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) Matthias Const. 229 Mickenburg^ Matthias Const.
wege, so die über sechs Meilen lange
von Waidhofen an der Thaya bis an die
böhmische Grenze führende Straße, ferner
jene über Eggenburg nach Znaim, dann
mehrere von ihm ausgeführte ansehnliche
amtliche Bauten. Groß war seine Für
sorge bei Überschwemmungsgefahren
und Feuersnoth, wo er oft mit Gefahr»
düng des- eigenen Lebens die zweck»
mäßigsten Anstalten zur Erstickung der
gefährlichen Elemente traf; seine unpar»
teiische Geschäftsführung, sein Gerechtig-
keitssinn, verbunden mit einem humanen
Wesen im Verkehre mit den Unterthanen,
erwarben ihm deren Liebe und Ver>
trauen, welche erst recht zum Ausdruck
kamen, als er nach fünfjähriger Wirksam-
keit daselbst eine neue Bestimmung erhielt.
Der Kaiser übertrug ihm nämlich ^830
in der Stellung eines Gubernial.Vice»
Präsidenten die vollständige Leitung der
Provinz Steiermark, nachdem Graf von
Hart ig , bis dahin Gouverneur von
Innerösterreich, als solcher der Lom-
bardie nach Mailand abgegangen war.
I m Juli 1833 ernannte ihn Kaiser Fer-
dinand zum Gouverneur von Steter»
mark und zum geheimen Rath. I n dieser
von einer Reihe von Friedensjahren be»
günstigten Stellung war dem Grafen ein
weites Feld geboten zur Bethätigung
seiner Bestrebungen für das allgemeine
Wohl. Und in der That nahm das Land
von 1830—1848 einen lebhaften Auf.
schwung. Nach allen Seiten entwickelte
sich zur Hebung seiner Wohlfahrt eine
rege Thätigkeit, Verbesserungen nach ver»
schiedenen Richtungen wurden durch»
geführt. Darunter ist besonders hervorzu-
heben die in das Jahr 4834 zurück-
reichende Gründung der Bade» und Trink-
anstatt zu Gleichenberg, welche ihren
Aufschwung lediglich den Bemühungen
des Grafen verdankt, der die dort befind» lichen, dem Selterswasser ganz ähnlichen,
bis dahin kaum gekannten und nur von
der Landbevölkerung ohne Würdigung
der Heilkraft benutzten Quellen, die
förmlich verwahrlost waren und statt
Segen zu spenden, das umliegende Erd-
reich versumpften, fassen und der lei-
denden Menschheit zugänglick machen
ließ. Einer nicht minderen Sorgfalt er-
freute sich auch die Landeshauptstadt
Gratz, in welcher eine Reihe von Huma»
nitätsanstalten, die bis dahin fehlten,
ins Leben gerufen wurden, wie: eine
Taubstummenlehranstalt, ein Arbeits»
haus, eine Kleinkinderbewahranftalt
u. s. w.; unter den Verschönerungen der
Stadt ist vor Allem die Kettenbrücke über
die Mur zu nennen, die gleichsam unter
der Bürgschaft des Grafen entstand. Nun
kam das Bewegungsjahr l848 heran,
und d/eses sollte dem Grafen verhäng-
nißvoll werden. Demselben erging es als
Statthalter der Provinz wie den anderen
Gouverneuren und Statthaltern, die von
den in Wien wechselnden Ministerien
förmlich vergessen und wahrend der Auf»
stand überall heimlich und offen lohte
und glimmte, sich selbst überlassen
waren. Der Geschichtschreiber dieser
Epoche, Freiherr von Helfert, schreibt
aus diesem Anlasse: „Wickeuburg war
ein Mann, dessen Loyalität außer Frage
stand; er war ein liebenswürdiger und
freigebiger Eavalier, ein wahrer Wohl»
thater der Provinz, der er als Gouver-
neur vorstand, für deren Bestes und
würdige Vertretung er die Kräfte seines
eigenen Vermögens eingesetzt hatte. Auä>
würde Wickenburg, wenn er nicht als
Landescommandirenden einen General
an seiner Seite gehabt hätte, dessen
grundsätzliche Unthatigkeit in den Oc»
tobertagen an die Grenzen der Feigheit
streifte, kaum in die Lage gekommen sein,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon