Seite - 79 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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Wieinei, Alwlf 79 Adolf
phir's „Humorist" Scenen aus einem
dritten Trauerspiele „Chesenz", h^g mäch»
tige Schönheiten enthielt, und noch zwei
andere Dramen, „Ner Mud" und „Ner
Irst und öeine Cachtrr" hatte er vollendet
im Pulte liegen. Von der bis dahin ge-
wöhnlichen und auch heute noch nicht
ganz ungewöhnlichen Todesart, welcher
dramatische Dichter zu verfallen pflegen,
des Verhungerns, rettete ihn einstweilen
sein oben erwähnter Gönner Graf Ko lo-
wrat, der ihm eine kleine Anstellung
bei einer Wiener Lebensversicherungs«
anstalt mit dem Gehalte von 30l) st. ver»
schaffte. Die Criminalpraxis hatte ihm
nichts genützt, und das obige Gehalt
reichte gerade hin, daß er nicht verhun-
gerte. So nützte er denn die ihm übrig
bleibende Muße durch Unterrichterth^ilen
aus, nahm dann eine Hofmeisterstelle in
einem Wiener Großhandlungshause an,
was ihn in den Stand setzte, sich all-
malig dem Lebensbecufe des Schrift-
stellers, für den er sich am geeignetsten
fühlte, zuzuwenden und sich selbständig
zu machen. Damals lebte in Wien der
russische Stciatsrath L. von Tengo-
borsky, der mit seinein Werke „Die
Finanzen, der öffentliche Credit, die
Staatsschuld und das Besteuerungs»
system des österreichischen Kaiserstaates
mit vergleichendem Hinblick auf Preußen
und Frankreich", 2 Bände (Paris 1843,
8".) ein unverdientes Aufsehen erregte.
Darüber schrieb I):-. Ioh. Iac. Herz
^Bd. VII I , S. 408^, eine anrüchige
Persönlichkeit des Vormärz, welche im
Nachmärz als Generalsecretär der galizi-
schen Karl Ludwig Eisenbahn in einer
Villa zu Hietzing nächst Schönbrunn
durch Selbstmord in unheimlicher Weise
endete, eine breitspurige Kritik in Dr. Ad.
. Schmidl's „Österreichischen Blättern
für Literatur" ^1844, Nr. 42—46^, welche gegen eine Kritik des Werkes in
B i e d e r m an n's „Deutscher Monat»
stbrift" gerichtet war. Kurz, das Buch
erregte damals solches Aufsehen, daß
Wiesner — vielleicht durch seinen oben
genannten Gönner beeinflußt — sich
daran machte, Herrn von T e n g 0'
bo rsky in sachgemäßer Weise zu ant«
worten. Und so schrieb er das Werk:
„Nn23i8ch-pllliti5chr Arithmetik. Streiflichter unl
da? Werk des russischen Ocheiinratheö M. A.
nun Cengllkllrs Ky: Veoec die Finanzen...
Oeäterrrichä.. ." , 2 Bände mit 3 Tabellen
<3eipzig 1844, 8".). Das Werk, von
edelstem österreichischen Patriotismus
durchglüht, brachte doch unter dem vor»
märzlichen Regime dem Patrioten eine
achttägige Gefängnißstrafe ein, weil er
es ohne Censurbewilligung im Aus-
lande hatte drucken lassen. Auch war
ihm in Baron Ze blitz, welcher die
österreichischen Verhältnisse in der Augs-
burger „Allgemeinen Zeitung" mit durch
ofsicielle Brillen etwas getrübten Augen
zu schildern pstegte, ein Gegner erstan-
den, der ihm in der genannten Zeitung
die Leviten las. Als Wiesner mit allen
Versuchen, in einem österreichischen Blatte
daranf zu erwidern, scheiterte, gab er
seine Entgegnung in der Flugschrift her>
aus: „Lmansig Spülten über ein Aamphllt.
Streiflichter aul seine sugrimnnte Nritik, brtrrt-
send tue Schritt: Nn25i5ch-uoliüschr Arithmetik",
in Nr. 217, 223—22? der Angsburger
„Allgemeinen Zeitung" (Leipzig 1844,
8".). Um diese Zeit veröffentlichte er
auch in den von Kuranda in Leipzig
herausgegebenen „Grenzboten" den Auf-
satz „Die Geheimnisse des Wiener allge-
meinen Krankenhauses", welcher damals
in Wien ein großes Aufsehen machte.
Die Schrift war anonym erschienen, und
erst nach Wiesner's Tode wurde daS
Geheimniß gelüftet und er, den ein
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon