Seite - 233 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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N) Alphons 233 N) Alphons
Gardasee zu Riva in Südtirol ver»
wendet. Im Jahre 1832 war er bereits
Hauptmann, 1861 Oberstlieutenant bei
Culoz-Infanterie Nr. 3t, 1862 in gleicher
Stellung bei Naffau-Infanterie Nr. 15,
1866 Oberst und Commandant des Re-
gimentes Kronprinz von Preußen Nr. 20.
Damit ist die dienstliche Laufbahn des
edlen Grafen, der auf dem Felde der
Ehre gefallen, erschöpft: es bleibt uns
nun über seine Thätigkeit in diesen Stel»
lungen zu berichten. Zu Beginn des
Feldzuges 1848 befand er sich im
Hauptquartier Nugen t ' s , 1849 in
dem R a d e tzky's und erkämpfte sich
bei Novara am 23. März letzteren
Jahres das Militär« Verdienstkreuz.
Später diente er unter seinem Vater
in der Romagna und war dessen Be-
gleiter auf den Missionen an die Höfe
von Neapel und Gaeta, sowie ins fran>
zösische und spanische Hauptquartier. Mit
dem Grafen Mensdorff kam er nach
St. Petersburg, 1834 zur Zeit des
Krimkrieges ins serbisch»banater Armee-
corps und blieb, vom Feldzeugmeister
Grafen Coronini bei jeder Gelegenheit
als „eine seiner besten Arbeitskräfte"
hervorgehoben, mit den kaiserlichen
Truppen in der Walachei. I n mehreren
Heften der „Oesterreichischen Revue" hat
er die Geschichte dieser Expedition nieder»
geschrieben. Diese Arbeit bekundet die
gründliche militärische und allgemeine
Bildung des Grafen, eine Fülle hifto-
rischer Kenntnisse, einen sicheren politi-
schen Blick und die seltene Gabe, Cha«
raktere der Einzelnen, wie der Völker zu
würdigen. Dabei ist die geschmackvolle
tadellose Form, wie es in einem ihm ge>
widmeten Nachrufe heißt, ganz frei von
jenen Ungeheuerlichkeiten, an denen so
viele österreichische Militarschriften leiden,
seitdem in den höheren Militär-Bildungs- anstalten classische Literatur nicht mehr
betrieben wird. Zur Charakteristik des
Grafen sei aber hervorgehoben, daß er
sich dieser Arbeit voll Bedauerns unter-
zog „über jene lange Epoche, in welcher
von Eugenischem Geiste und Eugeni-
schem Wesen nicws mehr übrig blieb, als
die Grabcapelle des Helden im Stephans«
dome und das savoyische Kreuz im Bel»
vedere", und durchdrungen war von der
Ueberzeugung, „daß es uns Oesterrei»
chern noth thut, den Blick zeitweise wieder
auf jene Gebiete zu lenken, über welche
unsere Vorfahren herrschten, deren blü»
hende Gefilde jener, große Staatsmann
und Feldherr dem österreichischen Ein«
stusse erschlossen hatte, und welche, uns in
jüngster Zeit abermals entfremdet, wieder
der Vernachlässigung und Vergessenheit
anheimzufallen drohen". Damals also
s— freilich vor 1866 — weist Graf
Wimpffen nach Südosten, aber weder
im Sinne eines russisch» preußisch-süd-
slavischen Großstaates, noch zum Zwecke
der Slavisirung unseres Vaterlandes,
sondern im Belyußtsem, daß derjenige
die deut/chesten Interessen vertritt, der
die Lebensader Mitteleuropas frei macht
und frei erhält; daher vertheidigt er die
t834 zu diesem Zwecke eingehaltene Po»
litik Oesterreichs als die jenen Interessen
allein zusagende, während es, wie schon
damals die „Allgemeine Zeitung" richtig
bemerkte, den Anschein habe, daß Preußen
dem Vertrage vom 20. April 1834
nur beigetreten sei, um dem entschloß
senen Alliirten im entscheidenden Augen»
blicke einen Kappzaum zuzuwerfen, sür
Deutschland ein abermaliges Mißgeschick,
welches sich folgerichtig an die Kette von
Unheil anreiht, das der Nation seit un>
denklichen Zeiten aus ihrer unseligen
Zersplitterung und Zerfahrenheit erwach,
sen ist. (Das wurde 4864 geschrieben,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon