Seite - 36 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Windisch-Wolf, Band 57
Bild der Seite - 36 -
Text der Seite - 36 -
Mindisch-GräH, Alfred Candid 36 Mindisch-Vratz) Alfred Candid
Monarchie, der Liberale wie der konservativ!
dankt ihm gleichmäßig den festen Voden, au
dem sie sich im offenen ehrlichen Kampfe be
gegnen können; und vor diesem Danke ver
stummt in besseren, auch bei der entschie
densien Festigkeit abweichenden Ueberzeugun
gen alle Verschiedenheit der Meinungen übel
den edlen Todten. Neben dem allgemeinen
Gindruck, den sein öffentliches Wirken in
diesem Sinne zurückgelassen, drängt sich aber
den Näherstehenden noch eine Fülle von
Zügen auf, die sein Leben zu einem unver-
geßlichen machen. Wie gerne verweilt oi,
GriRnerung bei seinem gemüthlichen Wohl
wollm. bei der edlen Treue, die seine Bezie.
hungen zu seiner Familie, seinen Freunden und
Anhängern bezeichnete, bei den ccht soldatischen
Gefühlen für das Heer. dem er mit allen Fibern
seines Wesen3 angehörte, bei seinem strengen
Pflichtgefühle, dessen Gebote ihm nie schwerer
wurden, als wo es galt zu strafen. Das
größte Opfer, welches er seiner Aufgabe ge
bracht hat, war die Strenge, wenn er ge-
zwungen wurde, sie anzuwenden. Er hatte sie
dort beseitigt, wo verbrecherischer Wahnsinn
seinem Herzen die tiefste Wunde geschlagen
hatte, wo er sie übte. übte er sie nur als
ernstes Gebot der Nothwendigkeit. Gegenüber
seinen besiegten politischen Gegnern kannte er
keinen Haß, und die Rache war ihm fremd,
weil ihm die Furcht stets fremd gewesen. Und
wie er lebte, so ist er gestorben: klar, einig
" mit sich selbst, mutdnoll, liebevoll, nicht
gleichgiltig gegen das Leben und die Güter,
die es ihm bot, aber gefaßt und ergeben —
ein echt christlicher Held. Mit treuer Ergeben«
heit richteten sich seine Gedanken an den
kaiserlichen Herrn, der an seiner Hand den
Thron bestiegen hatte, an das Vaterland,
das er gerettet, an die sociale Ordnung, die
rr vertheidigt, an die theueren Angehörigen,
die . er geliebt, an die zahlreichen Freunde
und Verehrer, für deren Jeden er ein
' ermuthigendes. wohlwollendes, unvergeßliches
Abfchiedswort hatte. Möge sein Andenken ge»
segnet und unvergessen bleiben; möge sein
Geist uns umschweben, denn es ist der Geist
des Muthes, der Ehre und der-Treue." —
Beileidstelegramm des ältesten Sol '
daten der Armee. Feldmarschall Graf
Nugent,. seit dem Jahre 4794 der kaiser«
lichen Armee und in seiner Doppeleigen«
schaft als Feldmarschall und Regiments«
inhaber damals noch der Activitat angehörig,
mithin jedenfalls der älteste Soldat der Armee, übersandte folgendes Telegramm:
„Des großen Todten treuester Freund be«
weint den Verlust für Kaiser. Armee, Ja«
milie und Nugent."
Xl . Zeitstimmen über den Feldmarschall Fürsten
Windisch-Vrätz. Es seien hier Aussprüche
einiger anerkannter hochgestellter militari-
scher und wissenschaftlicher Capacitäten über
das Wirken des Feldmarschalls Fürsten
W i n d i s c h ' G r ä h angeführt. So sagt
der Feldzeugmeister Ritter von Schön«
ha ls in seinen „Erinnerungen eines öster«
reichischen Veteranen" I I . Theil, S. l? l :
„Obgleich unsere Aufzeichnungen sich nur mit
jenen Ereignissen beschäftigen, bei denen wir
selbst Theilnehmer oder Augenzeugen waren,
so können wir doch einen Mann nicht mit
Stillschweigen übergehen, der sich neben dem
Feldmarschall Radetzky um die Wieder»
Herstellung der Gesetze, um die Wiederbefesti-
gung der Monarchie und um den Sieg des
Rechtes über Unrecht, Heuchelei und Ver«
rätherei die größten Verdienste erwarb. Dieser
Mann ist Feldmarschall Fürst W i n d isch-
Grätz, damals commanoirender General
des Königreichs Böhmen. Unter schmerzlichen
Opfern, die seinem eigenen Herzen die tiefsten
Wunden schlugen, hatte er eben erst einen
Aufstand in Prag unterdrückt, die alte Hauftb
stadt Bödmms o^r Anarchie entrissen, in die
sie zu stürzen drohte, und dir Ruhe wieder
hergestellt, als die Empörung Wiens und der
Aufruhr Ungarns auübrach. Schnell, eni>
schlössen, raffte er Alles, was an verfügbaren
Streitkräften ihm unter die Hand kam,
zusammen, erschien vor Wien, trieö einen
Einfall der Ungarn zurütt. d>e Ie laöiu
bis uor die Thore Wiens gefolgt waren,
nahm die Hauptstadt nach ziemlich lebhaftem
Widerstände und stellt? das Ansehen des
Kaisers wieder her. So sollte die Treue
und der rasche Entschluß eines Soldaten
abermals dir Monarchie retton." — Und Feld«
marschall'Zieutenant von Heller sagt in
seinem Werke „Der k k österreichische Feld'-
marschall Graf Radelzkn u s, w." (3tutt<
gart und Augsburg bei (5otta ttt'j«) H. :t?6
und 377, wie folgt: „Wie unbestritten aber
auch die großen Verdienste Radelzky's um
die Erhaltung des Tdrones bleiben, so erheischt
es doch die Billigkeit, auch jener hier zu ge«
denken, welche sich der Fcldmarschall Fürst
Wind isch . Gr ä lz für denselben Zweck
erwarb und die Geschichte nicht mit Still«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon