Seite - 66 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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Wieler, öc Mieser, Leopold
Organ der Gesellschaft „Die graphischen
Künste". Hier sei nur erwähnt, daß die
Bilanz der Gesellschaft bereits im ersten
Geschäftsjahre die Gesaminteinnahme
mit 23.778 fi. 3 kr. auswies und letztere,
fort und fort sich steigernd, 1886 bis auf
103 309 fl. 24 kr. angewachsen ist, daß
ferner die Künstlerhonorare für bereits
rublicirte Platten allein schon die Höhe
einer Viertelmillion erreichten. Sehr
bald kam Wieser zur Erkenntniß, daß
eine Gesellscbaft für vervielfältigende
Kunst nur daim ihren Zielen gerecht zu
werden vermöge, wenn es ihr gelinge,
internationale Bedeutung zu erlangen,
daß sie also kein Localverein bleiben
dürfe, denn man kann nicht die sammt-
lichen Bewohner einer Ztadt zu Kupfer
stichsammlern erziehen, und daß sie ferner
sich zu einer bedeutenden Verlags-
anstatt entwickeln muffe, an welche
Künstler zunächst sich wenden, weil sie
bei ihr die höchsten Honorare zu erhalten
die Aussicht haben, und die Kunstfreunde,
um wirklich künstlerische Producte um
erschwingliche Preise ;u erstehen. Die im
Jahre 1883 veranstaltete internatio-
nale Specialausstellung der graphischen
Künste und die oben angefühnen Zif-
fern beweisen, daß die Gesellschaft in
beiden Richtungen sich auf dem besten
Wege befindet. Nach Paris ist Wien der
bedeutendste Punkt für graphische Kunst
geworden. I n dem Streben nach weiterer
Entwickelung und um die Fortschritte
der graphischen Kunst in standiger. Ueber-
sicht zu erhalten, hat die Gesellschaft die
Veranstaltung von internationalen gra>
phischen Icchresausstellungen beschlossen
und erfreut sich in dieser Richtung der
Förderung der k. und k. Regierung und
des Oberstkämmereramtes Seiner Ma-
jestat des Kaisers. Die erste dieser Aus-
stellungen fand im Winter 1886—l88? statt. Die Gesellschaft hat ferner die
Gründung eines Museums für moderne
graphische Kunst begonnen und die Ge»
schichte der graphischen Kunst in Angriff
genommen, ein Werk, das in dem Um<
fange und in der Reichhaltigkeit der Illu-
stration, wie es in Aussicht genommen ist,
noch nicht besteht, dessen Ausführung
einen Zeitraum von mindestens zehn
Jahren und die Mitwirkung zahlreicher
literarischer und künstlerischer Kräfte,
sowie einen sehr ansehnlichen, von einem
privaten Verleger kaum zu bestreitenden
Kostenaufwand beansprucht. Der erste
Band dieses Werkes, welcher die Ge-
schichte des Holzschnittes der Gegenwart
umfaßt, ist nahezu vollständig ausgegeben
und mit sehr befriedigendem Erfolge auf'
genommen worden. Für Wieser's Thä>
tigkeit bei der Ausführung der von der
Stadt Wien veranstalteten Ausgabe des
Huldigungsfestzuges zur Feier der silber-
nen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kai-
serü Franz Joseph I. und der Kaiserin
Elisabeth hat der Gemeinderath der
Stadt Wien ihm das Bürgerrecht tarfrei
verliehen. Von der Akademie der bilden-
den Künste in Wien wuvde er 1878 zum
Ehrenmitgliede ernannt. Wieser ver-
malte sich 4846 mit Mathi lde Zau-
diel Edlen von Schul heim. Von
seinen fünf Söhnen haben der, älteste,
Hyacinth, als Maler, und der vierte,
Joseph, ein Schüler Hansen's, als
Architect im Jahre 1876 an der Akademie
der bildenden Künste den Römerpreis
gleichzeitig erworben. Der Erstere, dessen
Talent zu den weitest gehenden Hoffnun-
gen berechtigte,
siel der Malaria Roms zum
Opfer' Letzterer erregte durch seine der
Aufnahme in verschiedene Publicationen
gewürdigten Erstlingsbauten bereits die
Aufmersamkeit der Fachgenoffen und zählt
zu den beschäftigteren Architecten Wiens.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon