Seite - 128 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Windisch-Wolf, Band 57
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Wismayr . 128
2 Theile (Salzburg 1796, 2. Aufl. ebd.
l803', 3. Aufl. München i8W) erschien,
von Seite der Kritik in sehr anerkennen-
der Weise aufgenommen, im engsten
Kreise der Zunft aber mannigfach bean»
ständet wurde. Diesen literarischen Streit
mit allen seinen Kleinlichkeiten schildert
Wagner gleichfalls in der schon citirten
Biographie Wismay r's. Während man
aber die Einführung der „Grundsätze"
als Lehrbuch in Salzburg anfocht, wur-
den dieselben in den Schulen Bayerns
und der Pfalz eingeführt. Wismayr
arbeitete schon in jener Zeit, also bor
nahezu 90 Jahren, darauf hin, das
Fremdwort in unserer Sprache zu ver-
meiden. So verdeutscht er die damals
üblichen Ausdrücke Verbum mit „Nede-
wort", Substantiv mit „Nennwort",
Pronomen mit „stellvertretendes Nenn-
wort". Jean Paul, der die damals be»
liebten Verdeutschungsversuche der gram»
malischen Terminologie in witziger Weise
verspottet, räumt unserem Wismayr
einen Platz im „Landtage der deutschen
Sprachlehrer" ein. Diesen „Grundfähen"
ließ Wismayr als nächstes Werk die
„Ulritn deutsche Sprachlehre kür öffentliche Dur-
bereitMgszchulen und den Prilllltimterricht"
(Salzburg t777, Zaunrieth) folgen.
Diese wurde schon in 1. Auflage in
Bayern und der oberen Pfalz als Lehr«
buch eingeführt. Das Buch, das mit der
3. Auflage unter dem Titel „Vehrknch der
deutschen spräche" erschien, erlebte bis 1824
nicht weniger denn neun Auflagen und
war viele Jahre hindurch in zahlreichen
Schulen Suddeutschlands als Lehrbuch
verbreitet.' W i sm a y r's nächste Schrift:
„MW und Früchte", 2 Bändchen (Salz.
bürg 4797 und 1798) sollte jugendlichen
Talenten, namentlich Studilenden Ge-
legenheit bieten, ihre poetischen Versuche
dem Publicum vorzulegen. Wismayr lieferte dafür eigene Beitrage; im ersten
Jahrgange finden sich auch Melodien von
I . Mich. Haydn, A. I . Emmert und
PH. Schmalz. Im Jahre 1799 erfolgte
seine Beförderung zum Oberpräfecten
des Rupertinums mit der speciellen Auf-
gabe, die Erziehung der drei Enkel des
Grafen Giusti aus Verona zu leiten,
welche ihm auf Empfehlung des Grafen
Ioh. Nep. Lodron übertragen wurde.
Doch diese Function war von kurzer
Dauer, da, als einer der Zöglinge an
den Pocken starb, die beiden anderen nach
Italien zurückkehrten. Aber verschiedene
Unannehmlichkeiten, welche mit dieser
Angelegenheit in Verbindung standen,
verleideten ihm, wie Wagner meint,
die Oberpräfectenstelle. und da er eben
mit der Redaction der „Ephemeriden der
italienischen Literatur" (Salzburg, 8'^.),
wovon 1800—1803 acht Bände erschie-
nen sind, beschäftigt war, gab er diese
als Ursache an, die ihm sein ferneres
Wirken am Rupertinum so erschwere,
daß er um die Enthebung von seinem
Posten ersuchte, die ihm denn auch in
anerkennenden Worten am 31. December
1802 gewährt wurde. Als 5799 Hüb«
ner einen Ruf nach München als Aka«
demiker und geistlicher Rath angenommen
hatte, führte Wismayr bis Ende des
Jahres die Redaction der „Oberdeutschen
Literatur<Zeitung", die dann in Mün»
chen erschien. Da erfolgte mit einem
Male seine Berufung als General»
Schulen« und Studiendirectionsrath ins
bayrische Ministerium des Innern, bei
welcher wohl sein alter Freund Hüb-
ner, der sich der besonderen Gunst des
damals so mächtigen Ministers Mont«
gelas erfreute, die Hand im Spiele
gehabt haben mag. So kehrte er denn
nach fünfzehnjähriger Amtsthätigkeit in
Salzburg in seine Heimat Bayern zurück,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon