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Tviüemer 184 Miliemer
scdenkte ihrem Gatten am 24. Mai 1794
einen Sohn, der des Großvaters Namen
Abraham erhielt. Am 18. Jänner 1796
stard auch Willemer's zweite Gemalin.
Seit deren Tode lebte er den Winter
über in der Stadt in seinem' großen mit
der Hauptfayade nach dem Mainstrome
gerichteten Hause in der Alten Mainzer«
gajse; im Sommer auf dem Lande in der
von ihm in'Pacht genommenen Gerber«
mühle. Die Erziehung seiner Kinder
leitete er selbst. Seine älteste Tochter
Rosine verheiratete er im Juni 1799
an Johann Martin Staedel. So lagen
die Familienverhältnifse im Hause Wil<
lemer's, als er sich gegen Frau ^u
verpftichtete, ihre Tochter im eigenen
Hause mit seinen beiden noch in dem«
selben weilenden Töchtern zu erziehen,
für ihren ganzen Unterhalt zu sorgen,
auch sie musicalisch aufs gründlichste aus»
bilden zu lassen. Für die Vortheile,
welche die Mutter aus Mariannens
Bühnenthätigkeit zog, entschädigte er sie
durch Auszahlung einer Summe von
2000 fi. Unter solchen Verhaltnissen,
aber mit schwerem Herzen, schied M a>
rianne aus dem Hause der Mutter;
indeß Wil lemer wandte Letzterer nicht
nur immer die edelste Rücksicht, sondern
auch fortwahrend Unterstützung zu. Die
Verbindung mit ihr hielt er stets aufrecht.
I m Jahre 1303 führte er auf einer Reise,
die nach München und Salzburg ging,
die Tochter der Mutter zu. 1824 machte
die damals nahezu sechzigjahrige Frau
die weite Fahrt von 3inz nach Frankfurt
a. M., um ihre Tochter zu besuchen. Im
Jahre 1360. bestimmte Marianne, kurz
vor ihrem Tode, daß eine in Ober»
österreich lebende nahe Verwandte der
mittlerweile verstorbenen Frau Jung
alljährlich eine Unterstützung erhalten
solle, und das kleine Iahrgeld wurde noch 1877 durch Herrn Andrea in
Frankfurt nach Linz abgesendet. So
blieben die Beziehungen Mariannens
mit ihrer Mutter, an der sie, wie wir be»
reits sagten, zeitlebens mit rührender
Zärtlichkeit hing, und selbst mit den
Verwandten derselben, immer lebendig.
Im Herbste 1799, als Marianne
Jung noch auf dem Frankfurter Theater
spalte — sie verblieb auf demselben vom
December 1798 bis April 1800 — be-
gleitete Clemens Brentano seine Groß»
mutter Laroche nach Frankfurt und
weilte einige Zeit daselbst. Damals mag
er Mariannen auf der Bühne gesehen
haben, persönlich kennen lernte er sie
wohl erst 1802, als sie bereits in N i l -
lemer's Hause war. Das Liebesvei«
Verhältniß zwischen Beiden, das jedoch
nach Allem, was darüber vorliegt, ein
sehr oberflächliches gewesen, sowie Bren-
tano's spatere Beziehungen zu Wil«
lemers, nachdem Marianne schon
des Banquiers Gattin geworden, schil»
dert ausführlich Creizenach in seinem
pietätvollen Buche über dieselbe j> Aufl.,
S. 12—19^. Brentano hat aber in
seinen 1823 von Böhmer herausgege«
benen „Romanzen vom Rosenkranz"
Mar iannen in „Biondetta^ verherr»
licht. Nachdem Marianne 1802 in
Willemer's Familie Aufnahme ge-
funden hatte, traten bald in derselben
einige Veränderungen ein. Johann Mac»
tin Staedel, derGatteRosinens, der
ältesten Tochter des Banquiers, starb in
diesem Jahre, und die Witwe kehrte in
das Haus des Vaters zurück, in welchem
sie noch volle siebzehn Jahre verblieb, bis
zu ihrer zweiten Verheiratung mit Se»
nator Thomas; Willemer's zweite
Tochter Amalie vermalte sich 1803
mit Friedrich Schar ff; die dritte Toch»
ter Maximil iane wurde 1809 Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon