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3räH) Alfred Candid
und eine Adresse an den Fürsten mit de
Bitte richteten, sie ja nicht zu verlassen,
fondern das Commando wieder in sein
Hand >zu nehmen, die allein im.Stand!
sei, die gute Sache, die Ehre der Gar-
nison zu retten. Der Hofcommissio
wurde laut erklärt, daß die Garnison
keinem Anderen gehorche als ihrem er
probten Führer und falls Fürst Win<
disn^Grätz sich entferne, auf eigene
Faust die Stadt stürmen, anzünden und
keinen Stein auf dem andern lassen
werde. Als nun die beiden Abgesandten
des Wiener Ministeriums sahen, daß di,
Umsturzpartei, statt die Barricaden, wi«
sie versprochen hatte, wegzuräumen, di<
Mittel des Widerstandes nur vermehrte
vereinigten sie sich mit den Bitten der
Garnison, und Graf Mensdorf ging
selbst den Fürsten an, das Commando
wieder zu übernehmen und alle geeig
neten Mittel anzuwenden, um die, Stadt
von Neuem zu unterwerfen. Demgemäß
ward Prag am i6. in Belagerungs
zustand erklärt und der Deputation der
Stadtverordneten angekündigt, daß am
47. Mittags die Unterwerfung erfolgen
muffe. Auch wurden alle Maßregeln
ergriffen, bewaffnete Zuzüge von außen
und Eindringen der in der Umgegend
und den nächftgelegemn Kreisen sich
sammelnden Landsturmabtheilungen zu
verhindern. Indessen setzten die Auf-
rührer ihre Umtriebe fort, feuerten wäh»
rend der Waffenruhe auf die Truppen
am linken Moldauufer. welche erst, als
einer ihrer Kameraden gefallen, zum An-
griffe schritten. Nun ließ der Fürst die
der Kleinseite nächstgelegeuen Mühlen
mit« Haubitzgranaten beschießen und
wartete ab, ob die Stadt noch nicht zur
Besinnung käme. Als auch dies nichts
fruchtete und der Angriff von Seite
der Insurgenten noch immer fortgesetzt 8 Mlndisch-GräH, Alfred Candid
wurde, befahl er, während der Nacht
zwei ohne Brandsatz gefüllte Bomben in
die Stadt zu werfen. Jetzt war der
Muth der Empörer erschüttert, die Gut«
gesinnten ermannten sich und zwangen
die Aufrührer zur Capitulation. Am
47. Morgens unterwarf sich Prag der
Gnade des Fürsten. Viele der Leiter des
Aufstandes waren entflohen, die Alt°
und die Neustadt wurden im Verhalt«
nisse, als sie die Barricaden abtrugen
und die Waffen ablieferten, militärisch
besetzt. Die Stadt bedeutete man, daß
sie im Belagerungszustande verbleibe, die
Clubs wurden geschlossen, alle wie
immer genannten Volkswehren aufge«
löst; der auf dem Wege in die böhmische
Hauptstadt begriffene Landsturm lief auf
die Nachricht dieser Ereignisse ausein-
ander, und es gelang, die Ruhe im
Lande völlig herzustellen und den besetzen
Achtung zu verschaffen. Von Mitte Juni
bis Anfang October 1K48 führte Fürst
W in di sch ' Grä tz einen mühevollen
Kampf mit den in Wien einanderfolcM»
den, aber durchwegs der l^assenmeute
gegenüber gleich machtlosen Ministerien,
anfangs in der Erwartung, an den Vor-
heil, den er in Böhmen gewonnen, eine
Stärkung der staatlichen Autorität im
ganzen Reiche zu knüpfen, später, als
ie Handlungsweise der Ministerien in
Wien diese Hoffnung zunichte machte,
mit dem Ziele, sich selbst in jeder Rich«
tung die Mittel zu bewahren, um mit
saftiger Hand in die Ereignisse einzu«
greifen. Er drohte endlich in diesem
Kampfe, falls eine Umkehr zur gesetzlichen
Ordnung trotz aller Maßnahmen der
Ministerien erfolglos bleiben und die
Verhältnisse sich immer bedenklicher ge«
stalten sollten, sich unabhängig von dem
Ministerium zu erklären. Die Theil«
nahmsbezeigung des noch in Innsbruck
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon