Seite - 40 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
Bild der Seite - 40 -
Text der Seite - 40 -
Miesböck. Karl Ü. ^ Georg
Blatt auf Blatt mühevoll sorgfältig ab
zulösen, bei welchem Vorgange er dem
auch ein und das andere Mal eine
Dürer oder sonst einen kostbaren altei
Holzschnitt fand. Auch besaß er noch ein
andere Haupteigenschaft des echten Ant
quars. Das Blatt, welches er um
etliche Groschen gekauft, pflegte er
um ebensoviel Gulden und oft um
weit größere Summen, wenn er den
Liebhaber gefunden, zu verkaufen. Ein!
ganz besondere Vorliebe zeigte er für die
Werke unseres Wiener Historienmalers
Peter Johann Nepomuk Geiger M . X,
S. 423^, von dessen Blättern er ein
complete Sammlung besaß, und darunte
solche Schöpfungen, welche der Meister
wohl selbst nicht hatte. Ueber diese Col
lection veröffentlichte dann Wiesböck
auch einen ausführlichen Bericht, indem
er von Geiger's Werken im Genre der
Radirung. Feder- und Kreidezeichnung
und Xylographie eine erschöpfende Dar
stellung verfaßte, welche im l3. Bande
des „Archivs für zeichnende Künste"
Leipzig 1867) abgedruckt erschienen ist.
Schlögl meint, daßWiesböck, der mit
der Feder nicht gut umzugehen verstand,
hiefür wohl nur die Daten, aber diese
mit minutiöser Genauigkeit geliefert habe,
welche dann von der Redaction um»
gearbeitet worden, doch aber des Ur>
Hebers eingehendes Studium, Kenner»
schaft und umfassende Liebe für den
Gegenstand darthaten. Im Uebrigen lebte
Wiesböck wie ein Geiziger, der, wie
unser mehrerwähnter Gewährsmann,
welcher ihn über ein Vierteljahrhundert
lang genau kannte, berichtet, aus Leiden-
schaft für Kunstwerke und aus Gier nach
Geld krank wurde. Er gönnte sich selbst
nur das Schlechteste, das heißt „Wohl-
feilste". Er rauchte den miserabelsten
Knaster, der seine Umgebung zur Ver« zweiflung brachte; er frequentirte nur
jene Kaffeehäuser, wo die Tassen am
tiefsten und der Kaffee am billigsten war;
er suchte alle Gasthäuser ab und blieb
nur dort, wo Abzugbier geschenkt wurde
und die Brodwecken am größten waren.
Er zog sich in die dumpfigsten Souter»
rainlocalitäten zurück und unterhandelte
dort mit den Kellnern, ihnen in langen
Ansprachen klagend, daß er „seines
Magenleidens wegen" nur eine Speise
vertragen könne: „gebratene Kalbsfüße"!
Aber wenn sie aufzutreiben waren, durfte
das Paar höchstens nur acht Krelizer
kosten, denn in Simmering zum Beispiel,
wie er beschwor, bekam er es um sechs
Kreuzer, und dort waren sie sogar großer.
Kam dann durch Intervention einer
barmherzigen Köchin das leckere Gericht,
so trug er ein Exemplar von dem Par»
chen in den Speiszettel gewickelt nach
Hause, um es beim nächsten Mittag-
mahle, das er sich selbst bereitete,
!n einen fünfmal aufgewärmten Kohl zu
stecken, in welchem es dann als prach»
tiger Braten sigurirte. Diese Schilderung
unseres Sonderlings gibt wohl ein ziem-
lich treues Bild desselben. Als Wies-
bock starb, zählte er 63 Jahre. Was mit
seinen Sammlungen geschehen, ist uns
nicht bekannt.
S c h l ö g l (Friedrich). Wienerisches. Kleine
Culturbildcr auS dein Volksleben der alten
Kaiserstaot an der Donau (Wien und Tcschcn
i883, Prochaska. gr. t>".) S. 422 u. f.: „Wer
war der Mann?
Jin nicht minder interessanter Kauz, aber von
anderer Sorie und von unserem Antiquar
Wiesbock durch einen Selbstlaut in der
Schreibung seines Namens unterschieden, ist
der salgdurgische Parteigänger Georg Wles«
deck, der in den Tagen des salzburgischen
Erzbischofä Leonhard auä dem kärnthneri»
schen Geschlechte derer von K e u t s ch a ch
(ti9o —13l9) lebte. Ein Lehensmann des
Erzbischofs nnd Erbkammermeister des Erz«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon