Seite - 117 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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, Heinrich Wilhelm 117 Milc^ek, Heinrich Wilhelm
folge seiner mehrfach erprobten Erfah-
rung im Kriegsdienste und in Staats-
geschaften wurde er nun vom Kaiser als
Principal- und Generalcommiffär zu den
in Tyrnau versammelten Ständen Un«
garns gesandt, um in diesem Lande die
Ausdehnung der Regierungsnachfolge auf
die weiblichen Personen zu erwirken, was
ihm auch nach Wunsch gelang. Als
darauf seine Erhebung in den Grafen»
stand stattgefunden, ging er am 22. Oc-
tober 1744 als kaiserlicher Gesandter zu
Kar l XII . , als dieser aus der Türkei
wieder in sein Land zurückkehrte, und
führte den Schwedenkönig mit dessen
Gefolge und Truppen von der türkischen
Grenze durch Ungarn und die Erzherzog-
thümer nach Bayern. Am 30. Jänner
1717 erfolgte seine Ernennung zum
General'Feldzeugmeister und am 1. Fe-
bruar zum Commandanten von Groß-
glogau; im October 1723 erhielt er die
Feldmarschallswürde. Am 8. Juli 1729
ging er als kaiserlicher Gesandter nach
Polen, um dem in Grodno versammel-
ten Reichstage beizuwohnen. Doch blieb
diese Sendung erfolglos, da der Reichs-
tag trotz allen Bemühungen, denselben
zusammenzubringen, doch nicht zu Stande
kam. Indeß harrten Wilczek's im
Sarmatenlande noch nichts weniger als
angenehme Aufgaben. König August I I .
war 1733 gestorben. Die Wirren der
neuen Königswahl begannen. Der Pri-
mas und deffen Anhanger thaten Alles,
um die Ausschließung des Kurfürsten
von Sachsen von der Königswahl zu be-
wirken und Stanislaus Leszczynski
auf den Thron zu heben. Wilczek's
Aufgabe war es, der Wahlfreiheit ihr
Recht werden zu lassen und Alles zu be-
seitigen, was dieselbe beeinträchtigen
konnte. Er ließ es in dieser Beziehung
den Betheiligten gegenüber an eindring- lichen Vorstellungen nicht fehlen. Das
Alles aber fruchtete nichts. Seine Gegner,
der Primas mit seinem Anhang obenan,
thaten auch Alles, um seine Bemühungen
zu vereiteln, und stellten ihm ein Hin«
derniß um das andere in den Weg. Ja,
diese Partei ging noch weiter. Sie fing
die Depeschen des Gesandten an den
kaiserlichen Hof auf, fing die kaiserlichen
Couriere, welche an ihn geschickt wurden,
ab und sandte sie nach BrMau zurück,
und Couriere wieder, welche Wilczek
abfertigte, wurden angehalten, über-
fallen, mißhandelt, ihrer Depeschen be>
raubt. Wohl schoben die Sarmaten
Alles, was sie in wohlerwogener Be>
rechnung thaten, auf Straßenrauber und
auf der Straße wanderndes Gesinde!,.
Welcher Art'aber dieses Gesindel war,
stellte sich heraus, als man bei den be>
raubten Courieren nie Geld oder einen
Werthgegenstand, sondern nur immer die
Briefschaften und Schriftstücke vermißte.
Alle Beschwerden, die der Graf wider
solche völkerrechtswidrige Unthaten er-
hob, blieben erfolglos. Man ging endlich
so weit, daß man an ihn das Ansinnen
stellte, während der Wahlzeit seinen Auf-
enthalt in einer Entfernung mehrerer
Meilen von der Stadt Warschau zu
nehmen. Diese Zumuthung endlich er-
schöpfte die Geduld des Gesandten, der
darauf erwiderte: „ Im Falle man mich
zwingen will, Warschau zu verlassen, muß
ich mich nach einer Garde von 30.000
Mann umsehen, weil ich in anderer
Weise im Polenlande während des In-
terregnums, da so viele Unordnungen
vorkommen, keine Sicherheit für mich
mehr sehe." Dies half; als dann der
Wahlreichstag zusammentrat, übergab er
dem Primas ein Memoire, in welchem er
dem Kirchenfürsten und dessen Anhange
den Standpunkt seiner Regierung klar
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon