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Miesböck, Karl L. 39 Miesböck, Karl L.
im Gebiete des Volkssä'ngerthums nach
den uns vorliegenden Arbeiten desselben
prĂĽfen, so glauben wir ihn als BegrĂĽn,
der und Vertreter einer edleren sittlicheren
Richtung dieses Genres begrĂĽĂźen zu
sollen, welches bisher nur in der Zote
und lĂĽsternen Zweideutigkeit vegetations-
fähig zu sein glaubte.
Porträt. In Medaillonformat auf den Uni»
schlagen seiner periodischen Hefte „Mein' Vater«
stadt in Lied ur,d Wort" (Roäner. Wien),
gez. von H(ugo) Ströd>.
Wiesbock, Karl L. Ma le r , Re-
staurateur und Kunstantiquar,
geb. wahrscheinlich in Wien oder doch in
dessen Nahe im Jahre 181t, gest. in
Wien am 22. August 1874). Ueber
Lebens- und Bildungsgang dieses anti<
quarischen Sonderlings, ĂĽber den selbst
der in Wiener Sachen und Personen so be>
wanderte und wohl unterrichtete Fried»
rich Schlögl I M . XXX, S. 128)
nichts Bestimmtes zu erkunden vermochte,
liegen gar keine Nachrichten vor. Da
Wiesböck zu Stetteldorf beerdigt wor-
den, so meint Schlogl, daĂź derselbe
wohl im Stockerauer Rayon das Licht
der Welt erblickt haben dĂĽrfte. Auf dem
an seiner ThĂĽr angenagelten AdreĂź-
schildchen nannte er sich Maler, und hierzu
bemerkt Schlögl, daß Wiesböck
diesen Titel kaum rechtfertigen konnte
und sich höchstens Restaurateur nennen
durfte. Doch sei er Copist gewesen, und
zwar ein sehr gefährlicher, da er kostbare
antike Originale bis zur... Täuschung
copirte. Nun, Maler war Wiesböck
doch wohl, denn in der Iahresausstel-
lung 1830 in der Akademie der bilden-
den KĂĽnste bei St. Anna in Wien hatte
ein Kar l Wiesböck, den wir mit
unserem Antiquar, über welchen Schlögl
die Frage aufstellt: „wer war der
Mann?", für ein und dieselbe Person halten, einen „Slnüienk.llpk" (40 fl.), ein
Landschaftsbild: „PwrtlM uw Gurs nu
(30 fi.) und ein Genrebild
snr Zchnle" (120 fl.j ausge-
stellt. Wir sehen, er war als Maler in
mehreren Sätteln gerecht. Ueber seine
Herkunft gingen allerlei GerĂĽckte, Einige
meinten, in den Adern des stattlichen
Mannes rolle fĂĽrstliches Blut; Andere
behaupteten — damit doch etwas Fürst-
liches an ihm sei — er sei ein fürstlicher
Koch gewesen, und wieder Andere wollten
wiffen, daĂź er aus dem einen oder dem
anderen Grunde — vielleicht auch aus
beiden? — bis zu seinem Lebensende
eine fĂĽrstliche Pension genossen habe.
Seine eigentliche Starke bestand im
Kunstantiquariat, womit er dann auch
— als dazu gehörig — das Restauriren
alter Kunstwerke, seien es Kupferstiche,
Holzschnitte oder Oelgemälde, verband.
Er wohnte im rückwärtigen Hofe des
Fokanederhauses, in welchem er seine
antiquarischen Schätze verbarg, im
wahren Sinne des Wortes verbarg, da
er nur ganz vertrauenswürdigen Per»
sonen — und zu diesen zählte Schlögl,
der uns Wunder ĂĽber Wunder davon
berichtet — den Einblick in das
Heiligthum gestattete. Wiesböck be-
trieb sein Geschäft mit allem Eifer, indem
er. in allen Bauernstuben, bei allen Pfar-
rern auf dem Lande herumstöberte, alle
Böden und Alcoven in ganz Nieder- und
Oberösterreich durchschnupperte, das Ge
raffel und Gerumpel sämmtlicher Trödler
durchwühlte und in Schmutz und Schnv«
mel unter Fetzen und TrĂĽmmern oft die
schmuckeften Raritäten fand. Dabei war
er der Antiquar, wie er im Buche steht:
riß alte Pergamentbände auf, um die
Einbanddeckel — nach der alten Pappen-
deckelfabrication wurde Blatt auf Blatt
aufgeklebt — bloßzulegen- und dann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon