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Midmanstetter^ Ignaz 271 ^ Ignaz
unser Hauptmann selbst stellte, hatte er
vollkommen gelöst. Die Wasserleitung
war zerstört und dadurch der Mangel an
Trinkwasser sehr fühlbar in der Festung,
welche, nachdem sie ein mehrtägiges
Bombardement ausgehalten, am 19. Juni
capitulirte. Graf Wimpffen ließ in
seinen Berichten und in? Operations-
journale die Leistung Widman stetter-
Beckh's dann als eine befohlene dar«
stellen, was sie aber gar nicht war.
Hauptmann Ignaz von Widm an-
st et ter-Beckh starb noch.am 1. Juni
im Feldlazarethe. Ein „Hoch!" auf den
Kaiser war sein letzter Laut. Cadet Hugo
Graf Na ld e rd o rff, später Güterbescher
in Bayern und Vorstand des historischen
Vereines der Oberpfalz und von Regens'
bürg. entwirft in einem Briefe folgende
Schilderung des Iägerhauptmanns: „ An
Hauptmann Widmanftetter-Beckh
verlor das 10. Iäger«Bataillon offenbar
seinen tapfersten und beliebtesten Officier,
das war damals die allgemeine Mei»
nung, der ich nur beipflichten kann. Un-
sere Jäger kritisirten mit besonderer Vor»
liebe ihre Herren Ofsiciere, aber niemals
habe ich Bemerkungen über unseren
Hauptmann gehört, im Gegentheile, die
Mannschaft war stolz auf ihn und unter-
hielt sich gerne von seinen Großthaten,
die er namentlich bei Santa Lucia und
an anderen Orten gethan, wofür aber
theils Ändere die Lorbeeren geerntet
hatten. Ich bedauere nur, Ihnen den
guten Hauptmann nicht zeichnen zu kön«
nen, wie er bei Stürmen mit geschwun»
genem Säbel, halb nach den Jägern sich
zurückwendend, mit glänzendem Auge
und freudiger Miene dieselben zur Tapfer»
keit anfeuernd, der Trupps voraneilte;
das war die einzige Gelegen«
heit, wo Al les in ihm lebte,
sonst war er so still und einfach! Wettern und donnern hörte man ihn nie
gegen seine Untergebenen; auch wenn er
verweisen und strafen mußte, so geschah
es stets mit Ruhe und ohne Aufregung,
kurz er war als Mensch ebenso gut«
müthig, gesetzt und freundlich und daher
beliebt, als eifrig im Dienste und tapfer
im Gefechte. Zum Beweise, wie sehr ich
meinen Herrn Compagniecommandanten
verehrte, möge Ihnen noch die Notiz
dienen, daß ich das Porteepee, das er an
jenem Tage (seinem Todestage) trug,
noch aufbewahre, und zwar neben einem
Porte-spöe unseres hochgefeierten Mar»
schallä Radetzky." Ein anderer der
einstigen Untergebenen Widmanstetter>
Beckh's, derzeit Major in der deutschen
Garde, Patroclus Conte Magnoni, be-
wahrt den Säbel, den er von seinem
Hauptmanne gelegentlich der Beförde»
rung in.die Officiersdecharge als Ge-
schenk erhielt, nun versehen mit einer
eingravirten Inschrift, welche verehrungs-
volle Erinnerung an seinen einstigen
Hauptmann ausdrückt. Mit diesen Aeuße»
rungen von Anhänglichkeit und Vereh»
rung stimmen alle anderen Kundgebun»
gen seiner Zeitgenossen, insbesondere jene
seiner Untergebenen überein. Hinsichtlich
dieser und des erziehenden Einflusses,
den er auf sie nahm. verdient hervor-
gehoben zu werden, daß iu den zwei
Compagnien, deren Commandant er
1848—1849 war, von denjenigen Man-
nern, welche damals ihre militärische
Laufbahn begannen: sechs - Generale
wurden (Georg von Ernst, Rudolf
Freiherr von Gaff ron, Eugen Freiherr
von Kl im bürg, Joseph Latourvon
Thurm bürg, Erzieher Seiner k. k.
Hoheit des Kronprinzen Erzherzogs Ru-
dolf. Theobald Ritter von Mossig
und Conrad Nüscheler von Neu egg);
Widm anst etter-Beckh's manivuliren-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon