Seite - 201 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Band 55
Bild der Seite - 201 -
Text der Seite - 201 -
Weyprecht 201 Menprecht
wesen" und in den „Mittheilungen der
Wiener geographischen Gesellschaft" ;
selbständig erschienen sind: „Nie Müll-
tiäche Änleilnng ^ur Nellbllchtnng der Pular-
lichter" ( l880) ; — „Hllupwsnltllte der mag-
netizchen Nrnbachtnngen lulillrentl der iisterrei-
auch in den „Sitzungsberichten der ma-
thematisch - naturwissenschaftlichen Classe
der k. k. Akademie der Wissenschaften"'.
— und „Nie Nllrdpaleipeüitillnrn der Ankunft
und deren 5ichere5 FrgrbnisZ. nervlichen mit den
bisherigen FnrLchungen ant dem arktischen Gr-
biete" (1876); auch als erstes Heft der
„Sammlung gemeinnütziger populär>wis-
senscdaftlicher Vorträge", welche in
Harrte ben's Verlage zu Wien erschie-
nen sind. An Ehren bat es dem Edlen
wohl nicht gefehlt; von Seiner Majestät
dem Kaiser erhielt er für sein ausgezeich»
netes Verhalten im Jahre 1866 den
Orden der eisernen Krone dritter Classe
mit der Kriegsdecoration und nach der
Rückkehr von der Nordpolerpedition 1874
das Ritterkreuz des Leopoldordens. Die
Stadt Frankfurt a. M. zeichnete ihn an-
läßlich eines Vortrages, den er daselbst
gehalten, mit einem schweren silbernen
Lorbnkranze aus, aus welchem später
ein diebischer Diener, als derselbe Geld
für seine Geliebte brauchte, einige Blätter
abbrach; dann verlieh ihm der geogra-
phische internationale Congreß zu Paris
die große goldene Medaille, welche ihm
und Payer zu Ehren geprägt und mit
Weyp recht's Namen versehen ist, und
schon das Jahr vorher (l873) erkannte
die Londoner geographische Gesellschaft
Weyprecht die goldene Stiftermedaille
zu; am 22. September <874 aber, bald
nach der Rückkehr von seiner Erpedition,
ehrte sich die Stadt Fiume durch Verlei»
hung des Ehrenbürgerrechtes an ihn. Schließen wir diese Skizze noch mit der
zutreffenden Silhouette Weyprecbt's,
welche ein Freund desselben mit Worten
gezeichnet: „Weyp reckt war. we:'n
auch eracter Gelehrter durch und durck.
ein äußerst liebenswürdiger Gesellschafter,
und ein Kamerad, der jeden heiten'ü
Scherz mitzumachen wußte. Wochen
lmd monatelang in seinen Studien wie
ein Einsiedler vergraben, war er dann
wieder für einige Zeit Lebemann, der mit
vollen Zügen die Freuden des Dasein)
genoß. Beredt und im freien Vortrage
geradezu hinreißend, als Schriftsteller
knapp im Ausdrucke, in seinen Schilde-
rungen größeren Werth auf die Wahrheit
als auf die Schönheit des Ausdruckes
legend, war er nicht ohne sckarfen Hu-
mor, der sich dem Gegner bitter fühlbar
machen konnte. Seine äußere Erschei«
nung war im hohen Grade einnehmend.
Er hatte den unverfälschten fränkischen
Typus, war groß gewachsen, breit in den
Schultern, schmal in den Hüften, elastisch
im Gange, das helle Auge stahlblau, die
hohe Stirne und das scharf markirte Ge-
ficht von blonden Haar- und Bartlocken
umrahmt." Als ein Unicum, für Auto»
qraphensammler dürfte das Blatt sein,
welches Ludwig Speidel von Wey-
precht als ein Geschenk besitzt. Es ist
das Protokoll, das der Verfasser vor
dem Verlassen des „Tegetthoff" mit den
Ofsicieren aufnahm und von diesen
unterzeichnen ließ. Es heißt iri demselben,
daß
sich sämmtliche Ofsiciere, Weyprecht
voran, erschießen müssen, wenn sie sehen,
daß alle Nahrungsmittel zu Ende und
Rettung nicht mehr möglich ist. Die
Mannschaft werde diesem Beispiel folgen
und sich vor so elendem Untergange be«
wahren. Man wird vielleicht staunen,
daß Weyprecht in seiner dienstlichen
Stellung und nach solcher That, wie die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon