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Miechovsky, Wilhclmine 286 , Wilhelmine
anschauungen ein Geistesverwandter Wie»
ch o u s k y's genannt werden konnte, fand
diese Idee ausgezeichnet schön und begeisterte
sich für dieselbe. Die Anstalt sollte, wie unser
Pädagog meinte, den Namen „Heimat"
führen und armen Kindern in der That für
Leid und Seele „Heimat" bleiben. Da er
durchaus gegen die. wie er sich ausdrückte.
„Hasernenerziehung" war. so dachte er sich
die Verwirklichung seines Ideals als eine
Kolonie kleiner Häuser auf dem ?andc.
welche, um ein Schulhaus gruppirt, kinder«
lose Ehrlcute zu beherbergen hätten, die durch
Aufnahme und Erziehung fremder armer
Kinder Familien bilden sollten. Auf diese Art
würden auch arme und verarmte würdige
L''ute Versorgung und einen edlen Lebens«
zweck gefunden babcn Er selbst wollte in der
Schule wirken, sich die Organisation und
Leitung des Ganzen vorbehalten und der
Mittelpunkt der ganzen Anstalt werden. Es
lag wohl in der Natur der Sache, daß ein
so großes Werk, das ungeheuere Geldmittel
erfordert hätte, nicht von einem namenlosen
obskuren Menschen unternommen werden
konnte. Sein Streben ging nun vor Allem
dahin, sich durch pädagogische Wirksamkeit
einen Namen zu machen, sich das Vertrauen
seiner Mitbürger zu erwirken, um dann mit
Hilfe dieser die Verwirklichung seines Lebens«
ideals anstreben zu können. Nun. war auch
die Erfüllung dieses srmcö Planes in weite!
Ferne gerückt, so sammelte er doch unter
seinen Freunden und Gesinnungsgenossen
kleine Spenden für diesen großen Zweck und
legte eine pädagogische Bibliothek an. welche
für die „Heimat" bestimmt war. Als er dann
in den Staatsdienst übertrat, schenkte er die
bereits gesammelten Bücker der lHomenius»
Stiftung in Leipzig.
Mit thei lungen des Vereines für Geschichte
der Deutschen in Böhmen (Prag. Selbst«
Verlag, gr. 8".) XXI. Jahrg. (1883) S. 353:
„Vi-. Alerander Wiechovsky".
Wiechotlsky, Wilhelmine (Lehrerin
und Schriftstellerin, geb. in Böh-
misch-Zwick au am 3. December 4834).
Das einzige Kind des Dr. n^ä. Meiß-
ner, übersiedelte sie im Alter von vier
Jahren mit den Eltern nach Prag, wo
sie dann ihre Ausbildung erhielt. 1? Jahre
alt, hörte sie den pädagogischen Lehrcurs, aus welchem sich später die noch heute
bestehende Lehrerinen « Bildungsanftalt
entwickelte. Nach beendetem Lehrcurse
beschäftigte sie sich mehrere Jahre hin»
durch mit Unterricht und widmete sich
nebenbei der Pflege der Musik, des Ge-
sanges und dem Studium der modernen
Sprachen. I n der Mitte der Sechziger«
Jahre lernte sie den Doctor Alex. Wie-
chovsky kennen, der kurz zuvor seine
Privatunterrichtsanstalt eröffnet hatte.
Da erkrankte Wilhelminens Mutter
an der Cholera und wurde innerhalb
24 Stunden am 18. August 4866 von
der Seuche dahingerafft. An ihrem letzten
Lebenstage sprach sie noch den Wunsch
aus, ihre Tochter möge ihre Verbindung
mit Wiechovsky, die bereits auf den
27. August festgesetzt war, nicht hinaus-
schieben, und so erfolgte denn die
Trauung drei Tage nach dem Tode der
Mutter, am 21. August, in aller Stille.
Eine Seele mit ihrem Gatten, stand
Wilhelmine ihm nun in allen Unter»
nehmungen getreu zur Seite, besorgte
das Knabenpensionat, welches sie !867
auf dem Altstädter Marienplatz begrün»
deten, betheiligte sich an dem von Wie-
chovsky 1869 ins Leben gerufenen
deutschen pädagogischen Vereine und
organisirte in demselben mit ihrem Gatten
gemeinschaftlich eine Frauensection, wo«
bei sie sich die würdige geistige
Emancipation der Frau zur Auf»
gäbe stellte. Acht Jahre führte sie in
dieser Section den Vorsitz. Als dann
nach dem Verluste von vier Kindern
innerhalb eines halben Jahres der ge»
beugte Gatte sein Privatunterrichts»
inftitut und das Knabenpensionat aufgab
und in den Staatsdienst übertrat, wid»
mete sie zur Abwickelung aller seiner
Verbindlichkeiten ihr ganzes väterliches
Erbtheil. Wenige Jahre darauf begann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Band 55
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Weninger-Wied
- Band
- 55
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon