Seite - 280 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wiedemann-Windisch, Band 56
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Minkler, Joseph 28tt Minkhler^ Karl Angelus
purer Schwindel darstellten, und es zu
Auseinandersetzungen mit dem Stifter
kam, nahmen die Scenen zwischen Bei»
den einen so tumultuarischen Charakter
ar, daß eine ziemlich heftige Trennung
erfolgte, in der man
sich
gegenseitig ver»
sicherte, daß man es für ein wahres
Glück schätze, einander los geworden zu
sein. Während aber der Graf in seiner
Zurückgezogener dies Alles als That«
fachen entgegeKnechm, über die er weiter
kein Wort verlor, hielt Winkler, der
sich um einige» Dkkcaten, die er auf die
Copie geheimnisvoller Schriften ver-
weckdet hatte, erleichtert fühlte und für
betrogen wähnte, in einer seinem ge-
meinen Wesen ganz entsprechenden Weise
nichts weniger als reinen Mund, sondern
schimpfte heftig über die Gesellschaft und
deren Stifter, und zwar so lange, bis
dieser, aus solchen widrigen Reden Nach«
theile für seinen Verein besorgend, sich
mit Winkler verständigte und ihm
allen Schaden ersetzte, wogegen Letzterer
sich verpflichtete, mit seinen Schimpfereien
gegen den Verein und dessen Stifter
innezuhalten. So weit reichen die Nach«
richten über Winkler und die Verirrun»
gen, zu denen, wie heutzutage von Tisch»
rückern, Spiritisten und Gedankenlesern,
damals die menschliche Gesellschaft von
Rosenkreuzern, Gablidonisten und Il lu-
minaten mitgerissen wurde. Wie groß in
geistiger Vollendung auch im Laufe der
Zeit die Menschheit werde, Dummheit
behauptet ihre Sendung, Wahnsinn stirbt
nie aus auf der Erde. Ueber die weiteren
Schicksale des Buchhändlers wie des
Rosenkreuzers W i n k l e r fehlen alle
Daten. Er mag wohl, als von Seite des
Staates nach Ausbruch der franzö-
fischen Revolution gegen alle geheimen
Gesellschaften ernste Maßnahmen er-
griffen wurden, sich zurückgezogen haben und so allmälig in Verschollenheit ge»
rathen sein.
Winkhler, Karl Angelus (Compo-
nist, geb. in Ungarn im ersten Jahr-
zehnt des 19. Jahrhunderts, gest. zu
Pesth am 13. December 1843). Bei
hervorragendem musicalischen Talente
bildete er sich unter guten Meistern zum
Musicus und war dann zu Pesth ebenso
als tüchtiger Clavierspieler, wie als
Lehrer und Compositeur thätig. Die
Zahl seiner Werke steigt über 40 und
besteht meist aus Compositionen für das
Piano, unter denen folgende besonders
hervorgehoben werden: „/k/onalss ö^??-
?an/s >^on?- /s Fi'a^io/oT'ts" 0p. 2; —
„Grill für Pianllkurte. Violine untl
0p. 3; — „
Fl'anc» avse?
0p. 12; — „<
Füts st K^o" 0p. 13', — „Vierhändige
Sonate" 0p. 22; —
T'is" 0p. 24; —
" 0p. 29; —
p. 19
und 0p. 30; —
H ei /
0p. 41; — „Seitett tiir Piina,
2 Violinen, Alt, Glllo und Cllntrlltmzz"
0p. 44. Außerdem schrieb er noch mch»
rere brillante Rondos, Sonaten zu zwei
und vier Händen, Polonaisen, Romanzen
u. a. Man rühmt Winkhler's Compo»
sitionen Eleganz, glückliche Ideen und
Charakteristik nach. Als Dilettant, wie
ihn Gaßner bezeichnet, kann er füglich
nicht angesehen werden, da er seine
Kunst, die Musik, als Lehrer verwerthete.
Allgemeiner musicalischer Anzeiger.
Herausgegeben von I. F. Castelli (Wien.
Haslinger. 8".) 1. Jahrg. t829. S. 15, lt8;
II. Jahrg. 4830. S. 37, <17. l46; VI. Jahrg.
1833, S. 98. — Haßner (F. S. Dr.).
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Band 56
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wiedemann-Windisch
- Band
- 56
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon