettung durch einen Marsch über
das Eis zu versuchen. Nach unzähligen
Beschwerlichkeiten und Gefahren ge»
langten sie wohlbehalten zu einem russi-
schen Schisse auf Nowaja»Semlja, wel>
ches sie aufnahm und nacb Europa
zurückbrachte. Die Reise dieser modernen,
aber weniger glücklichen Argonauten von
Norwegen in die Heimat gestaltete sich
zu einem wahren Triumphzuge. Auf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon