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Midmanftetier, Ignaz 268 Midmanftetter, Ignaz
Marscho bis Verona wurde er mehrmals
mit besonderen Aufträgen bedacht, ins'
besondere als zur Deckung des Rück-
zuges der damals schwachen Armee über
den Mincio das Bataillon in der Nach-
hut verwendet ward. Nach der Concen-
trirung der Armee um Verona kam es
bald zu der ruhmreichen Schlacht von
St. Lucia am 6. Mai. Bei dem berühmt
gewordenen Kampfe um den Friedhof
hielt Widmanstetter-Beckh mit der
Hälfte seiner Compagnie den Verhau
zwischen dem Friedhof und der nach
Somma-Campagna führenden Straße be-
setzt; die andere Hälfte unter Oberlieute-
nant Tobias von Hohendorf verthei»
digte zuerst das Schulhaus, ward jedoch
dann gleichfalls an die Straße vorge-
schoben; diese Compagnie hatte also in
ihrer fast ungedeckten Aufstellung un>
mittelbar neben dem Friedhofe, auf wel-
chen der Stoß des feindlichen Heeres ge-
richtet war, den lebhaftesten Antheil an
jenem denkwürdigen Kampfe. Widman»
stetter.Beckh, der unter den Ofsi-
cieren des Bataillons lobend hervor«
gehoben wurde, war dann nach der
Schlacht mit seiner Compagnie bis in die
späte Nacht thätig, die Verwundeten auf-
zulesen und, so belehrte er seine Jäger,
ob Freund oder Feind, zur Pflege ab.zu-
geben; überhaupt hat er durch den
ganzen Krieg mitten im Kampfe nie der
menschlichen Pflicht vergessen. Nach der
Schlacht vertauschte er das Cominando
der ersten mit jenem der fünften Com»
pagnie, weil er nach seinem Range zum
Commando einer Division berufen war.
Die erste Compagnie empfand tief diesen
Wechsel, durch den fie ihren väterlich für-
sorgenden Commandanten verlor. Der
Sturm auf die Monti Verici bei Vicenza
am 10. Juni 1848 brachte dem Ba-
taillon und insbesondere auch dem Haupt- manne Widmanstetter'Beckh neue
Siegesehren. Allgemein bekannt ist es,
daß der heldenmüthige Führer der
„Zehnerjäger", Oberst Karl von Kopal,
mit den Seinen die Initiative ergriff,
um die tapferen Schweizer aus ihren ver>
schanzten Positionen auf den vom spä-
teren italienischen Ministerpräsidenten
Marchese Massimo d'Azeglio ver.
theidigten Monti Berici zu drängen. Bei
diesem Anlasse empfing K o v a l die
Todeswunde. Im weiteren Vordringen
der Sturmcolonne auf dem engen Wege
forcirte der an der Spitze der Colonne
eingetheilte Hauptmann Joseph I a»
b lonsky eine weitere die Straße
sperrende Schanze, während zu gleicher
Zeit der Divisionscommandant Haupt-
mann Widmanstetter-Beckh seine
Leute auf die den Monte Baricocoli krö-
nende große Schanze führte und dieselbe
im Sturme nahm. Von diesem domini-
renden Punkte übersah Letzterer das
Kampffeld, wie es die auf der Straße
vorwärts drängende Colonne nicht ver-
mochte, und formirte, während Haupt'
mann Iablonsky im ferneren Nach»
drängen die Schanze bei Casa Bragha»
dini am Monte Parnaffo erstieg, eine
neue Sturmcolonne, mit welcher er die
große Schanze am Monte Salvi, westlich
von Braghadini, bezwang, von der die
Tricolore wehte, deren Fall den Vicen»
tinern den Verlust der Monti Berici und
die Hoffnungslosigkeit weiteren Kampfes
verkündete. I n der unter dem Monte
Salvi gelegenen Casa sette venti
nahm unser Hauptmann den Rest der
Schweizertruppen gefangen und beschoß
von dieser Aufstellung den Campo Marzo
vor der Stadt Vicenza und die über den«
selben retirirenden feindlichen Truppen.
Wahrend Iablonsky das Ritterkreuz
des Maria Therefien-Ordens erhielt, be»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon