Seite - 66 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Windisch-Wolf, Band 57
Bild der Seite - 66 -
Text der Seite - 66 -
Mindisch-Grätz, Karl Vincenz 66 Windisch-Grätz, Knrl Vinceug'
deutend zu lichten begann, nicht stören
ließen. In der Nähe des stark besetzten
Gebäudes aber wurde das Feuer so mör-
derisch, daß die Vorrückung ungeachtet
der Ermunterung des Obersten und der
Officiere für einige Momente ins Stocken
gerieth. Nockmals ging es vorwärts.
Plötzlich ritten in der linken Flanke feind-
liche Huszaren, die bis dahin durch die
Cultur verdeckt geblieben waren, zur
Attaque vor. Zur Formirung von Car«
ros fehlte es an Zeit, aber Klumpen bil>
deten sich im Augenblicke, durch welche
die feindlichen Reiter, ohne Schaden zu
thun, hindurch jagten, sofort das Weite
suchend, da die nachgesendeten Schüsse
ihnen erhebliche Verluste beibrachten.
Durch diese Abwehr der Kavallerie war
aber die Ordnung der Truppe gebrochen.
Das erste Bataillon stand in regellosen
Klumpen, versperrte dadurch den Weg
dem nachgerückten Grenadierbataillon
und bildete zugleich die Zielscheibe der
näher gekommenen, zur Seite des Hauses
gsstandenen feindlichen Infanterieabthei»
lungen. An eine Herstellung der Ord'
nung unter dem mörderischen feindlichen
Feuer war nicht zu denken; es blieb
daher nichts übrig, als die Truppe zurück-
zuziehen. Diese rückgangige Bewegung
wußte der Feind vortrefflich zu benutzen.
Er ließ starke Tirailleurschwärme vor«
rücken, die den Weichenden auf dem Fuße
folgten und sie nicht mehr zum Stehen
kommen ließen, indem die Tirailleurs im
heftigen Angriffe vordrangen, sobald von
unserer Seite ein Versuch zum Halten
gemacht wurde. Der Rückzug ging auf
diese Weise bis an die steinerne Brücke
von Guidizzolo. Die beiden Bataillone
waren bedeutend geschwächt, die Mann-
schaft herabgestimmt und ermüdet, aber
ihr Oberst behielt Fassung, Kaltblut und
Entschlossenheit und wandte alle Beredt- samkeit zur Ermunterung seiner Truppe
an. Mit abgezogener Kopfbedeckung
dankte der Oberst den Officieren für ihre
kräftige Einwirkung auf die Mannschaft
während des ersten Versuches und sprach
es aus, glücklich zu sein, einem Officiers-
corpS vorzustehen, das ihn bei seinem
Bemühen, die österreichischen Waffen zu
Ehren zu bringen, so kräftig unterstützte.
Der Mannschaft wurde dabei keine Er»
wähnung gethan; sie aber verstand das
Schweigen; sie wiederholte kräftig aus
voller Brust das von den Officieren ihrem
Obersten ausgebrachte Lebehoch! Aber
ihr Geist war wieder gehoben. Der zweite
Versuch eines Sturmes auf Cascmuova
durch Khevenhüller-Infanterie sollte und
konnte kein Handstreich mehr sein. Die
Bataillone waren schon zu schwach, den
Angriff für sich allein zu wiederholen.
Auf Anordnung des Corpscomman»
danten Feldmalschall»Lieutenants Ed.
mund Fürsten S
ch
warzenberg w u rde
der Angriff mit normalen Mitteln »und
mit gehöriger Nuterstützung eingeleitet.
Es sollten die Brigaden Baltin und
Wetzlar den Angriff als Reserve mlt-
machen, denn Fürst Wind isch^G ratz
ließ es sich nicht nehmen, mit seiner
Truppe wieder an der Spitze desselben
zu stehen. Ehe diese Verfügung getroffen
worden, waren schon die zwei Bataillone
Khevenhüller zu erneuertem Angriffe
geordnet. Derselbe war diesmal auch kein
vereinzelter. Alle disponiblen Truppen
der ersten Armee mußten noch einen
letzten Offensivstoß versuchen. Es war
etwa halb vier Uhr, als das Signal hiezu
auf der ganzen Linie ertönte. Die zwei
Bataillone unter Fürsten W indisch.
Grätz brachen, in Bataillonscolonnm
formirt, mit einem „Hurrah" aus ihrer
Stellung. Das Angriffsobject war wieder
Casanuova. Bis auf 80 Schritte vor
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon