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Mindilch-Grätz, Alfred Candid 52 Windisch-GM, Alfred Candid
nannte große Parolen eingeführt, wobei
er sämmtliche Officiere größerer Garn
sonen sammt ihren Commandanten un'
Generalen bei sich vereinte und einei
oder den anderen dienstlichen GegenstM
besprach. An seine Generale stellte e
größere Anforderungen, als man es zi
jener Zeit gewohnt war. Für all
Waffen im böhmischen Generalate warer
die Vorschriften über die Art und Weise
der Ausbildung der Truppen klar und
präcise bestimmt, und der Comman-
dirende hielt auf deren pünktliche Befol-
gung von Seite der Ofsiciere und Gene-
rale. Bei der Linien-Infanterie ward
neben taktischer Ausbildung der Tirail»
lierdienst und das Bajonnetfechten geübt
auf gewandte Handhabung des Ge>
wehres und festen Anschlag gesehen; die
fünf in Böhmen dislocirten Cavallerie
Regimenter wurden auf einen seltenen
Grad der Tüchtigkeit und Vollendung
gebracht. Die beiden Bundesinspectionen
in den Herbstlagern bei Kolin 1841 und
bei Theresienstadt 1846, in denen jedes
mal zwischen 2l> bis 30.000 Mann con
centrirt waren, sahen in dem dortigen
österreichischen Heerestheile eine zu sel»
tener Ausbildung gelangte, tüchtig ge°
schulte imponirende Armee vor sich,
welche in kurzer Zeit darauf sich in den
Feldzügen der Jahre 1848 und 1849
erproben sollte. In jener Zeit waren
Radetzky in Italien, Langenau in
Galizien und Windisch. Grätz in
Böhmen die commandirenden Generale,
welche unter den ihnen unterstehenden
Corps den dauerndsten Eindruck hinter»
ließen. Als im Sommer 1844, gerade
während der alljährlichen Truppen»
bereisungen des Commandirenden, in
Prag ein Arbeiteraufstand ausbrach,
dessen die Behörden nicht Meister werden
konnten, eilte dec Fürst, um ernsteren Gefahren vorzubeugen, sofort in die
böhmische Hauptstadt und ergriff «allso«
gleich die geeigneten Maßregeln, diesem
Zustande ein Ende zu machen. Nur von
den zu seinem unmittelbaren Gefolge ge«
hörigen Ofsicieren begleitet, begab er sich
mitten in den Herd des Aufstandes, in
die Vorstadt Karolinenthal. Unter dem
Poriöer Stadtthore begegnete ihm ein
Volkshaufe, welcher den e i n z i g e n
Todten trug, der von der Kugel eines
Soldaten getroffen war, und während
eine Stimme aus der Menge rief: „Da
sehen Sie her, das haben Ihre Soldaten
gethan!" hielt der General sein Roß an
und erwiderte mit ernster lauter Stimme,
„daß dieses Unglück nicht von seinen
braven Truppen herbeigeführt worden
sei, aber die Verantwortung hiefür auf
Jene falle, welche das Volk zu gesetz»
widrigen Handlungen verleitet baben".
Sodann setzte der Fürst seinen Weg
ruhig im Schritt weiter fort. Die Maffril
öffneten sich freiwillig, um ihn durch
zulassen, Einzelne nahmen die Msch^n
vom Kopfe, dann folgten Meliere, und
zuletzt grüßten Alle ehrerbietig don nacb
einem Umritt durch die Vorstadt langsam
rückkehrenden (Neueral. Diese kaltblütige
este Haltung blieb nicht ohne Wirkung,
)ie Ruhe der Stadt wurde nickt weiter
gestört. Das Jahr lk4il brachte mit dem
nischen Aufstando versuche den Vo«>
Käufer der lK48er (5reignisfe. Hatte drr
Fürst auch die Theilung Polens mit den
Worten: „Unredlichkeit kann auch in der
Politik nie gute Früchte tragen" vorur»
cheilt und über die stattgehabten Vor-
länge in Galizien den Ausspruch grthan:
Nr un (AMi
, so fühlce er doch. daß gegen«
ber der polnischen Bewegung von l tt46
s sich nicht darum handelte, über die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon