Seite - 68 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Windisch-Wolf, Band 57
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68 Mindisch-Grätz^ Karl Vinccnz
Windisch^Grätz hatte sogar, schon am
Boden liegend, noch eine Kopfwunde
durch einen Säbelhieb erhalten. Ein Me»
daillon mit dem Bildnisse seiner Ge-
malin, der Fürstin Mathi lde, sowie
auch die anderen Prätiosen, Uhr mit
Kette, Ringe u. s. w., waren in die
Hände des Feindes gerathen. Oester-
reichische Truppen des 3. Armeecorps
fanden den bereits entseelten Körper
später, entblößt von Allem, in dem Hause
eines Signor Bonfigl io. Der Prinz
hatte in diesem Hause zufallig Tags
zuvor gefrühstückt und wurde, als man
ihn zu Tode verwundet dahin brachte,
von den Hausleuten erkannt. Aus den
Aeußerungen derselben entnahm man mit
Bestimmtheit, daß der Oberst zwar ohne
Bewußtsein, aber doch noch lebend in ihr
Haus gebracht worden war und erst nach
zwei Stunden seine Seele aushauchte.
Am Morgen des 23. Juni frug ein fran»
zofischer Oberst nach der Leiche des
Prinzen und gab den Auftrag, dieselbe
abgesondert zu beerdigen. Die Familie
Windisch-Gratz erhielt durch eine Mit-
theilung des Kaisers Louis Napo-
leon I I I . die erste bestimmte Kunde von
dem Verluste des Prinzen. Der fran»
zosische Parlamentär, welcher den Todten-
schein desselben in das Hauptquartier
des österreichischen ersten Armeecorps
überbrachte, war zugleich die erste Ini°
tiative zum bald darauf erfolgten Waffen»
stillstand und Frieden. Dem Wunsche der
Familie gemäß hob am 12. Juli 1839
ein Officier des Regimentes im Friedhofe
zu Guidizzolo die Leiche aus und über-
führte sie standesgemäß nach Böhmen,
wo sie am 19. Juli in der Familiengruft
zu Gemmscht feierlichst beigesetzt wurdez
Die Absicht, dem Dahingeschiedenen an
Ort und Stelle ein großartiges Monu-
ment zu sehen, ließen die fürstlichen Brüder fallen, da, nachdem der Boden
Feindesland geworden, ein auffallendes
Monument vielleicht zu Verunglimpfun.
gen desselben geführt hätte. So wurde
an der Stelle, wo der Fürst den Helden-
tod gefunden, nur ein einfaches Denk»
zeichen aus Stein errichtet. Dasselbe
steht, in der Form eines Kreuzes, auf
einem Sockel, 80 Schritte östlich vom
Meierhofe Casanuova an dem D^lrch'
schnittspunkte zweier Feldwege und führt
die Inschrift: „Dem am 24. Juni i8ä9
hier heldenrnüthig gefallenen k. k. Ober»
sten K a r l Fürsten zu W indi sch ° Gräh.
Von seinen Brüdern." Sämmtliche dem
Prinzen durch die Franzosen abgenom-
menen Gegenstände, nämlich .das Me»
daillon, die Uhr, die Ringe u. s. w., sind
durch die Vermittlung der k. k. Gesandt-
schaft wieder in den Besitz der fürstlichen
Familie gelangt. Prinz Kar l hatte sich
am 12. September 1837 mit seines
Oheims, des Fel d m ar schall s A l f r e d
jüngster Tochter Prinzessin Math i lde
Eleonore Aglaii vermalt, und wenige
Monate zuvor, als der Gatteden Helden-
tod fürs Vaterland gefunden, schenkte
ihm (13. März 1ND) die Gattin ein Töch.
terlein, Eleonore, das im Alter von
zehn Jahren (12. April 186!)) starb.
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schrift. Redigirt und herausgegeben uon
V. Stref f leur (Wien, StaatSdruckerei,
schm. 4".) I. Jahrg. (l86<,) Bd, I I . S. 263
u. f.: „Tod des Obersten Karl Fürsten zu
Windisch'Gratz in der Schlacht von Sol>
ferino". — Hirtenfeld (I.). Oesterrreichi'
scker Militär «Kalender für das Jahr !860
(Wien, kl. 8») XI. Jahrg. S, l -u ) : „Zur
Lebensskizze deü Oberstm Prinzen Karl zu
Windisch.Grüy". — Ab e n d b l a t r der
„Wiener' Zeitung". 26. September l8«<>.
Nr. l46, S, 38?.- „Der Too des Obersten
Karl Fürsten Windisch'Gräh", — Gratzer
Zeitung. 1860. Nr. 228, unter sen ..Ver«
mischten Nachrichten". — Selbst der Feind
ehrte die Tapferkeit des Fürsten. Unter
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon