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Mmdlsch-Grätz, Alfred Candid 8 WindiH-Gräh, Alfred Cundid
großen Festlichkeiten, Caroussels u. s. w.
persönlich Theil, besuchte die diplomati«
schm Salons, so jene des geistvollen
Fürsten de Vigne, des Feldmarschalls
Fürsten Karl Schwarzenberg, Moriz
Liechtenstein, wo die großen politi-
schen Fragen verhandelt wurden. Im
Feldzuge i8i3 hatte das Regiment Con-
ftantin.Kürassiere keine Gelegenheit mehr,
in eine feindliche Action zu kommen; es
marschirte nach Paris, wo es als ein
Theil der Besatzung zu bleiben bestimmt
und unter den unmittelbaren Befehl des
Herzogs von Wellington gestellt war.
Seine Anwesenheit in Paris benutzte det
Fürst, um Land und Leute gründlich
kennen zu lernen, deren Charakter und
Wesen ihm wenig Sympathien entlockten.
Dem verletzenden Uobermuth der Sieger
aber, namentlich der Engländer, dßr hie
und da doch zu grell hervorbrach, trat er
mit Entschiedenheit entgegen. Im Spät'
herbste j8l3 bezog das Regiment die
Fmdensstation Brandeis bei Prag, von
wo es für das Jahr !8l9 zur Aufwar»
tung nach Wien bestimmt wurde, um be?
der zweihundertjährigen Jubelfeier der
Rettung Kaiser Ferdinands I I . durch
Dampierre-Kürasfiere — die Vorfahren
dieses Regimentes — Dienst zu thun
und bei diesem festlichen Anlaffe eine
erneuerte Bestätigung der damals erhal»
tönen Privilegien und Auszeichnungen
zu empfangen. Als nun Oberst Fürst
Windisch'Grätz beim Einmärsche des
Regimentes dasselbe, den ertheilten Vor-
rechten gemäß, durch die kaiserliche Hof-
bürg führte und Kaiser Franz dem
'Vorbeimarsche der Truppe aus einem
Fenster zusah, sagte dieser zu dem neben
ihm stehenden Oberstkammerer Grafen
Wrbna: „Sehen Sie den Windisch'
Grätz da unten, ist jetzt ein brillanter
Oberst, der sich im Kriege recht aus» gezeichnet hat; das haben aber auch
Andere gethan, ich sehe aber mehr in
ihm, und es sollte mich wundern, wenn
er meinem Hause nicht noch einmal große
Dienste leisten sollte." Noch am selben
Abende theilte Graf Wrbna im Salon
des Fürsten Metternich dem Fürsten
diesen Ausspruch des Monarchen im
Vertrauen mit. Gelegentlich der erwähn«
ten Säcularfeier schlug das Regiment im
Sinne seiner Privilegien auf dem Burg«
platze seinen Werbetisch auf, und es
ließen sich
viele junge Männer des hohen
Adels und angesehener Bürgerfamilien
Wiens in dasselbe einreihen. Auch des
Vorrechtes, in Dienftesfällen, wo es sich
um Angelegenheiten des Regimentes
handelte, unangemeldet und in voller
Rüstung bei Seiner Majestät dem Kaiser
einzutreten, bediente sich der Fürst. Als
wegen der vielen überzähligen Ofsiciero
jeder Charge ein längerer Stillstand in
der Beförderung zu erwarten stand,
erschien der Fürst plötzlich in Wien,
begab sich unangemeldet zu Seiner Ma<
jestät, um etwaigen gegenthoitigen (^n
Wirkungen zu begegnen, und verschaffte
dem rangältesten tapferen Rittmojstcl'
Staader die ihm gebührende Major-
stelle im Regimente. I n den nun fol-
genden Friedensjahren widmete er sich
auf das eifrigste der Ausbildung und
Führung seines Regimentes, welches im
Mai l820 die Stabsstation .Ulattau in
Böhmen bezogen hatte, und wußte dcn
Geist der Vorschriften des Erzherzogs
Karl thatsächlich ms Leben zu rufen.
Lag ihm die Ausbildung des Mannes
besonders am Herzen, so behielt er dock
auch die höhere Bildung der Officiere in
Ofsiciersschulm durch Vorträge über (<5e.
schichte und Geographie fest im Äuge.
So galt das Regiment (5onstantM'
Kürassiere bald als eine vorzügliche
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon