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Mirkner, Ludwig
misticum Adam Graf Reviczky Hof.
kanzler. Wirkn er arbeitete in jener Zeit
im Bureau des damaligen Hofrathes,
späteren Vicekanzlers Baron M a l o-
nyay, welcher ihn dem Hofkanzler
Grafen Reviczky vorstellte. Letzterer
erwählte ihn 1828 zum Begleiter auf
seiner Reise in das Borsoder Comitat,
dessen Obergespan er war, und dann in
das Bad Szlihäcs, wo Wirkn er, als er
sich eines abgewiesenen Bittstellers warm
annahm, der sich später als Waffen-
kamerad des Hofkanzlers herausstellte,
seinem Vorgesetzten, der bereits Ver-
trauen zu seinem jungen Beamten gefaßt
hatte, näher trat. Graf Reviczky, am
kaiserlichen Hofe eine xs^ona Z-ratis-
«ima, welcher bei den damaligen heiklen
Verhältnissen mit Ungarn immer vermit-
telnd wirkte, bediente sich bei nicht un-
wichtigen Angelegenheiten des gewandten
Wirkn er, der dadurch mit dem Staats-
kanzler Fürsten M ette r n i ch in Berüh-
rung kam. Dieser erkannte sofort, daß
er in Wirkn er eine Persönlichkeit ge>
winnen könne, welche ihn über die
intimsten Verhältnisse Ungarns im Lau-
fenden erhalte, und zog ihn in seiner ge»
wandten ftaatsmännischen Liebenswür»
digkeit bald so an sich, daß derselbe, viel-
leicht ohne es selbst zu wissen, ein wich-
tiger Vertrauensmann des Staatskanz-
lers wurde, den er wie ein besoldeter
Agent über die wichtigsten Vorkommnisse
in Ungarn, mochten sie Personen oder
Parteien oder amtliche Verhältnisse be»
treffen, aufklärte, so daß er manchen
Schachzug ermöglichte, den der Fürst
Staatskanzler bei den sich steigernden
Verwicklungen mit Ungarn that. Nach
des Grafen Reviczky Rücktritte 1836!
war Fidelis Graf Palf fy dessen Nach-
folger auf dem Kanzlerposten, und W i r k-
ner lehnte die ihm angetragene Stelle Wirkner, Ludwig
des Leiters des Präsidialbureaus ab und
wurde mit dem Referate eines Departe-
ments betraut. I n dieser Stellung
! wohnte er den Verhandlungen des für
die Entwicklung der politischen Verhält-
nisse Ungarns so wichtigen und erfolg-
reichen i840er Reichstages bei, nach
dessen Beendigung er von dem Fürsten
Metternich zu einer Reise nach Florenz
ausersehen ward, um dort die peinlich
zerrütteten sinanciellen Verhältnisse Re°
viczky's, der damals den Kaiserstaat
am toscanischen Hofe vertrat, zu ordnen,
was er auch mit dem Betrage von
40.000 fl. vollkommen ausführte. Nun
finden wir ihn auch auf den folgenden
Reichstagen 1841/42, 1842/43 sozu°
sagen als geheimen, zwischen den Par-
teien vermittelnden Agenten mit mehr
oder minderem Erfolge thätig. Er ver-
kehrte damals viel mit Kosfuth, wel-
cher sich
gerade bemühte, die Bewilligung
zur Redaction eines größeren politischen
Blattes zu erhalten, worauf dieser, als
ihm dies nicht gelang, den Weg der später
so unheilvoll sich gestaltenden Agitation
betrat. Indessen beobachtete W irkn e r
die Entwicklung der Zustände in Ungarn
und erstattete auf Geheiß des Fürsten
Metternich im December l843 einen
freimüthigen Bericht über dieselben, wel«
cher sich in seinen „Erlebnissen" S. !46
bis 137 abgedruckt findet. Auf neuerliche
Aufforderung des Staatskanzlerö legte
er seine Ansichten darüber, wie den von
ihm in obiger Denkschrift geschilderten
Uebelständen abzuhelfen sei, in einer
zweiten Denkschrift vom 3l). Jänner
1844 nieder, welche gleichfalls in den
«Erlebnissen" S. 137—162 steht. Durch
diese Schriftstücke gewann er so sehr das
Vertrauen des Fürsten Staatskanzlers,
daß ihn dieser nun in allen Ungarn be-
treffenden Fragen entweder mündlich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon