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Mmdisch-Grätz, Alfred Joseph Z7 MiMsch-Grätz^ Alfred Joseph
von da 186! als Commandant einer
leichten Cavalleriebrigade nach Brunn,
wo er nach einigen Monaten zum General
major aufrückte. Am 2!. März 3862
folgte er seinem Vater, dem Feld.
marschall, als Chef der Familie und erb»
liches Mitglied des Herrenhauses des
österreichischen Reichsrathes und der
Kammer der Standesherren des König»
reichs Württemberg, sowie im Besitze
der Herrschaften Tachau, Ktadrau,
Stsknä in Böhmen, Korlathköe in Nn»
gärn, Rohitsch in Steiermark und
Egloffs in Württemberg, mit deren Ver>
waltung er sich eingehendst beschäftigte,
ungeachtet seiner militärdienstlichen Tha>
tigkeit. Was diese letztere anbelangt, so
sorgte der Fürst ebensowohl für die tak-
tische Ausbildung seiner Truppe, als er
auch in hervorragender Weise auf den
Geist seines unterstehenden Ofsicierscorps
Einfluß nahm. Im Spätsommer 1862
nahm er seinen erblichen Sitz im Herren-
Hause des österreichischen Reichsrathes
ein, und in den Jahren 1863 und 1864
wohnte er der Versammlung der Standes«
Herren in Frankfurt am Main bei. Er
hielt stets eine streng conservative Rich»
iung und die rationalistische Bestrebungen
mißbilligende Stellung fest, so namentlich
in den Verhandlungen 1868 und 1869.
Anfangs Mai 1866 übernahm General»
major Fürst Windisch - Grätz das
Commando einer Brigade in der 'vom
Generalmajor und Generaladjutanten
des Kaisers Grafen Karl Coudenhove
befehligten dritten Reserve» Kavallerie»
Division der zum Kriege mit Preußen in
Böhmen aufgestellten Nordarmee. Am
3. Juli in der Schlacht bei Königgrätz
führte er eine glänzende Attaque an der
Spitze des 8. Kürassier-Regimentes Prinz
Karl von Preußen gegen die zur Verfol-
gung der kaiserlichen Armee stürmende preußische Reiterei aus. Das Regiment
erlitt ganz außerordentliche Verluste und
durchbrach den in mehreren Linien vor»
rückenden Gegner, einzelne Kürassiere
des Regimentes gelangten bekannter»
maßen bis in die Nähe des Königs von
Preußen. Erst leicht durch zwei Lanzen-
stiche der feindlichen Uhlanen verwundet,
wollte der Fürst eben sein zweites Regi«
ment Wrangel« Kürassiere zur Attaque
vorführen, als er durch eine Zündnadel,
gewehrkugel eine schwere Wunde in den
Unterleib erhielt. Das Regiment Preußen-
Kürassiere erlitt einen Gesammtverluft
von 21 Ofsicieren (darunter 3 iodt),
269 Mann und 363 Pferden, das Re-
giment Wrangel einen solchen von 3 Of>
ficieren, 109 Mann und 107 Pferden
(theils todt oder verwundet). Der schwer«
verwundete General wurde nach Rossitz
gebracht, daselbst von einem feindlichen
Officier, Namens Zastrow, als Kriegs-
gefangener erklärt und nach zwei Tagen
durch Iohanniter (unter dem Prinzen
Reuß) nach Horitz transportirt. Auf Ge-
heiß des Königs Wi lhelm von Preußen
leitete dessen Leibarzt Dr. Langenbeck
die Behandlung der schweren VerwuN'
düng. Das Bad Teplitz förderte die
weitere Genesung. Der Feldzug 1866
war der letzte, den er mitmachte, und
mit seiner Verwundung bei Königgrätz
schloß er seine Kriegsthätigkeit. Für sein
tapferes Verhalten vor dem Feinde er-
langte er, und zwar für die Feldzüge
1848 und 1849 das Ritterkreuz des
kaiserlich österreichischen Leopoldordens
und das Militär-Verdienftkreuz, beide
mit Kriegsdecoraiionen, für den Feldzug
1866 den kaiserlich österreichischen Orden
der eisernen Krone zweiter Classe mit der
Kriegsdecoration. 1867 betheiligte sich
der Fürst als ungarischer Indigena an
den Krönungsfeierlichkeiten zu Ofen und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon