Seite - 10 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Windisch-Wolf, Band 57
Bild der Seite - 10 -
Text der Seite - 10 -
Mindisch-Grah) Alfred Candid
des l. Kürassier-Regimentes Kaiser, und
am 30. Mai 1833 wurde er Feld-
marschall-Lieutenant und Divisionär in
Prag. Als im September dieses Jahre
eine Zusammenkunft des österreichischen
und russischen Kaisers zu Münchengrätz
stattfand, übernahm er den Oberbefeh
über die dort concentrirten Truppen. I n
dieser Stellung in täglicher Berührung
mit den beiden Monarchen gewann er in
hohem Grade die Zuneigung des Czaren,
welcher ihm als Zeichen derselben den
Alexander Newski>Orden verlieh. Den
Kaiser Franz drückten in jener Zeit
sowohl äußere als innere Regierung^
und überdies manche Familiensorgen,
insbesondere bezüglich der angegriffenen
Gesundheit seines Nachfolgers. I n solcher
Stimmung forderte der Monarch den in
voller Manneskraft und Entschlossenheit
vor ihm stehenden Czar zu H>em Ver-
sprechen auf, seinem Nachfolger, falls
dieser jemals in Gefahr kommen sollte,
treu und redlich zur Seite zu stehen. Der
Czar, tief ergriffen, gab feierlich Wort
und Handschlag, dieser Erwartung zu
entsprechen, und empfing knieend den
Segen des österreichischen Kaisers. Kein
Zeuge war zu dieser ernsten Stunde
gegenwärtig, aber beide Herrscher, jeder
für sich, theilten in den nächsten Tagen
dem Fürsten Windisch.Grätz das Vor-
gefallene mit. Fünfzehn Iahie später
war derselbe berufen, an diesen wichtigen
Augenblick zu appellirm. In den Jahren
5833—4834 hatte der damalige
mandirende in der Zombardie und Ve-
nedig, Graf Radetzky, eigene Vor-
schriften für die Aufstellungen und Bewe-
gungen von Brigaden, Divisionen und
Armeecorps, sowie diese aus verschiedenen
Waffen zusammengesetzt waren, verfaßt
und dieselben bei den ihm unterstehenden
Truppen eingeführt. Dagegen erhob sich, y Mindisch-Grätz, Alfred Candid
nun in den militärischen Kreisen, und
namentlich unter den alten Generalen
großer Widerstand, und auch der Kaiser,
in dessen Umgebung die neuen Ideen
Radetzky's meift Gegner zählten, war
dagegen eingenommen worden. Der
Monarch, der des Fürsten militärische
Tüchtigkeit zuletzt während der München«
grätzer Manöver kennen gelernt, wollte
dessen Ansicht in dieser Sache hören.
Feldmarschall ^ Lieutenant W i n d i s ch-
Grätz, soweit er die Einführungen
des Grafen Radetzky kannte, erklärte
sich im Principe mit denselben einver-
standen und wies darauf hin, daß derlei
Vorschriften jedenfalls als ein sehr beach-
tungswerther Fortschritt in der Beweg-
lichkeit der Truppen bezeichnet werden
müßten, und daß er selbst in der ^age
gewesen sei, seiner Brigade und Division
auf.ähnliche Weise Behelfe an die Hand
zu geben.; es sei daher wünschenswert!),
diese die ganze Armee betreffende An-
gelegenheit durch ^ine entscheidende, der
kaiserlichen Sanction bedürfende Vor«
'chrift zu regeln. Als der Monarch sah,
wie entschieden sich der ^ürst auf die
Seite des Commandirmden von Italien
stellte, ordnete er sofort die Einsetzung
-iner in Wien tagenden (Commission
über die Radetzk y'schon i>-eld- und
Manövririnstructionm an, vor welcber
er Fürst seine Ansicht vertheidigen
ollte. Diese Commission trat ün Winter
<833—!834'zusammen und bestand
unter dem PrcMium des Interims-
Hofkriegsrathspräsidenten Grafen Ignaz
H a rdegg aus vier Feldinarschall-
Lieutenants, fünf Generalmajors, einem
Obersten als Schriftführer und zwei von
dem Grafen Radetzky abgesandten
Generalstabsofficieren, welche die Ansicht
ihres Commandirenden aufklären und
vertreten sollten. Der Präses, mit ihm
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon