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Wiesner, Julius 88 Miesner, Julius
„Künstler d« Neuzeit Vöhmens. XI. 0'. Wieö«
ner". Von Pr^f. Rudolf Mül ler.
Unser Künstler ist nicht zu verwechseln mit
seinem Zeitgenossen Eonrad Wießner
lgeb. <796. i), den wir auch mit einem s
(Wies ner) geschrieben finden. Derselbe,
aus Nürnberg gebürtig, war ein Schüler
Gabler's und stach namentlich Zandschafts«
bilder und Architecruren. vornehmlich erstere
mit feinem Naturgefühl und im Vaumschlaq
mit lebenswahrer Vollendung. Er wurde
später Zeichenlehrer zu Oberstein bei Birken«
feld, später in Virkenfeld selbst, wo er noch
l849 lebte.
Wiesner, Julius (Naturforscher,
geb. zu Tsch ecken in Mähren am
20. Jänner 1838). Zwei Jahre nach
seiner Geburt übersiedelten seine Eltern
mit ihm nach Brunn, wo er auch seine
erste Erziehung genoß. Was dieselbe be
trifft, so ließ der Vater, ein wohlhabender
Mann, seine Kinder überhaupt auf das
vorzüglichste bilden, wahrend deren Un«
terricht die Mutter, eine Frau von sel»
tener Tiefe des Gemüthes, mit vollster
Hingebung leitete. Ju l ius, der jüngste
von acht Geschwistern, erhielt mit seinem
nächst alteren Bruder August einen
intelligenten Erzieher, welcher den Sinn
der Knaben hauptsächlich für Geschichte,
Poesie und Kunst zu wecken suchte. Seine
Gymnasialstudien begann er 1849 in
Brunn, interesfirte sich aber bald bei
seiner Neigung für die Naturwissenschaft
sehr für Pflanzen und Mineralien, und
als 1832 in genannter Stadt eine Ober-
realschule errichtet wurde, verließ er das
Gymnasium nach vollendeter 4. Classe
und trat in jene Anstalt ein, wo er eine
umfassendere Ausbildung in der Natur-
Wissenschaft zu erreichen hoffte. Daselbst
wirkten Director Au spitz, Professor
ZawadSk.y, Professor Vogl u. m. A.,
welche ihm freundlich entgegenkamen.
Jetzt widmete er sich nut allem Eifer der! Naturwissenschaft, hauptsachlich aber der
Botanik, und botanisirte erfolgreich in
der Umgebung von Brünn und in vielen
anderen Gegenden Mährens, häufig
in Gesellschaft seiner Jugendfreunde
Bartsch und Makowsky. Infolge
dessen erwarb er sich, wenn auch erst
lä Jahre alt. doch schon eine solch um»
fassende Kenntniß der Brünner Flora,
wie sie zu jener Zeit außer dem greisen
Botaniker Statthaltereirath Tkany
>M. XI . V, S. 207^ kaum ein Anderer
besaß. Er verwerthete auch den Erfolg
seiner localen Forschungen und schrieb
eine Flora von Brünn, welche so tüchtig
gearbeitet war, daß Director Au spitz
dieselbe in dem Programme der Ober-
realschule mit der Bemerkung abdrucken
ließ: „Man ist diesmal von dem Grund»
satze, Schülerarbeiten nicht in das Pro-
gramm aufzunehmen, abgegangen, weil
der jugendliche Verfasser wirklich mit
außerordentlichem Erfolge dem Studium
der Botanik obliegt und bisher noch keine
Flora Brünns eristirt." I n dieser seiner
ersten Arbeit, welche viele neue Beobach-
tungen enthalt, zeigte sich bereits eine
bestimmte Selbständigkeit, denn Wies-
ner, der noch kein pflanzengeographisches
Werk gekannt, wich von der Gepflogen»
heit einer Aufzählung der Formen in
systematischer Ordnung ab und führte
eine solche nach Florengebieten durch.
Aber seine floristischen Bestrebungen fan>
den damals nur eine einseitige Anerken-
nung, auch verbitterten ihm pflanzen'
sammelnde Neider lald die Neigung zur
Floristik; so suchte er seine Thätigkeit in
anderen Sphären botanischer Forschung
zur Geltung zu bringen, obwohl er schon
mit zahlreichen Botanikern im wissen-
schaftlichen Verkehre stand und sein Her«
barium bereits einen Umfang von etwa
3000 Formen erreicht hatte. Den größten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon