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) Michael Leopold 198 ) Michael Leopold
Altarblätter: „Maria Heimsuchung". „Geburt
Christi". „Herz Jesu" und „die h. Landes«
patrone"; — im Graf Nostiz'schen Häuft
in Prag, und zwar im Billardzimmer: „David
mit dem Schwerte und dem Kopfe des
Riesen Goliath", ein „h. Hieronymus in der
Wüste", und in der Hauscapelle daselbst „Die
Verklärung Christi"; — in der ehemaligen
Dominicanerkirche zu Sta. Maria Magdalena
auf der Präger Kleinseite das Hochaltar»
blatt; — in der Krruzhenenkirche zu Sanct
Franz an der Vrager Brücke: „Die Himmel»
fahrt Maria". „Die Kreuzerhöhung" und
„Die h. Helena", dann viele Gemälde im
Cistercienserkloster Plaß; das Cistercienserstift
Sedletz bei Kuttenberg hat er ganz ausge»
malt. ob nur mit Oelbildern ausgeschmückt,
oder ganz in Fresco gemalt, finden wir nir»
gends angedeutet; viele seiner Bilder finden^
sich auch in den königlichen Schlössern;
Wolny gedenkt einiger in mährischen Kirchen,
so im Cistercienserstift zu Saar einer „Himmel«
fahrt Maria", welches Bclo als besonders
schön gerühmt wird; — zu Niemehky im
Iglauer Kreise zweier Seitenaltarblatter und
einiger kleineren Bilder; — zu Welehrad im
Hradischer Kreise eines „h., Bernhard" undeinrs
„h. Benedict". welche jedoch nach Aufoebung
des Klosters in fremde Hände gelangten.
Viele Bilder Wi l lmann's, welche sich in
Breelau und in verschiedenen Kirchen Schle»
sirns befinden, sind in Dlabacz's „Künstler«
Lexikon" aufgezählt. Die bei weitem größte
Zahl seiner Gemälde besitzt aber das Cister»
cienserstift Leubus, dem er, wie oben er»
wähnt, mehrere Jahre als Laienbruder an»
gehörte. Mehrere von seinen Bildern sind
gestochen worden, und zwar von guten Mei»
stern, wie Mclch or Küssell. Phil. K i l ian,
Sandrar t , Balz er. Wol fgang. A. H.
Riedel. Tscherning und Anderen. Will»
mann selbst aber handhabte mit Geschick
d!e Radirnadel und vollendete mehrere Blät«
ter. welche R emb randl'scken Geist athmen,
indeß nicht häufig vorkommen. Nagle r's
„Künstler'Lerckon" führt eine Serie von
20 Blättern an, unter denen außer einem
„Selbstporträt" aus dem Jahre lä?5 fol»
gcnde Hauptblätter zu verzeichnen sind:
,Susanna und die beiden Alten"; — „Maria
mit dem Kinde auf Wolken, über ihr der
segnende Gott Vater, bei ihr der h. Joseph
und die ganze Verwandtschaft bis Abraham
zurück", aus dem Jahre tü?5 nach dem eiqe.
nen in Grastow befindlichen Altarbilde (Fol,). gemeiniglich unter dem Namen „Stamm«
bäum" bekannt, sehr selten und als des Kunst«
lers Hauptblatt sehr gesucht; — „Jesus mit
seinen Jüngern beim Abendmahl" (8".); —
„Himmelfahrt Maria in Gegenwart der Apo«
stel", aus dem Jahre l683, nach dem vorer«
wähnten Altarbild im mährischen Kloster Saar;
— „Die Enthauptung eines Heiligen", nach
Einigen des h. Paulus, nach Anderen des
!). Bcwo"; — „Der h. Franciscus" (n. Anderen
Dominik) in einer 3and,'chaft mit dem Kreuz
in der Rechten, ein Lamm zu seinen Füßen.
Wi l l mann besaß ein starkes Selbstbewußt»
sein und wußte es. daß er seine Kunst ver»
stand. Als der Kurfürst von Mainz, der viel
Rühmliches von ihm gehört hatte, ihn an
seinen Hof zu einer Arbeit berufen wollte,
schrieb er vorher an den Abt von Leubus,
ihm eine Probe von des Künstlers Bildern
einzuschicken. Wi l lmann war eben Gast
des Prälaten, als dieser die Aufforderung
des Kurfürsten erhielt. Nachdem ihm der
Prälat mitgetheilt, um was es sich handle,
ergriff er ein Papier und zeichnete sofort aus
freier Hand darauf ein Crucifir und sagte:
„Schicken Sie das dem Kurfürsten, und
wenn er daraus nicht erkennt, was ich kami,
so werde ich nie etwas für ihn malen." Auch
saß ihm zuweilen der Schelm im Nacken, so
malte er unter anderen Biltern für das Stift
Leubus auch eine „Marter des h. Bartholo-
mäus". Unter den Figuren, welche den Hei»
ligen schinden, stellte er auch den Stifts-
kellermeister an, wie es heißt aus Rache,
weil lhm dieser nicht genug zu trinken aeben
wollte Nachdem er sich ins Kloster zurück«
gezogen, wollte er keine Nuditülen mehr
malen, dannt er ror Gott Gnade fände, wett
er früher einmal eine nackte Venus mit Amor
und Vulkan — thatsächlich befindet sich eine
solche in einer Berliner Galerie — gemalt
hatte. Doch finden sich mehrere mythologische
Bilder von s'iner Hand. W e sehr aber der
Künstler von seinen Ze.tgenossen geschäht
wurde, erhellt daraus, daß man ihn nicht
nur mit dem grüßten Maler des Alterthums,
sondern auch mit dem größten der christlichen
Aera bezeichnete und ihn bald den schlesuchcn
Apelles. dald den schlesischen Naffaül
nannte. Seine Gattin, welche ihm aus erster
Ehe eincn Sohn, den nachmals tüchtigen
Maler und Schüler seines Stiefvaters, Io>
hann Christoph Lißka (Lisch ka). dessen
dieses Lrrikon im XV. Bande. T. 2« murr
Nr. 2 ausführlicher gedenkt, mitbrachte, geb.^ r
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon