Seite - 234 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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Wimpffen, Alphons 234 Mimpffen. Alphons
das ist nun heute freilich anders gewor»
den, wenn auch in anderem Sinne, denn
Alphons Wimpffen hat ein Wieder-
erstehen Deutschlands stets nur unter
österreichischer Hegemonie geträumt!)
Diese im Druck erschienene litera«
rische Arbeit war selbstverständlich nicht
seine einzige; er hatte ähnliche auf
höheren Auftrag zu liefern; seine Stel-
lung an der Seite des Grafen Coro»
nini beim Generalkommando in Temes-
vär, die einförmige Stille des dortigen
Lebens gab ihm dazu die nöthige Muße;
doch unterließ er es dabei nicht, auch hier
mit freiem Blicke das Leben in einer
neuen Richtung zu studiren und sich für
die wichtigen administrativen Aufgaben
im Banate zu interessiren. Ihm war „die
Gegenwart stets eine lebendige'; er
wußte jedem Tage sein Interesse abzu«
gewinnen und immer und überall ins
Leben einzugreifen, denn er gehörte zu
jenen dünngesäeten Auserwählten, wel»
chen „der Born im eigenen Innern
quil l t". Nach dem unglücklichen Feld«
zuge 1839, während dessen er als
Flügeladjutant des Kaisers verwendet
wurde, kam er als Oberstlieutenant
zur Infanterie und blieb bei dieser
Waffengattung bis zu seiner 4864
erfolgten Beförderung zum Obersten und
Commandanten des Regimentes Krön»
prinz von Preußen. Dasselbe stand im
preußischen Kriege 1866 in Böhmen und
war in der Brigade Ionak eingetheilt.
Am 26. Juni sehte sich das 3. feindliche
Corps unter General Steinmetz von
Glatz her gegen Nachod in Bewegung.
Schon versuchte unsere Brigade Hert»
weck den Kampf gegen die preußische
Division Löwenfeld aufzunehmen und
den Wenzelsberg, welchen diese beseht
hielt, zu erstürmen; aber sie stieß dabei
auf überlegene Kraft; nun eilte d:e Bri. gade Ionak, eben die, in welcher daS
Regiment Nr. 20 stand, dessen Oberst
Graf Wimpffen war, herbei, und beiden
vereint gelang es auch, den Feind
vom Wenzelsberge zu vertreiben. Graf
Alphons war seiner stürmenden Truppe
immer 20—30 Schritte voraus und ihm
treu zur Seite sein Adjutant Oberlieute«
nant Felix Weber. I n der Begeisterung
des Kampfes achtete er nicht, daß ihm
der linke von feindlichen Kugeln zer«
schmetterte Arm am Körper herunterhing.
Wie dies erst sein Adjutant gewahrte
und sofort Anstalten zur Hilfe machte,
und wie der verwundete Oberst alle Hilfe
ablehnte, damit der Adjutant, der Cor«
poral Steng l und Gemeiner Po«
dorsky von dem anstürmenden Feinde
nicht gefangen genommen würden, wie
der tödtlich verwundete Oberst unter ein
Gestrauch niedergelegt und vom Feinde
dann wirklich gefunden und nach Nachod
gebracht wurde, dies Alles ist in der Bio»
graphie von Felir Weber M . 1.III,
S. 479, Nr. 1 ^ ausführlich erzahlt,
weshalb, um Wiederholungen zu ver»
meiden, dahin verwiesen wird. Doch
möge nicht unerwähnt bleiben, daß der
feindliche Heerführer, Kronprinz Fried«
rich Wilhelm von Preußen, auf die
Nachricht, daß der Oberst des seinen
Namen führenden österreichischen Re«
gimentes sich schwer verwundet unter
den Gefangenen befinde, diesen sofort in
d^m nothdürftig errichteten Spitale auf»
suchte, ihn ins Schloß überführen und
ihm den Säbel zurückstellen ließ. Am
8. Juli wurde die als unvermeidlich
erklärte Exarticulation des linken Armes
vorgenommen, am '22.' Juli hauchte der
38jährige Oberst in den Armen seiner
herbeigeeilten Gattin seine Seele aus.
DeS Kaisers Lohn war das Ritterkreuz
des seopoldordens, daS dem Verftorbc«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon