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Mindisch-Gräb) Alfred Candid Zj Windisch-Grätz. Alfred Candid
in Wien concentrirten Revolution die
Monarchie, selbst durch Erstürmung der
Residenz, zu erobern. Nachdem am 23.
der Donauübergang der Truppen, und
zwar der Infanterie bei Klosterneuburg,
der Cavallerie und Artillerie bei Nußdorf
glücklich bewirkt worden war, traf der
Feldmarschall am 24. Nachmittags in
Hetzendorf ein, wohin das Hauptquartier
verlegt wurde. Die ungarische Rebellen-
armee hatte einstweilen mit ihrer Avant-
garde bereits die Leitha überschritten,
und jeden Tag mußte ihr Angriff, der
bei ihrer Stärke immerhin von ernstlicher
Bedeutung werden konnte, erwartet
werden. Klar stand es dem kaiserlichen
Feldherrn vor Augen, baß ein sofortiger
schneller Angriff auf Wien ihm die Auf»
gäbe wesentlich erleichtern würde; doch
selbst mit Gefahr, seine Armee zwischen
zwei Feuer zu bringen, wollte der Feld'
marschall den bloß Bethörten der Be
wohner Wiens noch die Möglichkeit ge°
währen, zur Besinnung und Pflicht
zurückzukehren. Die in diesen Tagen sich
wiederholenden Deputationen aus der
Residenz wurden stets bedeutet, daß'die
Stadt ihr Schicksat in« Handen habe,
nämlich unbedingte Unterwerfung oder
Einnahme durch Sturm; mit dem Neichs«
tage als einer nach feiner Vertagung in
jeder Beziehung illegalen Behörde ward
in keine Unterhandlung getreten. Der
Stadt wurde eine 48stünoige Frist bis
zum 26. October gegeben, bis dahin den
Truppen jedes offensive Vorgehen gegen
dieselbe verboten und nur die Abnahme
der Waffen in den von ihnen besetzten
Ortschaften, die hermetische Adfchließung
der Stadt von jeder Verbindung nach
Außen anbefohlen. Da jedoch die Insur-
genten sich den Cernirungstruppen mt»
gegenstellten, ja sogar Ausfälle auf diese
unternahmen, so erging an die National» und Mobilgarden vorerst die Auffor-
derung, sich hinter den Linienwall zurück-
zuziehen, widrigenfalls die kaiserlichen
Truppen sofort zum Angriffe schreiten
würden. Ungeachtet dieses milden Ver-
fahrens kamen an einigen Linien die
Aufrührer dieser Aufforderung nicht nach,
so daß unter stetem Kampfe die kaiser-
lichen Truppen bis zum 26. den Augarten
bis zur Taborlinie den Prater und die
den Linienwällen zunächst gelegenen
Punkte besetzten. Am 27. October befahl
der Feldmarschall für den folgenden Tag
den allgemeinen Angriff. Am 28. Mor-
gens begab er sich mit seinem Haupt-
quartiere zur Spinnerin am Kreuz, auf
welchem Punkte man den größeren Theil
dieses selten ausgedehnten Schauplatzes
einer Schlacht übersehen konnte. Es galt
zunächst, m den Besitz der Leo.poldftadt,
dann den der Vorstädte Landstraße, Erd>
berg und Weißgärber zu gelangen..Durch
Scheinangriffe an verschiedenen anderen
Punkten wurden die Vertheidiger der
Stadt über den eigentlichen Angriffs«
punkt in Ungewißheit versetzt. I n der
Disposition zum Angriffe auf Wien be-
folgte der Fürst die schon bei der Unter-
werfung Prags vollkommen bewährten
Grundsätze, sich in Straßenkämpfe so
wenig als möglich einzulassen und durch
Gewinnung der Hauptcommunicationen
den übrigen größeren Theil insurg'rter
Städte von selbst fallen zu machen. Mit
dem Schlage 10 Uhr begann das
Kanonenfeuer von der Mariahilfer und
Lerchenfelder Linie. Die Scheinangriffe
an den Linien nahmen bald bei der
großen Kampfeslust der Truppen eine
ernstere Wendung, und nur die strengen
Befehle des Feldherrn verhinderten blu-
tige Straßenkämpfe. Bei der St. Marxer
Linie hatte gegen 1 l Uhr Mittags der
Banus von Croatien den Befehl zum
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon