Seite - 30 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Windisch-Wolf, Band 57
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Windisch-GM, Alfred Candid 30 Windisch-Grätz) Alfred Candid
Einflusses entschädigen wollte, mit Gier in
Scene setzte, der FĂĽrst sich weigerte, seine
Creditactien verkaufen zu lassen, als ihr
Cours nahezu aufs Doppelte gestiegen war.
«„Ich habe sie genommen, weil man mir
sagte, die Gründung der Creditanstalt wäre
ein Vortheil fĂĽr den Staat"", entgegnete er
seinem Geschäftsführer auf den betreffenden
Vorschlag; „„Geschäfte macht kein Win-
disch-Grätz"". Nach diesen vorliegenden
Zügen edler und wahrhaft vornehmer Den»
kungsart führen wir einen weiteren Zug ruh«
render Treue und Anhänglichkeit an, die er
seinem einstigen FĂĽhrer und Vorgesetzten
unter allen, auch ungünstigen Umständen be-
wahrte : General der Cauallerie Baron
Kienmayer, bis t826 commandirender
General in Mähren, ein kriegerisches Ideal
aus der Knabmzeit des FĂĽrsten, sein erprobter
und glänzender Feldherr iiu Feldzuge 1809
bei den Streifzügen in Franken — derselbe
wĂĽrdige Veteran, dessen Name noch in den
letzten Lebenöstunden dos Feldmarschalls
Fürsten Windisch« Grätz unbewußt auf
dessen Lippen wiederkehren sollte— war wegen
einer unbedeutenden Ordnungöwidrigkeit beim
Ankaufe einiger ausrangirter Fuhrwesens« >
Pferde denuncirt, seiner hohen Stellung ent-
hoben, nach Wien citkt und in Untersuchung
gezogen worden. Er hielt sich, bis ins tiefste
gekränkl. in einem Gasthofe der Hauptstadt
als ein in Ungnade Gefallener, von aller
Welt gemieden, auf. Die ganze Armee war
von diesem NnglĂĽckefall ergriffen und betrĂĽbt.
Fürst Windisch - G rä ß, kau m in Wien
angelangt, richtete seine ersten Schritte zu
feinem alten hochverehrten Feldherrn und
fuhr en plsine paraä« bei ihm vor, um
ihm seine Ehrfurcht zu bezeigen. Tags darauf
bei seiner Ankunftsaudienz beim Monarchen
wurde er von diesem, dem mcht leicht etwas
unbekannt blieb, mit den Worten empfangen:
«Sie waren beim Kienmayer." Er ant-
wortete: „Ja. Eure Majestät! Ich habe rs
für Wicht gehalten, diesem Manne, d« sich
nm das kaiserliche Haus und die Armee so
unsterbliche Verdienste erworben hat, unter
allen Umständen meine unveränderte Ver<
ehrung zu bezeigen." Der Kaiser sah den
Sprecher fest an, schwieg und begann dann
von anderen Dingen zu reden. — Treffend und
charakteristisch ist eine Antwort, welche FĂĽrst
Windisch«Grätz einst in Gegenwart des
Staatskanzlers dessen Gemalin gab. Auf der
Neise nach Königswart hielten sich diese Beiden in Prag auf. und der commandirende
General, führte sie in ein in der Nähe der
Stadt gelegenes Caoallerie'Uebungslager. Die
FĂĽrstin Metternich. von dem malerischen
Eindrucke des Lagerlebens angeregt, lieĂź sich
die Phrase entschlüpfen: „»ls oomursnäs,
HU6 065 ok0568 1Z. VNUL Ă„-MULONt", worauf
ihr Fürst Win di sch ' Grätz antwortete:
„Oro^es-moi, Naäams, q,ue, cLla, L6rt on.
ooro Z. n,utr68 okoizes, et HU6 tou,s vo8
äip1oma.t«8 et leurs Maires ns tienärkient
M3 Wn^WlNPZ LllĂĽs oo YU6 Vc>U8 NĂśINN162
cles ^'eux 3,mus3.ntL."
I I I . Porträts, Medaillon und Statuette des
FĂĽrsten. Ein in Oel auf Elfenbein gemaltes
Miniaturporträt aus den ersten Jahren seiner
militärischen Dienstzeit, dessen Maler unbe.
kannt' ist. stellt den FĂĽrsten in Uhlanen.
uniform dar, mit dem Sterne des St. Hu»
bertusordens; es zeigt ihn mit gelocktem
blonden Haar und einem gleichfarbigen
schwachen Schnurrbart; die ZĂĽge haben noch
bis in seine letzten Lebensjahre einige Aehn»
lichkeit bewahrt. — Ein Portrat in Lebens«
groĂźe. KniestĂĽck von L ampi aus dem Jahre
181! oder l812, gleichfalls in Uhlanen«
uniform; im Hintergrunde seine Truppe sicht-
bar. — Ein Aquarell, ebenfalls von einem
unbekannten Meister, wahrscheinlich zur Zeit
der Vrrmälung des Fürsten tlil? gemalt,
also in dessen A>, Lebensjahre, stellt ihn ohne
Schnurrbart dar, den er bereitĂĽ i8l3 bei
seiner Beförderung zum Oberstlieutenant in
einem Chevaurlegers'Negimentc hatte ablegen
müssen; auch sind die Haare spärlicher, da er
sie frühzeitig verlor —Zwei Aquarelle aus den
DreiĂźigcr>Iadrl,'n, den FĂĽrsten in Generals-
uniform dcnstcllend. gehören zu dessen besten
Porträts. Die Maler beider sind unbekannt.
— Profilmedaillon vom Bildhauer Gerard
(sämmtlich in der Familie). -« Sehr gelungene
Lithographie von K rieh ĂĽber als kleines
Brustbild (seln selten). — Lithographie des»
selben KĂĽnstlers 18:>2 (Wien. Neumann.
Fol.). — Eine wenig gelungene Lithographie
oon Dautha g e nach Ä r i e h u bcr. — Zwei
Mignonstahlftiche, cincr von Mahlknecht,
der andere von C. von Frombeck. Beide
aus dem Jahre i848 und sehr selten. —
Eine kleine Statue des FĂĽrsten, uon Cauer
in Kreuznach, d^e nach dein Zeugnisse des
Fürsten Metternich ein wahres Meister«
werk ist. (Auö M etterni ch's nachgelassrnen
Papieren. VI I I . Schlußband S, 277 «ud
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon