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Otto Philipp Aug. j 92 Willmann^ Ottu Philipp Aug.
âLesebuch an3 Heradot" (l872 und öfter)
anschloĂ. Bald sollte sich ihm Gelegen
heit bieten, selbstÀndig und auf neuem
Boden die UnterrichtsgrundsÀtze des Zi l
ler'schen Kreises anzuwenden' er wurde
nÀmlich 1868 zum Ordinarius des in
Wien errichteten stÀdtischen PÀdagogium
zur Fortbildung der Volksfchullehrer und
zum Oberlehrer der damit zu verbinden
den Uebungsschule ernannt. I n dieser
Stellung wirkte er drei und ein halbes
Jahr in verdienstlichster Weise mit Eifer
und Erfolg, obwohl der Geist, welcher
damals in der Anstalt herrschte, nicht
derart war, daĂ er stille ernste Arbeit be>
giwstigt hÀtte. Adolf Kolatschek in
seiner in den Quellen genannten Schrift
gibt eine ungemein lehrreiche Darstel»
lung der Hindernisse, welche sich Wil l -
mann in dieser Anstalt entgegenstell-
ten und von keinem Geringeren aus-
gingen, als von dem Director der Anstalt
selbst, von Dr. Di t tes, der, wie wir
aus Kolatschek's Buche (S. 31) er-
fahren, dem Doctor Wi l l mann ab-
traglich gesinnt war und dieser Gesm»
nung, so wenig pÀdagogisch ein solcher
Vorgang erscheinen mag, bei jeder Ge»
legenheit, die sich ihm darbot, Ausdruck
zu geben versuchte. Doch vermochte
dieses wenig collegiale Vorgehen weder
Wil lmann's pÀdagogische und Lehr«
thÀtigkeit in genannter Anstalt ernstlich
zu beeintrÀchtigen, noch die Aufmerksam»
keit der maĂgebenden Persönlichkeiten
von ihm abzulenken, denn schon im
FrĂŒhjahr 1872 erfolgte durch den Mi-
nister des Unterrichts, Herrn von Stre»
mayr, Wil lmann's Berufung als
auĂerordentlicher Professor der Philo«
sophie und PĂ€dagogik nach Prag. Da-
selbst verband unser Gelehrter, um die
LehrvortrĂ€ge den BedĂŒrfnissen der Stu»
direnden nÀher anzupassen, mit den Vor» lesungen pÀdagogische Uebungen zunÀchst
theoretischer Natur, aus welchen das im
Herbste 1876 ins 3eben getretene pÀda>
gogische Seminar sich entwickelte, die
erste derartige Anstalt in Oe.ster-
reich. Die SeminarĂŒbungen hatten da-
durch, daĂ denselben fast durchwegs ein-
zelne Mittelschullehrer anwohnten, eine
gewisse FĂŒhlung mit der Schulpraxis;
durch die 1887 erfolgte EinfĂŒhrung von
praktischen Uebungen an dem Gymna-
sium, welchem vr. I . Walter als
Director vorstand, kam das praktisch
methodische Element zu weiterer Gel«
tung. Indessen unterbrach Wi l l mann
seine schriftstellerische ThÀtigkeit nicht,
richtete aber in derselben sein Augenmerk
zunĂ€chst darauf, fĂŒr das akademische
Studium Hilfsmittel herzustellen, um
dadurch jene Disciplinen in dem Kreise
der UniversitĂ€tswissenschaften einzubĂŒr»
gern. Diesem Zwecke dient seine Ausgabe
von I . Fr. Herbart's âPĂ€dagogischen
Schriften in chronologischer Reihenfolge",
2 BĂ€nde (Leipzig 1873â1873), welche
er mit Einleitung, Anmerkungen und
comparativem Register versah und worin
er sich als grĂŒndlicher Kenner der Her-
bart'schen PĂ€dagogik bekundete; dann
die Wiederausgabe von Kant's âSchrift
ĂŒber Erziehung" und von Th. Wa itz's
âAllgemeiner PĂ€dagogik und kleineren
pÀdagogischen Schriften" sBraunschweig
1876 und 1883). Seine eigenen An-
'chauungen aber legte er dar in dem
Werke: âDidaktik al2 Nildimgslehre nach
n Repehnngen zur SĂŒcialtarschnng nntl M
Geschichte der Bildung" I. Band (Braun»
chweig 4882, Vieweg, XV u. 42l S.),
n welchem er die geschichtlichen Typen
des Bildungswesens, also eine gesammte
Geschichte der Erziehung von ihren ersten
AnfÀngen bis auf die neueste Zeit gibt,
wie K. A. Schmid in seiner âGeschichte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon