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Minterfteller, Rupert 99 Minterfteller, Rupert
Wien im Februar 4809 ward auch er,
der überhaupt als höchst zuverlässiger
Mann galt, von «dem Sandwirth ins
Geheimniß gezogen und im Stillen für
das große Werk der Befreiung Tirols
von dessen Zwingherren mitzuwirken, auf-
gefordert und sofort gewonnen. Die Zeit
bis zum l l . April, wo er von Hofer
die Nachricht erhielt „jetzt geht es los",
benutzte er, Kriegsvorräthe und Freunde
zu sammeln. So war er im Stande,
noch am Abend desselben Tages den
Z80 Mann starken bayrischen Posten bei
St. Johann ohne Geräusch aufzuheben.
Nun zum Schützenmajor des Land
gerichtes Kitzbühel ernannt, zog er zur
Belagerung Kufsteins und später zur
Deckung der Grenze nach Kössen. Als
dann am l l. Mai Nachmittags die Nach»
richt eintraf, daß der Paß Strub soeben
vom Feinde genommen worden sei, brach
er augenblicklich mit seinen zwei Kirch'
dorfer Compagnien und den Schützen
von Köfsen gegen Waidring auf, in
dessen nächster Nähe sich dieser Paß be»
findet. Aber schon im Heiminger Walde
begegnete er den Iochberger und Kitz'
büheler Schützen, welche nach Helden
müthiger Vertheidigung des Passes sich
kämpfend von Waidring zurückgezogen
hatten. Es war bereits spät Abends.
Wahrend der Nacht forschte Winter»
steller mit großer Lebensgefahr Stel»
lung und Stärke des Feindes- aus und
entwarf dann mit dem Hofcommiffär
von Rösch mann einen Plan, wie der
Feind bis zum Eintreffen der erforder»
lichen., durch kaiserliches Militär in Aus>
ficht gestellten Verstärkungen mit Erfolg
aufzuhalten sei. Die Höhen des engen
Thales wurden zu beiden Seitett mit
sechs Schützen-Compagnien, denen sich
noch während der Nacht die Sturmmann«
schaft des Landgerichtes Kitzbühel an« schloß, im Ganzen mit etwa 2000 Mann
besetzt, während die feindliche Macht
mindestens sechsmal stärker war. Wiw
tersteller entwickelte bei Ausführung
dieser Vertheidigungsmaßregeln eine ge-
radezu unglaubliche Thätigkeit; er war
an allen Orten, bestimmte die wichtigsten
Punkte, feuerte die Leute an, er war
überall der Erste und der Letzte. Schon
sehr früh am Morgen des 12. Mai be-
gann die bayrische Colonne die Straße
entlang vorzurücken; als sie in den
Schußbereich der Tiroler Schützen kam,
begännen diese zu feuern; jeder Schuß
traf sein Ziel, besonders die feindlichen
Kanoniere und Dragoner empfanden die
gefährliche Wirkung des Schützenfeuers.
Wiederholte Versuche der Bayern, vorzu-
dringen, wurden von unseren Schützen
immer blutig zurückgewiesen. So hatte
der mörderische Kampf bereits mehrere
Stunden gedauert, als er in unerwarteter
Weise eingestellt ward; schon machte sich
Mangel an Pulver und Blei fühlbar, ein
Sturmangriff ohne Schießgewehr war*
unausführbar, die zugesagte und mit Zu«
verficht erwartete militärische Unter«
stützung blieb aus, und General Wrede
machte schon Anstalten, mit seiner Truppe
die braven Tiroler zu umringen; unter
solchen Umständen blieb Winterftel ler
nichts übrig, als seinen Kampf einzu«
stellen. Nachdem er noch eine zweite Auf-
stellung am Aberg, etwa eine halbe
Slunde rückwärts vom Kampfplatz,
jedoch erfolglos versucht hatte, begann er
langsam zurückzuweichen. I n diesem
Gefechte, welches von 4 Uhr Morgens
bis 11 Uhr Mittags dauerte, fielen über
hundert Tiroler, der Verlust der Bayern
aber betrug das Fünfzehn fache. Da Letz-
tere wußten, daß bei diesem Kampfe die
Kirchdorfer besonders thätig gewestn und
deren Anführer ein Angehöriger desselben
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon