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Windisch-Vrätz, Alfred Candid 26 Mindisch-Grätz, Alfred Candid
ausgestaltet wurde, erklärte der Für'
wiederholt, die Verantwortung nich
tragen zu können; die Opfer, welche sel
Kampf mit der Revolution gekostet, dii
Thaten, die er in demselben vollführt
wollte er — dies war seine Anschauum
— nicht umsonst gebracht wissen. Di
Geschichte wird einst die Acten über di
zwischen den leitenden Männern jene
Zeit in Oesterreich aufgetauchten und
durchstrittenen Fragen zu schließen, si
wird ihren Ausspruch zu fällen haben
Thatsache aber bleibt es, daß den Geg-
nern des Feldmarschalls, deren er, nach
seiner ganzen Haltung gegenüber der
europäischen Bewegung, nicht wenige
zählen konnte, in Wien und Olmütz
immer mehr Terrain eingeräumt, daß
die ernstere Wendung, welche der Feldzug
in Ungarn genommen, und die in den
Operationen eingetretene Krisis benützt
wurden, um den unbequemen Mahner,
den principienfesten Mann und entschie-
denen Charakter, von seiner in so man-
cher Richtung überwiegenden Stellung zu
entfernen. Die Berichte des kaiserlichen
Feldherrn über den Fortgang der Ope-
rationen waren allerdings nicht ent-
muthigend verfaßt; immerhin ließen sie
in allen
die Lage der Dinge, die zu gewärtigenden
Chancen und die Mittel, welche ihm zur
Durchführung seiner Aufgabe verfügbar
blieben, klar erkennen. Die mit der»
hälrnißmäßig geringem Kampfe und mit
ganz ungewöhnlicher Schnelligkeit er-
reichte Besetzung der Landeshauptstädte
Pesth-Ofen schienen in Olmütz zu optimi»
stischen Auffassungen geneigt zu machen.
Die Operationen des Feldmarschalls
gegen die in excentrischem Rückzüge be-
griffenen Insurgenten, dessen wiederholt
erfolgreiche offensive Rückschläge wäh-
rend der bis zum Falle Komorns oder bis zu dem gegen das Frühjahr zu ge-
wärtigenden Gintreffen von Verstärkuii'
gen nothwendig gewordenen Defensive
an der Donau wurden an maßgebender
Stelle nicht gewürdigt. Als der Feld»
marschH zur baldigsten Beendigung des
blutigsten Racenkampfes in Siebenbürgen
den Einmarsch der befreundeten russi-
schen Truppenmacht in dieses unglück-
liche Land veranlaßte, als er zum schleu»
nigen Fortschreiten seiner Operationen
die Besetzung Galiziens durch 30.000
Russen und die Heranziehung der kaiser»
lichen Garnisonen aus diesem Lande zu
seiner Armee beantragte, da wurde er,
der in einem sechsmonatlichem Kampfe.,,
gegen die Revolution (von März bis
October H848), angesichts Europas allein»
stehend in unentwegter Durchführung
seiner persönlichen Ueberzeugung, den
Erfolg geschaffen, im März 1849 als
seines Amtes nicht mehr mächtig befun»
den. I n seinem Abschiedsbefehle an die
Armee ääu. Olmütz 24. April 1849
schildert er seine Empfindungen, seinen
Ideengang nach der Abberufung. Ohne
wieder in öffentliche Wirksamkeit zurück«
zukehren, aber in stets jngendlicb frischer
patriotischer Theilnahme an den politi-
'chm und militärischen Vorgängen in
Oesterreich und Europa überlebte Fürst
Windisch'Grätz noch !4 Jahre dk
Ereignisse, während deren er eine weit»
ragende entscheidende Thätigkeit übte;
r^ vermochte den in seinem Vaterlands
ingeschlagenm politischen Weg, die zur
Durchführung gelangten organischen Ge«
staltungen nicht zu billigen und sprach und
chrieb manches warnende Wort. Im
Mhjahr 48150 wurde ihm auf den von
ilf TheresieN'Rittern und Generalen der
Zlrmee ohne sein Vorwissen gestellten
Antrag vom Capitel des Maria There»
leN'Ordens mit Einhelligkeit dör Stim°
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon