Seite - 126 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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Wild) 126 Mild, Franz
samkeit bleibend an. In dieser Epoche
jedock sang Wild alljährlich während
seines Urlaubs auf fast allen Bühnen
Oesterreichs und Deutschlands, so 183 l
in Lemberg und Brunn, 1832 in Prag,
Gratz. Vreslau, Berlin, Danzig, Königs»
berg, Stettin, Cassel, Frankfurt a. M.,
Wiesbaden, Aachen, Darmstadt und
Mainz; 1833 bei den Festlichkeiten in
Teplitz vor den Monarchen und von da
bis 1840 auf allen namhaften Theatern
mit fabelhaftem Erfolge. Im letzt»
genannten Jahre sang er noch mit seinem
Freunde und Kunstgenossen Staudig l
j'Bd. XXXVII, S. 23 l^ in London, wo
er namenlos Triumphe feierte und den
Mar im „Freischütz" allein siebzehn Mal
geben mußte. Hierauf sang er eimmd
vierzig Mal in Berlin und gastirte aucb
noch zu Wien im Iosephstädter Theater.
Im Jänner 1843 betrat er als Don
Juan abermals die Hofbühne, wurde
hierauf Oberregisseur und beschloß seinen
Wirkungskreis als Opernsänger daselbst
am 24. Mai 1843 in der Rolle des
Abayaldos in Donizetti 's „Dom
Sebastian". Von dieser Zeit an sang er
wiederholt in Kirchen und Concerten,
machte noch kleinere Ausflüge, trat in
verschiedenen Akademien seiner Freunde
auf und feierte am 8. November 1837
im Musikvereinssaale sein fünfzigjähriges
Künstlerjubiläum, wobei Wien seinen
„alten Liebling", dessen Stimme und
Vortrag noch immer von wundervoller
Wirkung war, mit dem betäubendsten
Beifall überschüttete. Hierauf sang
Wild, der sich, wie er selbst sagte, durch
diese außerordentliche Theilnahme, Liebe
und Verehrung des Publicums für den
„alten Mann" noch einmal wie ver»
jungt fühlte, in kurzen Zwischenräumen
in einigen Concerten auf dem Theater an
der Wien und in der Iosephstadt, dann in geselligen Vereinen, wie „Aurora", „Hes-
perus" :c., ferner in verschiedenen Kirchen
(meist in der Minoritenkirche) und trat
zum letzten Male vor die Oeffentlichkeit
in dem Concerte des Pianisten Mayer,
am 8. November 1839, sechs Wochen
vor seinem Tode und fast 70 Jahre alt.
Am 1. Jänner 1860 endete ein Blut-
schlag sein Leben. W i l d war seit
Mai 1814 mit der ehemaligen Schau«
spielerin IosephineBonn vonKirch»
stetten, Tochter eines im Felde gesät»
lenen Hauptmannes, in der glücklichsten
Ehe verbunden. Seine Frau starb 1833.
Das einzige Kind, eine blühende Tochter,
hatten die Eltern bereits 1842 begraben.
Und dies ist im großen Umrisse Wild's
Leben und künstlerisches Wirken. Sein
Repertoire war reicher als das irgend
eines andern Sängers, es umfaßte bei
120 Opern und Singspiele! Er sang
fast viertausend Male auf dem Theater
und gegen dreihundert Male in Con»
certen, außerdem in Kirchen und un»
zählige Male in Gesellschaften und im
Kreise seiner Freunde. Auf jeder nain«
haften Bühne Oesterreichs, Deutschlands,
ja selbst in Nußland, in Paris und Lon-
don holte er sich Lorbeeren — rastlos
thätig und immer von dem schönsten Er-
folge gekrönt. Er lebte im Gesänge, er
willfahrte mit Freuden jeder Aufforde»
rung, und ergab gerne, was er hatte und
so lange er hatte, und zwar bis sich sein
liederreicher Mund für immer schloß. An
dieser beispiellosen Ausdauer seines
künstlerischen Wirkens hat auch die nun
leider längst entschwundene Gesangs-
methode einer goldenen Kunstepoche einen
großen und mächtigen Antheil. Bei der
heutigen Geschmacksrichtung und den
modernen Schrei operu dürfte ein
fünfzigjähriges Wirken von einem Tenor,
und wäre er von Stahl und Eisen ge»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon