Seite - 97 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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Witzspiele und sonstigen Allotria hinweg-
gefegt wurden.
Wiener allgemeine Mu sik» Z eitung.
Herausgegeben von Aug. Schmidt (4".).
1817, S. 272 und 333. — Figaro. Redi'
girt von Friedrich Adami (schm. 4".) 1838,
S. 733. — Seiolitz (Julius Dr.). Die
Poesie und die Poeten in Oesterreich im
Jahre 1836 (Grimma 1837. I . M. Gebhard.
kl. 8".) Bd. I, S. 194. — Allgemeine
Theaterzeitung. Von Adolph Bäuerle
(Wien. gr. 4".) XI.. Jahrg. (1847) 2. 386 :
„Biographische Skizze."
Wiest's Vater, der kaiserliche Garde-Schneider-
meister (geb. 1768, gest. in Wlen im Decem«
ber 1863) überlebte um viele Jahre seinen
Sohn und hat sich durch einen drastischen
Nath, den er dem Allgewaltigen Oesterreichs
kurz vor der Märzkatastrophe gegeben, eine
Stelle in den anekdotischen Blättern der
österreichischen Geschichte gesichert. Meister
Wiest war nämlich der Leibschneider des
Fürsten Mette rnich, der es liebte, mit
dem alten Schneider, welcher ihn über ein
Vierteljahrhundert bereits bediente, dann und
wann in ein Gespräch sich einzulassen, das
Wiener Zustände zum Gegenstande hatte. So
erschien denn eines Tages in einer der ersten
Wochen des Jahres 1848 Meister Wiest
bei dem Staatskanzler, um demselben einen
neuen Anzug anzuplobiren. Der Fürst war
diesmal eben wenig bei Laune, ja sogar ver»
stimmt, was der alte Gewerbsmann alsbald
erkannie. „Durchlaucht", begann nun Schnei-
der Wiest , dem die Verstimmung des
Staatsmannes zu Herzen ging. „darf ich mir
eine Bitte auszusprechen erlauben?" —
„Nun?", meinte der Fürst. — „Durchlaucht",
fuhr Wiest fort. „haben ein großes müh«
seliges Geschäft, das gibt viel Verdruß. Wenn
ich an Ihrer Stelle wäre, ich thät' mich nicht
mehr plagen und sehet mich zur Ruh! Zum
Leben haben Sie ja genug, überlassen Sie
das Geschäft jüngeren Leuten, Sie werden
sehen, es wird besser sein." — „Wiest". ent<
gegnete der Staatskanzler, „aus Ihnen spricht
ein Demagog. Ich werde mein „„Geschäft""
erst aufgeben, wenn mich der Tod abruft,
sagen Sie das den Leuten." Die Kundschaft
war verloren. Wiest hat dem Fürsten Met«
tern ich niemehr ein Kleid gemacht, und als
einige Wochen später Fürst Meitern ich,
der Macht der Zeitereignisse weichend, den« !
n Wurzbach, biogr. Lexikon. I.VI. ^Gedr. noch das „Geschäft" aufgab, sagte Wiest:
..Ich hab's vorausgesehen, wenn man zu alt
wird. thut's nicht mehr" und ging aus Rache
über die verlorene fürstliche Kundschaft unter
die Studenten und wurde „akademischer
Legionsschneider". Nun. so lange der Trubel
vorhielt, blühte das neue Geschäft. Wiest
konnte mit den Uniformen der Legionäre
nicht fertig werden. Als er aber die Conti
anfertigte, brach die October.Revolution aus,
und balo waren die Legionäre in alle Winde
zerstoben. Niest überlebte noch um viele
Jahre die 1848er Katastrophe, als man ihn
aber in den Sarg legte, wurde dieser mit
lauter unbezahlten Contis aus dem Sturm»
jähre austapezirt.
Wiest), Karl Ritter von (k. k. G e-
neralmajor und Ri t ter des Maria
Theresien-Ordens, geb. zu Podlasiuk
im Likkaner Grenzbezirke 1730, gest. zu
Bel lovaram 6. Februar 1802). Gren-
zer von Abstammung, trat er 1766 als
Gemeiner in das Warasdiner Huszaren»
corps ein. Innerhalb 19 Jahre rückte er
von der Pike auf bis zum Rittmeister in
seinem Regiinente vor, in welchem er bei
Ausbruch des Türkenkrieges (1783
bis 1790) zum Major befördert wurde.
Umfassende Diensteskenntniß, Pünktlich-
keit in Ausführung aller Befehle und
ein rastloser Pflichteifer zeichneten diesen
Ofsicier so sehr aus, daß der Feldzeug'
meister De Vins ihn zu seinem General»
adjutanten erwählte. I n dieser Eigen-
schaft erkämpfte sich Wiesy bei dem am
20. Juli 1790 auf Czettin unternom-
menen Sturme das Theresienkreuz. Am
genannten Tage ging nämlich durch das
Feuer unserer Batterien und den Sturm»
angriff, welchen einige Freiwillige des
Regimentes Deutschmeister ausführten,
Czettin in vollen Flammen auf. Bei
dem Mangel an Waffer sah sich die Be«
satzung außer Stande, den Brand, wel-
cher bald die ganze Feste umschloß, zu er«
sticken, und der größte Theil der Sol>
3. De». 1887.1 7
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon