Seite - 28 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Windisch-Wolf, Band 57
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28 Windisch-Vrätz) Alfred Ccmdld
und die Stärke und den Trost tiefen
Gottesglaubens." Schreiber dieser Skizze,
welche auf Grund einer größeren histo-
rischen Arbeit des begeisterten Historio-
graphen der kaiserlichen Armee, Andreas
Grafen Thürheim, ausgearbeitet ist,
kannte den Fürsten persönlich und stand
ihm 1848 in einer militärischen nicht un-
wichtigen Angelegenheit in Olmütz gegen»
über. Der Feldmarschall machte den Ein-
druck einer imponirenden Persönlichkeit.
Gemessen, wortkarg, aber würdevoll in
seinem ganzen Wesen, war er im ge»
nannten Jahre der Einzige, der bald
nach dem berechtigten Freudenrausche
der Märztage die fremden Elemente ge»
wahrte, welche die erregte Stimmung
der Völker benutzten, um ein allgemeines
Chaos vorzubereiten und auf den Trüm«
mern ihr Huos 6A0 auszurufen. Der
Unentschlossenheit, ja Feigheit der admi-
nistrativen Behörden setzte er Kaltblut,
Energie und unbeugsame Willenskraft
entgegen. Er wußte, was er wollte: er
wollte den Kaiserftaat, der aus allen
Fugen zu weichen nahe daran war,
zusammenhalten, und er al lein hat ihn
damals zusammengehalten; denn durch
die Siege Radehky's wurden ja nur
die an den Kaiserstaat angegliederten,
aber nie organisch mit ihm uerbundüNM
italienischen Provinzen Venedig und
Lombardie, als
sie
in offene Empörung
ausbrachen, gebändigt, gewonnen war
damit nichts, als ein Stück glorreichen
Waffenruhmes, an dem es ja der öster»
reichischen Armee nie gefehlt hat.
.^ Stand der Familie. Fürst Windisch-Wrätz in
seinem Hause. Fürst A l fred W indis ch.
Grätz vermalte sich n«ch Familienmittheilung
am l7. (nach dem Gothaischen Gmealogi«
schen Hofkalenoer am tl',.) Juni l8N, also
nach vollendetem 30. Lebensjahre mit Prin»
zessm Eleonora, ältester Tochter des Fürsten
Joseph Schwarzenberg aus dossm Ehe
Böhmen, Generals der Cavallerie Grafen
Clam-Gallas, und durch eine eigene
Fügung des Schicksals ertönte der Don
ner derselben Geschütze von den Höhen
des Hradschins, wo der Verblichene kaum
44 Jahre früher dem Lande die Ruhe
gegeben und den Grund zur Erhaltung
der Monarchie gelegt. Hierauf erfolgte
die Ueberführung der Leiche in die
Familiengruft zu Tachau unter Beglei
tung von Abtheilungen des Regimentes
Fürst Wmdisch-Grätz'Dragoner, die von
Prag an zugsweise aufgestellt waren,
Am 3l. März wurden die irdischen
Uederreste des Fürsten von Officieren
seines Regimentes in der Familiengruft
beigesetzt; das 8. Huszaren-Regiment
Kurfürst von Heffen-Caffel, aus der
Stabsstation Klattau herbeigezogen,
erwies dem Feldmarschall die letzte
Soldatenpsticht. In der Sitzung des
22. März 5362 besprach der Präsident
des Herrenhauses, Fürst Karl Auers«
p erg, obwohl nicht auf derselben poli»
tischen Bahn mit dem Verstorbenen, deffm
Leben und Wirken in charakteristisch
bezeichnender Weise (S. 34). Die „Wiener
Zeitung", das Organ für conservative
Interessen, sagt an der Spitze des Blattes
Nr. 69 vom 23. März: „Feldmarschall
Fürst Windisch.Gratz ist diese Nacht
gestorben. Wie er durch das Leben
geschritten war, fest und unerschütterlich,
mit sich und seinem Wollen im Reinen,
seiner Aufgabe und seines Zieles sich
klar bewußt, und wie er dastand — ein
mächtiger Stamm, unberührt durch die
Stürme, die an den Aeften peitschten,
wie durch das Gewürm, das an den
Wurzeln nagte — so ist er auch im Tode
geblieben: ungebrochen und unverzagt
— wie ein Mann, der seinen Frieden
gemacht hat mit Gott, mit
sich und mit
der Welt, Zeugniß gebend für die Macht
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon