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Alfred Candid 19 Mindisch-Grätz, Alfred Candid
weilenden Hofes bot dem Fürsten Win»
disch-Grätz Anlaß, einen fortgesetzten
schriftlichen Verkehr mit der regierenden
Kaiserin Mar ia Anna anzubahnen,
mit seinem treuen, unter allen Umstän-
den ausdauernden Rathe vor weiterem
Nachgeben zu warneu und sich im engsten
Vertrauen eine kaiserliche Vollmacht zu
erbitten, um im dringendsten Nothfalle
unbeschränkt mit allen Streitkräften der
Monarchie verfügen zu können und durch
dieselben des Kaisers Autorität und die
gesetzliche Ordnung wieder herzustellen.
Anfangs August war der Kaiser auf die
dringenden Aufforderungen des Ministe«
riums von Innsbruck in seine Residenz
zurückgekehrt; nichtsdestoweniger wurde
dieser Act kaiserlichen Vertrauens auf
seine Völker mit neuen Forderungen der
Parteien erwidert und in der Presse die
Schwächung der kaiserlichen Autorität
fortgesetzt. I n einem eingehenden ver»
traulichen Schreiben bezeichnete Fürst
Windisch-Grätz die äußerste Grenze,
welche man gegenüber den Ansprüchen
der Revolution nicht mehr überschreiten
dürfe, empfahl cmf die gestellte Anfrage
den Generalmajor Fürsten Joseph Lob»
kowitz als Genercüadjutanten an die
Seite Seiner Majestät des Kaisers und
gab demselben ausführliche Instruc»
tionen sür den Fall, daß die Forderungen
an den Hof die oben erwähnte Grenze
übersteigen sollten, oder für jenen eines
neuen gewaltsamen Ausbmches der Em»
pörung. Für diesen letzteren erlaubte sich
der Fürst Seiner Majestät den Rath zu
unterbreiten: inmitten einer in der Nähe
von Schönbrunn bereit zu haltenden
starken Brigade treuer und verläßlicher
Truppen sich in die Festung Olmütz zur
freien Ausübung seiner alleinig souve»
ränen Gewalt zu begeben. Zu wieder»
holten Malen widersetzte
sich der Fürst als ComMandirender von Böhmen der er»
neuert begehrten Entfernung von Trup'
pen aus seinem Generalate, um die ohne-
dies kleine, durch frühere Truppensendun»
gen nach Italien sschon auf 23 Batail»
lone. 34 Escadronen und 48 bespannte
Geschütze) reducirte Schaar nicht noch
mehr zu verringern, und es kam deshalb
zu einer ziemlich scharfen Korrespondenz
mit dem Kriegsminister Grafen Latour.
In Voraussicht einer demnächst zu gewär»
tigenden Katastrophe in der Kaiserstadt
wurden sowohl für die in Böhmen, als
auch in Mähren disponibel werdenden
Truppenabtheilungen bereits die Marsch»
plane gegen Wien zur Unterschrift und
Ausfolgung angefertigt. I n dieser Ver-
fassung traf den Fürsten die
sichere
Nach»
richt der Ereignisse des 6. October am
8. Abends. Da stellten sich die coniman»
direnden Generale in Oesterreich, Mähren
und Galizien, unaufgefordert, und daher
ohne daß die im Sommer ausgestellte
kaiserliche Vollmacht zur Geltung ge-
langt wäre, zur Verfügung des Fürsten
W ind i sch°Grätz. Dieser selbst reiste dem
Kaiser am 13. October nach Olmütz ent-
gegen und wurde am selben Tage zum
Feldmarschall und Obercommandantm
aller kaiserlichen Truppen diesseits des
Isonzo ernannt und mit unumschränkter
Vollmacht zur Herstellung der gesetzlichen
Ordnung ausgerüstet. Sogleich nach
! Erhalt der ersten positiven Nachrichten
über die Wiener Ereignisse des 6. October
katte Fürst Windisch-Grätz noch am
selben Abende (8. October) seinen Ent-
schluß gefaßt und die nöthigen Anord'
nungen zur Vorrückung gegen Wien
getroffen, an die Trupftencominandanten
die Befehle ertheilt und die größte Eile
! zur Ausführung derselben anbefohlen,
um den Rebellen nicht Zeit zu lassen,
sich zu einem dauernden Widerstände
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon